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Demokratie ist linksextrem?! Sag mal, geht’s noch?!

Wenn ein Facebook-Kommentar mehr über das politische Klima verrät als jede Talkshow, und warum "Hausverstand" heute offenbar Synonym für Hetze ist.

Demokratie als "linksextrem" dargestellt. / Bild: Dall-E, Mimikama

Während Robert De Niro auf den Filmfestspielen in Cannes die Stimme erhebt, nicht als Schauspieler, sondern als Mensch mit Rückgrat, blubbert es in den Kommentarspalten wieder wie in einem rechten Kochtopf auf höchster Stufe.

Der Anlass? De Niro, 81, nimmt seinen Ehrenpreis entgegen und spricht Klartext über Donald Trump: „Die Demokratie in den USA ist nicht mehr selbstverständlich. Kunst ist eine Bedrohung für Faschisten.“

Was macht das Internet daraus? Ein Kommentar, der symptomatischer kaum sein könnte:

„Demokratie = linksextrem.
Hausverstand = rechtsextrem.“

Screenshot eines Facebook-Beitrags der Zeit im Bild zu Kritik von Robert De Niro an US-Präsident Trump mit einem Kommentar, der die Demokratie als linksextrem bezeichnet. (Öffnet in neuem Fenster)
Screenshot Facebook / Zeit im Bild

Halt. Stopp. Da wollen wir doch mal den Bullshit-Detektor auf Anschlag drehen.

Demokratie ist also linksextrem?

Wer sowas sagt, steht nicht neben der Spur, sondern pflügt mit Vollgas durch ein Feld voller Verdrehung.

Wie zur Hölle kommt man eigentlich auf die absurde Idee, ein System, das auf Wahlen, Meinungsfreiheit, Gewaltenteilung und Grundrechten basiert, also unser verdammtes Fundament, als „linksextrem“ zu bezeichnen?

Ganz einfach: Man braucht eine Weltanschauung, in der alles, was nicht dem eigenen autoritären Bauchgefühl entspricht, gleich "linksradikal" ist.

Wer gegen Hetze ist? Links.
Wer Menschenrechte verteidigt? Linksextrem.
Wer gegen einen mehrfach angeklagten und mehr als nur fragwürdig handelnden Präsidenten Stellung bezieht? Ein "woker Hollywood-Faschist".

Willkommen im Kopfkino des politischen Analphabetismus.

"Hausverstand" ist also das neue Tarnwort für rechten Populismus?

Und weil’s so schön ist, dreht der Kommentar gleich noch eine Runde ins Absurde: Der sogenannte "Hausverstand", also das, was früher mal gesunder Menschenverstand war, wird nun exklusiv von denen beansprucht, die am lautesten pöbeln.

Tipp am Rande: Wenn dein „Hausverstand“ dich zu Verschwörungsmythen, Wissenschaftsverweigerung und Menschenverachtung führt, ist das kein Verstand. Das ist ein ideologischer Rohrbruch.

Und dass ausgerechnet Leute, die Demokratie verhöhnen, plötzlich „Freiheit“ brüllen, während sie Bücher verbieten, Wokeness hassen und faschistische Führer feiern: das ist keine Ironie mehr. Das ist Zynismus mit Vollgas in die Dystopie.

Robert De Niro nennt Faschismus beim Namen und wird dafür von Hobby-Denker*innen in den Dreck gezogen

De Niro nennt Trump einen „Banausen-Präsidenten“. Er spricht von der Bedrohung der Demokratie. Er benennt, was viele nicht mehr zu sagen wagen. Und was passiert? Statt Applaus gibt’s Facebook-Gekrächze, das eine gefährliche Logik verbreitet: Kritik an Faschismus ist Extremismus. Wer nicht mit dem Mob läuft, ist gegen das Volk.

Genau DAS ist die Rhetorik, mit der Demokratie tatsächlich stirbt. Nicht durch die Faust. Sondern durch Kommentare, die Begriffe entkernen, Realitäten auf den Kopf stellen und sich selbst als „vernünftig“ inszenieren, während sie autoritären Mist salonfähig machen.

Fazit: Wer so denkt, hat entweder zu viele Telegram-Kanäle abonniert oder zu wenige Geschichtsbücher gelesen

Wenn "Demokratie = linksextrem" ist und "Hausverstand = rechtsextrem", dann ist „Freiheit“ bald nur noch das Recht, andere zu unterdrücken, und "Kunst" nur erlaubt, wenn sie nix kritisiert.

Aber klar, Hauptsache wir retten die Meinungsfreiheit…
indem wir alle kritischen Stimmen dämonisieren. - Ironie, Level: Endboss.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und stellt keine rechtlich bindenden Aussagen dar. Die dargestellten Ansichten dienen ausschließlich der Information und Diskussion. Die verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf die alleinige Wahrheit und ist im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit zu verstehen.

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