Ückeritzer Fragmente V
Ückeritz, Ferienhaus Strandidyll, 23.08. 2023
08.48 Uhr
Brutal krachte die Sonne heute morgen auf den Tisch vorm Haus. Selbst die vier weißen Stühle, die ihn umstellten, schienen nach Schatten zu rufen. Lange könnte ich hier wohl nicht sitzen bleiben, denn auch, wenn ich den Sommer, die Hitze, die Sonne liebe und nicht so schnell verbrenne, wie andere Menschen, mit heller Haut, rotem oder blondem Haar, selbst ich freute mich über jedes noch so kleine Wölkchen, das das Licht etwas abschwächte und das heiße Drücken der Sonnenstrahlen auf die Haut für wenige Momente unterbrach. Immer blickte ich zum Himmel, suchte vorsichtig den hellsten Punkt, der für die Augen so gefährlich ist, um nachzusehen, wann der nächste Schatten kommt, wann sich eine Wolke vor den lebenserhaltenden aber auch alles zu vernichten vermögenden Planeten schiebt und Erleichterung bringt. Und als ich gerade drauf und dran war, den Tisch vier Meter weiter nach rechts zu tragen, in den Schatten den der Flachbau gegenüber des unseren stellte, kam ein großes weißgraues Wolkenfeld, wie eine dicht aufgestellte Gruppe wandernder Wassertropfen, die Mitleid hatten mit mir und ich konnte bleiben wo ich war und ich konnte rauchen und arbeiten ...
Arbeit … als ob Schreiben Arbeit ist. Oder ist Schreiben Arbeit, für einen, der sich Autor schimpft? Als ich Klempner lernen musste, war das, was ich acht Stunden am Tag zu verrichten hatte, Arbeit. Gehasste Arbeit. Als ich dann nach nicht bestandener Lehrprüfung hinschmiss, um mir einen ordentlichen Job zu suchen, ungelernt und nur mit Hauptschulabschluss ausgestattet, und mir nichts weiter blieb, als an einer Jugend-ABM teilzunehmen, war das Arbeit. Mehr oder weniger. Arbeit, die ich nicht ganz so hasste.
Um diesen Beitrag lesen zu können, musst du Mitglied werden. Mitglieder helfen uns, unsere Arbeit zu finanzieren, damit wir langfristig bestehen bleiben können.
Zu unseren Paketen (Öffnet in neuem Fenster)
Bereits Mitglied? Anmelden (Öffnet in neuem Fenster)