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Leonard Conrads über belächelte Ziele, Selbstwert und den eigenen Weg zum Glück

Auf den Moment haben wir uns besonders gefreut. Wir klingeln bei Leonard zu Hause in Mülheim an der Ruhr. Seine Eltern und seine Schwester Ella kommen auch zur Tür, aber er ist derjenige, der sie aufmacht, uns zuerst die Hand gibt und sagt: “Hallo, ich bin Leonard.” Aber das wissen wir nur zu gut, denn wegen ihm gibt es das Magazin überhaupt. Es ist meine ganz persönliche Lieblingsgeschichte der letzten Monate geworden, wie ich mit einem 11-jährigen Jungen im Kino Die Schule der magischen Tiere angesehen und dann auf dem Rückweg eine Nachricht geschrieben habe. Ich fand, dass Leonard seine Rolle richtig gut gespielt hat und eigentlich wollte ich ihm das nur kurz sagen. Ich hatte keine Ahnung, dass noch am selben Abend eine einzige Aussage in seinem gespeicherten Instagram Livestream zum Startpunkt dieser schönen Reise wird. Schon verrückt, dass wir ihm und seiner Familie inzwischen so viel davon erzählen können. Aber dann setzen wir uns erstmal in eine Sofaecke, denn heute soll es vor allem um seine Geschichten und Gedanken gehen.

Interview Florian Saeling Fotos Max Saeling

Ich bin heute zum ersten Mal hier in Mülheim und werde nachher noch an die Ruhr gehen. Wenn wir uns dort begegnet wären und ich noch gar nicht wüsste, wer du bist, was würdest du über dich erzählen?
Ich bin Leonard, ich bin 15 und komme hier aus Mülheim. In der Schule komme ich gut zurecht. Das ist eines meiner Hauptthemen, aber ansonsten versuche ich mich zu entwickeln in dem, was ich gerne mache. Ich schauspiele und habe jetzt drei Filme drehen dürfen. Vielleicht kennst du ja Die Schule der magischen Tiere?

Okay, das fände ich interessant und würde sagen: Ja klar, kenne ich! Ach und du spielst in dem Film mit? Was denn für eine Rolle?
Ich spiele da den Benni. Der kommt am Anfang als Außenseiter rüber, weil er nicht in das Gruppen­schema reinpasst. Also da gibt's den coolen Jo und seine Clique und die Mädels um Helene. Benni hat ganz andere lnteressen. Er mag Piraten und das geht natürlich für die anderen gar nicht. Aber er bekommt dann seine magische Schildkröte Henrietta und mit ihrer Hilfe kann er sich und seinen Stolz in dem finden, was er gerne tut und das finde ich sehr schön.

Das war ja deine erste Filmrolle. War das auch dein erstes Casting?
Nein. Ich hatte vorher über ein Jahr lang fast alle zwei Wochen Castings. Erst immer Videocastings, manchmal wurde ich weiter eingeladen, aber oft kam ich nicht rein, weil ich nicht der passende Typ war und noch keine Erfahrung hatte. Bei Die Schule der magischen Tiere bin ich zum Glück sehr weit in den Castings gekommen und die Rolle hat mir Spaß gemacht.

Aber dann haben wir fast drei Monate nichts gehört. Von Emilia haben wir zwischendurch erfahren, dass ich eigentlich schon genommen bin, aber der Jo noch nicht gefunden ist und das als Trio passen sollte. Nachdem Jo dann auch gefunden wurde, kam dann endlich die Zusage.

Warum wolltest du überhaupt Schauspieler werden?

Das sage ich schon, seitdem ich vier bin. Damals wusste ich noch gar nicht, was das ist. Aber ich hatte in einem Star Wars – Buch die Schauspieler gesehen und fand das so cool, was die machen, dass ich zu meinen Eltern gerannt bin und gesagt habe: Das will ich machen!

 

Mit vier? Das finde ich krass! Wie haben deine Eltern darauf reagiert?
Ich glaube, sie haben darüber gelächelt, aber sie haben es auf keinen Fall abgetan. Sie haben das ernst genommen. Mit meinen Eltern habe ich echt Glück, weil sie mich immer unterstützt haben, egal was ich gemacht habe. Sie haben gesagt: “Gut, dann melde dich beim Schultheater an.” Da habe ich dann zwei Hauptrollen bekommen und konnte meine allerersten Erfahrungen machen, bevor ich dann knapp zwei Jahre in Disney's Musical Tarzan gespielt habe.

»Ich habe mir das Ziel gesetzt, einer der besten Schauspieler der Welt zu werden.«

Leonard will nicht erfolgreich sein, um erfolgreich zu sein. Für ihn steckt mehr dahinter. Im Video erzählt er von seinem oft belächelten Ziel und warum er sich nicht davon abbringen lässt.

Sagen wir mal, jemand hat das zwar nicht schon wie du mit vier, aber will mit 14 Schauspieler oder Schauspielerin werden. Was braucht es, um den Traum wahr werden zu lassen?
Ich denke, wenn es der Traum von einem ist, dann ist der einzige Weg, um da wirklich weiterzukommen und nicht später sagen zu müssen “Hätte ich das mal gemacht”, alles zu versuchen. Also wie ich andere Schau­spieler anschreiben und fragen “Wie habt ihr das gemacht?”, dann weiter spielen, spielen, spielen, üben, lernen, lesen – es gibt zig Bücher über Schauspiel.

Ich glaube wirklich, wenn man's will, dann kann man's. Vielleicht geht das nicht so schnell wie bei mir. Vielleicht geht das nie so weit. Aber dann muss man wenigstens nicht später sagen, “Hätte ich doch mal.” Ich glaube, das ist das Wichtigste: Sich selbst wenigstens ernst nehmen, wenn es kein anderer tut.

Was glaubst du, wie wichtig ist es dabei, mutig zu sein?

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Kategorie Interview

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