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„Männer 1983 vs. Männer 2024“ – Der Fake für die Nostalgie-Sucht der selbsternannten „echten Männer“

Na, was haben wir denn hier? Ein Bild, das angeblich die „echten Männer“ von früher den „Männern“ (in Anführungszeichen natürlich) von heute gegenüberstellt.

Ein bisschen Leder, ein bisschen grimmige Miene, und schon haben wir das Idealbild der „starken Männer“ der 80er. Darunter: eine Gruppe junger Männer auf E-Scootern, die sich an die „verweichlichte Realität“ angepasst haben. Das ist es also, was die Nostalgie-Fetischisten brauchen, um abends besser einschlafen zu können. Tja, die traurige Wahrheit ist: Das Bild ist nicht nur manipuliert, sondern auch die Botschaft ist genau das – ein billiger Fake.

Hier das Fake-Bild

Und hier das Original! (Quelle: Pixabay (Öffnet in neuem Fenster))

Das Meme und seine Botschaft: „Früher waren Männer noch richtige Männer“

Schwarz-Weiß-Biker oben, quietschbunte E-Scooter unten. Die Message ist klar: Früher, ja früher, da wussten die Männer noch, wie man sich benimmt! Da wurde die Straße mit Röhren von Maschinen dominiert, die doppelt so laut waren wie ihre Fahrer. Da wurde kein Helm aufgesetzt, und Gefühle? Die kannte man nur vom Namen.

Und was machen die modernen Männer von heute? Stehen auf E-Scootern und tragen ein verdammtes Einhorn-T-Shirt. Wie tief kann man eigentlich sinken? Der Kommentator in dir tobt vor Wut. Doch bevor sich das Blut zum Kochen bringt, sollte man sich mal das Originalbild anschauen – ja, das echte Bild, das der Meme-Künstler*in anscheinend langweilig fand.

Fake Alert! Das Einhorn ist hinzugefügt, um eine hübsche kleine Klischeebombe zu zünden

Hier die Überraschung des Tages: Im Originalbild tragen die Jungs auf den Scootern kein Einhorn-Shirt. Keins. Denn, und das wird vielleicht schockierend sein: Niemand auf diesem Bild hat sich freiwillig als rosafarbene Zielscheibe hergerichtet, um irgendwelchen Hobby-Kommentatoren Futter für ihre „Früher-war-alles-besser“-Parolen zu geben. Der Einhorn-Pullover ist eine Fälschung. Punkt. Auch wurden die Männer auf dem Fake-Bild schnell mal rasiert, denn ein Bart wäre wieder doch zu “männlich” gewesen! Aber das hält die Kommentatoren natürlich nicht davon ab, diesen Fake als „Beweis“ dafür zu nehmen, dass „Männlichkeit“ im Jahr 2024 am Ende ist.

Die Kommentarhölle: Einmal toxische Männlichkeit zum Mitnehmen, bitte!

Nun gut, auf ins Tal der Ahnungslosen: Die Kommentarspalte ist das wahre Highlight. Ein Best-of aus „richtige Männer fahren Motorrad“, „die Bubis von heute“ und natürlich der Klassiker „die Jugend von heute ist weich und verweichlicht.“ Mehr Klischee pro Quadratzentimeter geht eigentlich nicht. Man kann förmlich die Bierbäuche vor sich sehen, die sich in der Kommentarspalte gegenseitig auf die Schulter klopfen und sich einreden, dass sie damals noch „echte Kerle“ waren. Aber klar doch, weil „richtige Männer“ natürlich Helden waren, die ihre Helme ignorierten und der Umwelt eins auswischten, indem sie Sprit in die Luft pusteten. Das waren noch Werte!

Sind E-Scooter wirklich das Problem? Spoiler: Nein, es sind die Kommentare

Das Bild und die dazugehörigen Kommentare sind ein Paradebeispiel dafür, dass manche Leute einfach nicht loslassen können. Die Idee, dass Männlichkeit nicht mehr durch Leder, laute Maschinen und emotionsloses Starren in die Ferne definiert wird, scheint für einige einfach nicht zu verkraften. Da sind die E-Scooter natürlich die perfekte Projektionsfläche für alles, was angeblich „schiefgelaufen“ ist. Warum? Weil es natürlich viel einfacher ist, über ein modernes Verkehrsmittel herzuziehen, als sich einzugestehen, dass Männlichkeit sich weiterentwickelt hat und nicht mehr nur aus toxischen Klischees besteht.

Witzigerweise sind das vermutlich dieselben Leute, die über „sichere Räume“ und „Schneeflocken“ lachen – und dabei nicht merken, dass sie selbst wie die Weltmeister in Nostalgie schwelgen, weil sie nicht damit klarkommen, dass die Welt sich weiterdreht. Sie sehnen sich nach einer Zeit, die es so nie gegeben hat, und währenddessen nutzen die „verweichlichten“ Männer von heute eben die Mittel, die ihnen gerade zur Verfügung stehen. Nachhaltig, praktisch und sicher. Doch das passt nicht ins Bild der „alten Helden“, die am liebsten alles genauso haben wollen wie damals, als man noch beim Bier die Geschichten von „echten Männern“ erzählte – natürlich völlig unironisch.

Der wahre Witz: Männer von heute müssen sich nicht mehr über Klischees definieren

Die beste Pointe? Männer von heute müssen keine Motorräder fahren, um sich männlich zu fühlen. Sie haben die Freiheit, ihre Männlichkeit zu definieren, ohne sich dabei an überholte Rollenklischees zu klammern. Das Bild, das die Kommentatoren hier so verzweifelt als „Ideal“ verteidigen, ist ein Relikt aus einer Zeit, in der echte Männlichkeit nichts anderes war als eine Fassade. Männer waren „hart“, aber emotional isoliert. Starke Außenhülle, innere Leere. Die moderne Männlichkeit ist vielschichtiger, entspannter und vor allem: freier.

Wer das nicht versteht, darf sich gern weiter am Fake-Einhorn-Shirt und den „harten Jungs“ der Vergangenheit festhalten – und hoffen, dass die Welt sich in ihrer kleinen Blase niemals verändert. Doch die Wahrheit ist: Die Welt geht weiter, und wer das nicht packt, kann sich in der Kommentarspalte ausheulen.

Fazit: Ja, „Männer 1983“ und „Männer 2024“ sind unterschiedlich. Na und?

Die Zeiten ändern sich – und das ist auch gut so. Wer seine Männlichkeit daran festmacht, wie laut sein Fahrzeug ist oder wie sehr er sich an einem Einhorn-Shirt stört, hat wahrscheinlich andere Probleme als die Generation, die er so abfällig belächelt. Am Ende ist dieses Meme nichts anderes als eine verzweifelte Projektion eines veralteten Männlichkeitsideals. Also, liebe Nostalgiker*innen, lasst den E-Scooter-Fahrern doch ihre Freiheit. Vielleicht ist es Zeit, dass ihr endlich in die Gegenwart ankommt – und die Lederjacke von damals mal in die Waschmaschine schmeißt.

Sind wir hier die Spielverderber, weil wir solche Memes auseinandernehmen?

Ja, wir hören schon die Rufe: „Ach, jetzt kommt ihr wieder mit eurer Analyse und nehmt uns den Spaß!“ – als hätten wir hier das goldene Klischee der Nostalgie zerstört. Aber hey, jemand muss den Job ja machen. Denn diese Bilder und die Kommentare dazu sind nicht einfach nur harmlose Retro-Romantik. Sie drücken mehr aus, als viele vielleicht auf den ersten Blick sehen wollen. Es geht hier nicht nur um das nostalgische Seufzen nach den „guten alten Zeiten“, sondern um das sture Festhalten an überholten Rollenbildern, die ein paar Jahrzehnte zu lange im Umlauf sind. Solche Memes schaffen einen Nährboden für toxische Vorstellungen von Männlichkeit, die echte Menschen in Schubladen stecken und sie zu Karikaturen ihrer selbst machen.

Wer hier nicht einen Schritt weiterdenkt, riskiert, sich an einer simplen, aber gefährlichen Lüge festzuklammern: dass Männlichkeit nur stark, laut und kompromisslos sein darf, alles andere sei „verweichlicht“ und minderwertig. Doch die Realität ist komplexer, und richtige Stärke besteht nicht darin, sich an einem künstlich gepimpten Bild festzukrallen, sondern darin, sich der Veränderung zu stellen und andere Lebensweisen zu akzeptieren.

Also ja, wir sind hier vielleicht die Spielverderber, aber das heißt nicht, dass wir den Spaß verderben wollen. Wir werfen nur einen nüchternen Blick auf die Dinge – und das muss auch mal sein, wenn es darum geht, die modernen Mythen der Nostalgie und die Mär vom „echten Mann“ ins richtige Licht zu rücken.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und stellt keine rechtlich bindenden Aussagen dar. Die dargestellten Ansichten dienen ausschließlich der Information und Diskussion. Die verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf die alleinige Wahrheit und ist im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit zu verstehen.

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