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TikTok: Die rechte Propaganda-Maschine

Wie die AfD und Co. auf TikTok die Jugend manipulieren

Es ist kein Geheimnis mehr: Die AfD und andere extrem rechte Gruppen nutzen TikTok systematisch, um ihre menschenverachtenden Ideologien zu verbreiten. Doch nur wenige Menschen wissen, wie tief diese Propaganda wirklich geht und wie sie die Jugend infiltriert. Es ist höchste Zeit, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die perfiden Methoden der extremen Rechten auf TikTok aufzudecken.

Rechte Inhalte und Narrative auf TikTok

Nazi-Symbole und Hetzparolen

Auf TikTok posieren Jugendliche in rechtsextremen Outfits: Sonnenrad-Ketten, Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln, die an die Baseballschläger-Nazis der 90er erinnern, und Kleidung von Marken, die Nazi-Symbole wie den Reichsadler oder SS-Totenköpfe tragen. Reichsflaggen dienen oft als Hintergrund für ihre Videos. Auch Lieder von Rechtsrockbands wie Landser und Reden von bekannten Nazis werden verbreitet. Ein besonders verstörendes Beispiel ist ein 16-jähriges Mädchen, das cool und lasziv zu einer mit Musik unterlegten Rede von Joseph Goebbels lipsynct. Nach den Novemberpogromen 1938 spricht sie in die Kamera: „Einmal wird unsere Geduld zu Ende sein, und dann wird dem Juden das freche Lügenmaul gestopft werden.“

Nationalismus und Rassismus

Die AfD verbreitet auf TikTok die Botschaft, dass Deutschland von innen bedroht ist und „echte Patriotinnen“ verfolgt werden. Sie propagiert die Vorstellung, dass echte deutsche Werte und Kultur verloren gehen und dass eine „Umvolkung“ stattfindet, bei der die „ursprüngliche Bevölkerung“ durch Ausländerinnen ersetzt werde. Diese Narrative zielen darauf ab, Ängste zu schüren und Hass zu verbreiten. In einem Video wird ein Spaziergang durch eine deutsche Stadt gezeigt, in der nicht-weiße Menschen zu sehen sind, begleitet von trauriger Musik und der Frage: „Walking in Germany, what do you notice?“ Die Kommentare darunter sind durchweg rassistisch und fremdenfeindlich.

Ethnopluralismus und „Remigration“

Ein weiterer zentraler Bestandteil der rechtsextremen Propaganda auf TikTok ist der sogenannte Ethnopluralismus. Diese Ideologie besagt, dass die verschiedenen „Völker“ in ihren angestammten Lebensräumen bleiben und nicht migrieren sollten. Vermischung der Völker sei schädlich. Die AfD fordert daher die „Remigration“ von migrantisierten Menschen, selbst wenn sie in Deutschland geboren sind. Sofern eine willkürlich festgelegte „Integration“ nicht gelungen sei, müssten Einbürgerungen überprüft und gegebenenfalls rückgängig gemacht werden. Diese Forderungen zielen darauf ab, Migrant*innen als Bedrohung darzustellen und rassistische Vorurteile zu stärken.

Völkisches Denken und toxische Männlichkeit

Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, spricht nicht von der Volksgemeinschaft, sondern von der „Gemeinschaft der Ähnlichen“. Durch Begriffe wie Kultur, Tradition und Erbe wird verschleiert, dass damit eine rassische und genetische Ähnlichkeit gemeint ist. Gleichzeitig propagiert die AfD ein Bild von Männlichkeit, das junge Männer dazu auffordert, härter und „männlicher“ zu werden, um Erfolg zu haben. Frauen und die Queer-Bewegung werden als Bedrohung für die traditionelle Familie dargestellt. Frauen sollen sich auf ihre nährenden und fürsorglichen Funktionen beschränken, während Männer die Entscheidungen treffen sollen.

Antisemitismus und Verschwörungstheorien

Die AfD verbreitet auf TikTok antisemitische Verschwörungstheorien, wonach globale Eliten, getrieben von „Gier“ oder „Rache“, an der Zerstörung Deutschlands arbeiten. Diese Narrative greifen klassische antisemitische Chiffren auf und werden ständig wiederholt. Ein besonders perfides Beispiel ist das Verschwörungsnarrativ vom „Großen Austausch“, wonach eine gezielte „Umvolkung“ durch transnationale Eliten stattfinden soll.

Die Methode: Masse statt Klasse

Spam-Netzwerke und Propaganda-Maschinen

Der rechtsradikale Stratege Erik Ahrens nutzt TikTok, um ungefiltert Propaganda zu verbreiten. Er hat ein Netzwerk aufgebaut, das kontinuierlich rechtsextreme Inhalte produziert und teilt. Seine „TikTok-Guerilla“ sorgt dafür, dass AfD-Reden in einminütige Clips geschnitten und massenhaft verbreitet werden. Dies geschieht durch eine Armee von Sympathisant*innen, die diese Videos mit Filtern und emotionaler Musik versehen, um sie möglichst attraktiv zu machen. Ahrens beschreibt TikTok als „90 Minuten in deren Gehirn, wo man reinsenden kann“.

In seinen Workshops erklärt Ahrens, wie sich auf TikTok schnell und einfach Content produzieren lässt. Dazu gehört der Aufbau eines Spam-Netzwerks, das kontinuierlich Videos produziert und teilt. Reden von AfD-Mandatsträgerinnen werden so aufbereitet, dass sie sich in einminütige Clips schneiden lassen – jeder mit eigener Dramaturgie und eigenem Call-to-Action. Diese Clips werden dann von Sympathisantinnen-Accounts verbreitet, mit Filtern oder emotionaler Musik unterlegt, billig geschnitten und möglichst schnell hochgeladen – wieder und wieder.

Jugendängste ausnutzen

Die AfD versteht es, die Sorgen und Ängste der Jugend gezielt anzusprechen. Laut einer Jugendstudie (Öffnet in neuem Fenster) sind die größten Sorgen der jungen Generation:

  1. Inflation (65%)

  2. Krieg in Europa und Nahost (60%)

  3. teurer / knapper Wohnraum (54%)

  4. Spaltung der Gesellschaft (49%)

  5. Klimawandel (49%)

Die AfD bietet einfache Antworten auf diese komplexen Probleme (Öffnet in neuem Fenster) und nutzt populistische Narrative, um ihre Botschaften zu verbreiten. Diese simplen Lösungen wirken besonders auf Jugendliche, die sich nach einfachen Antworten sehnen.

Ein Beispiel: Alice Weidel behauptet in einem TikTok-Video, der Euro sterbe und der Wohlstand stehe im Feuer. Ein Fan-Account hat den Text „Unsere letzte Hoffnung“ in das Video montiert – eine Anspielung auf ein Wahlplakat der NSDAP. Solche Videos verbreiten düstere Szenarien und einfache Lösungen, die junge Menschen ansprechen sollen. Rene Springer, ein AfD-Bundestagsabgeordneter, erklärt in einem Vlog-Stil-Video, dass die Regierung das deutsche Volk „komplett aus den Augen verloren“ habe und eine „inländerfeindliche Politik“ betreibe. Migrant*innen werden als Sündenböcke für wirtschaftliche und soziale Probleme dargestellt.

Auch der Nahostkonflikt wird genutzt, um Ängste zu schüren. Alice Weidel spricht in einem Video von dem „Gewaltpotential“, das man sich aus muslimisch/islamisch geprägten Staaten ins Land hole. Sie behauptet, dass Frauen in Deutschland wie „Freiwild“ rumlaufen würden und den „gewaltaffinen Männergruppen“ überlassen würden, die ungebremst ins Land gelassen werden. Solche Aussagen zielen darauf ab, Angst und Hass zu verbreiten und einfache, aber falsche Lösungen zu bieten.

Abwertung von Frauen und Queerness

Frauenrechte, Emanzipation und die Queer-Bewegung werden von der AfD als Verfallserscheinungen dargestellt, die die traditionelle Hetero-Familie erodierten. Frauen sollen sich vor allem nährenden und fürsorglichen Funktionen widmen, während Männer die Entscheidungen treffen sollen. Junge Männer werden angesprochen, indem ihnen eingeredet wird, dass sie nur „männlicher“ werden müssten, um Erfolg zu haben – sowohl wirtschaftlich als auch sexuell. Linke Lehrer und andere Autoritätsfiguren würden dies jedoch aktiv sabotieren.

Normalisierung von rechtsextremen Positionen

Die AfD versucht, ihre extremen Positionen zu normalisieren, indem sie behauptet, nicht rechts zu sein, sondern dass die anderen Parteien weit nach links gerückt seien. Früher seien rechte Positionen „normal“ gewesen; missliebige Personen würden in die rechte Ecke gedrängt, um sie mundtot zu machen. Dieses Narrativ soll die eigene Position relativieren und akzeptabel erscheinen lassen.

Eine Dokumentation von “Hashtag Media” mit dem Titel: „Reclaim – Der Kampf um die Demokratie auf TikTok”

Wie Rechtspopulisten TikTok nutzen und welche Auswirkungen das hat: ein tiefer Einblick in die Strategien von AfD und FPÖ

TikTok ist die am schnellsten wachsende Social Media App, und ihre Bedeutung in der Politik nimmt rasant zu. Besonders in Deutschland und Österreich gewinnen Politiker der AfD und FPÖ an Popularität und nutzen die Plattform erfolgreich, um ihre Reichweite zu vergrößern. Mit dem Superwahljahr 2024 im Blick, stellt sich die Frage: Welche Konsequenzen hat diese Entwicklung? Wer setzt dem etwas entgegen und welche Kosten sind damit verbunden?

In der Dokumentation „Reclaim – Der Kampf um die Demokratie auf TikTok” untersucht “Hashtag Media” die dynamische Nutzung von TikTok durch Rechtspopulist. Das Team reiste durch Österreich und Deutschland und sprach mit Aktivist, politischen Akteuren und Experten wie dem Soziologen Aladin El-Mafaalani und der Extremismusforscherin Julia Ebner. Diese Doku beleuchtet, wie Rechtspopulisten TikTok als Plattform nutzen, um ihre Botschaften zu verbreiten, und analysiert die Auswirkungen auf die politische Landschaft und die Jugend.

https://www.youtube.com/watch?v=FRgGjlmMvYM (Öffnet in neuem Fenster)

Quelle: Hashtag Media (Öffnet in neuem Fenster)

Fazit: Alarmstufe Rot

Die AfD nutzt TikTok geschickt, um ihre rechtsextreme Propaganda zu verbreiten und eine junge, beeinflussbare Zielgruppe zu erreichen. Es ist höchste Zeit, dass wir diese Entwicklungen nicht nur beobachten, sondern aktiv dagegen vorgehen. Schulen, Eltern und die Gesellschaft müssen aufwachen und jungen Menschen die Werkzeuge an die Hand geben, um diese perfide Indoktrination zu erkennen und abzuwehren. Die Zukunft unserer Demokratie steht auf dem Spiel.

Quelle: Analyse und Empfehlungen der Bildungsstätte Anne Frank (Öffnet in neuem Fenster)
Artikelbild: freepik

Kategorie Aktuelle Neuigkeiten

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