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🤑 Geld Kolumne #3: Apple Store

Ich kaufe mir ein neues MacBook und mache eine Selbstverwirklichungserfahrung

Neulich habe ich es geschafft, auf mein Konto zu gucken, was ich schon wieder drei Monate lang verschleppt hatte. Mir war schlecht, ich hatte Angst, ich musste es mir auf meine To-Do-Liste schreiben, es als die wichtigste Aufgabe labeln, die ich heute zu bewältigen hatte. Es kann nicht gesund sein, dass ich immer noch so viele Probleme habe, auf mein Konto zu gucken, dachte ich mir. Ich sollte weiter sein im Leben, ich glaube so sehr ans Erwachsensein, wieso schaffe ich es immer noch nicht, neutrale Gefühle zu meinem Geld zu haben? Nach drei Kaffee und unterschiedlichen Atemtechniken hatte ich mich soweit, dass ich die Banking App aufmachen konnte. Es war mehr Geld drauf als ich erwartet hatte und es ging mir sofort super. 

Die Steuer, dachte ich, vergiss die Steuer nicht. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Steuer ich schulden würde, Sicherheitsgefühle sind trügerisch, solange ich keine Steuererklärung gemacht hatte. Aber andererseits musste ich dieses Jahr auch ein bisschen Geld ausgeben. Steuerlich wäre das sehr sinnvoll. Also ging ich los und kaufte mir ein neues Macbook. 

Ich hätte zum Apple Store gehen können, der am Hackeschen Markt ist sogar in Laufweite vom Büro, ein riesiger, verglaster Betonpalast neben H&M Home. Der Apple Store war früher mal ein Altenheim, es standen immer ein paar Leute auf Rollatoren gestützt vor dem Eingang. Wenn wir so ca 2002 morgens früh aus dem Sophienclub kamen, kauften wir uns immer in der Bäckerei nebenan Apfeltaschen. Jetzt sind Sophienclub, Apfeltaschen und alte Leute passé, alles nicht lukrativ, jetzt sieht man durch die riesige Glasfront Leute in 3D-gedruckten Sneakern von Balenciaga, die so hässlich sind, dass es einem den Atem raubt, mit unbeteiligtem Gesicht zweitausend-Euro-Geräte kaufen, indem sie einfach einem herumlaufenden Mitarbeiter ihre Apple Watch an ein Lesegerät halten. 

Lulu hat erzählt, dass es im Apple Store keine Kassen mehr gibt, sondern dass Leute einfach im Laden herumwabern, und du sagst denen, was du haben willst und die bringen dir das und du trägst es raus, als hättest du bloß ein Gözleme mit Feta beim Bäcker mitgenommen. Der Reichtum und Luxus soll beiläufig und normal aussehen, die Summen sollen dir als no big deal vorkommen, vielleicht, damit die Reichen nicht bei ihrem Selbstverständnis gestört werden, das besagt, ein iPhone zu kaufen sei nichts anderes als ein Brötchen zu kaufen und sich nicht schlecht fühlen müssen, weil sie grundlos mehr haben als andere Menschen, während man den Armen vermitteln will: Wenn Reichtum sich so normal anfühlt, dann ist es deine Schuld, dass du arm bist. Der Apple Store macht also das Gegenteil von dem, was seine Vorläufer, die Kirchen, immer gemacht haben: Während der Katholizismus sagt: Du bist ein unbedeutender Wurm im Angesicht Gottes, sagt der Apple Store: Falls es einen Gott gibt, dann bist das wahrscheinlich du.  

Für diese Apple Store Experience bin ich jedenfalls nicht geschaffen, ich will noch etwas fühlen beim Geldausgeben. Ich gehe in den bodenständigsten Elektro Händler in meiner Nähe, den ich finden kann. MediMark. Wenn der Apple Store Christian Grey im Armani Anzug ist, dann ist der MediMark ein Brandenburger Junge, der dich nach dem Nacktbaden hinter der Scheune fingert und dir danach ein Calippo kauft. 

Wenn du weiterlesen willst, musst du mir einen Kaffee kaufen.

Ja, ich will! (Ă–ffnet in neuem Fenster)

Kategorie Finanzen

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