Macht die Linke wieder sexy!
Ich habe letztes Wochenende zusammen mit meinem Boyfriend einen Podcast* aufgenommen, den zu hören ein bisschen eine Prüfung war, weil es wirklich das schlimmste Medienleute-Klischee ist, das man sich vorstellen kann. Aber ich kann mich der Allure nicht entziehen, denn so wie andere Mädchen von ihrer Traumhochzeit träumen, träumte ich immer schon davon, Sex und Medienproduktion zu verbinden.
(Gleichzeitig habe ich natürlich auch eine irrationale Angst davor, eines Tages wie Sascha und Jule Lobo zu enden, und in meinem eigenen Podcast anderen alternden Millennials das Internet zu mansplainen und Solidarität mit den Lebensweltproblemen der oberen Zehntausend zu fordern.)
Weil es am Sonntag so furchtbar heiß war—es war der heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen—haben wir das Recording im abgedunkelten Schlafzimmer gemacht und dazu Maracujaschorle mit Eis getrunken, ich saß im Bett und er auf der Couch und wir haben über Dating in Berlin und Sylt, über Klassismus und Kapitalismuskritik und über Moralhipser geredet.
Er erzählte unter anderem, wie ein Türsteher neulich irritiert darüber war, dass er überhaupt nicht wie ein richtiger Linker aussähe, mit seinem Motorrad, seinen Tattoos und seiner Lederjacke.
Ein Linker habe keine breiten Schultern, so die Idee, sondern Streichholzarme und einen Dutt und ironische Tattoos und einen käsigen Teint und trägt Birkenstock Sandalen und einen Fjällräven-Rucksack in Pastellfarben und vor lauter Angst, toxische Männlichkeit auszustrahlen, hat er einfach jedwede Form von Männlichkeit abgelegt. Linke sind nicht sexy, so die Idee, denn klassische Männlichkeit ist abzulehnen und Sex ist idealerweise so zahm und politisch korrekt wie möglich.
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