Julius Weckauf über Tabubrüche, Geld und die Kommentare in der Schule
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Auf dem Weg zu Julius erleben wir zum ersten Mal wie eine Autobahn endet. Zehn Minuten später sehen wir das Schild mit der Aufschrift “Weckauf”. Das muss also der Schreibwarenladen sein, in dem Julius schon als Kind den unterschiedlichsten Menschen begegnet ist – ein bekannter Ort in Jüchen-Hochneukirch. Hier ist der 14-Jährige zu Hause und auch nach dem Abitur möchte er gerne im Dorf bleiben. Daran hat sich auch nichts geändert, nachdem Der Junge muss an die frische Luft mit ihm in der Hauptrolle ein Riesenerfolg wurde und er dafür einen Preis nach dem anderen bekam: Die Goldene Henne, den New Faces Award, die Romy und obendrauf wurde Julius in Seattle beim größten Filmfestival Nordamerikas als bester Schauspieler ausgezeichnet. Plötzlich standen ihm die Türen zur Filmwelt weit offen, die für ihn kurz vorher noch unerreichbar schien. Wie er dort inzwischen angekommen ist und wer er ist, wenn er keine Rolle spielt, darüber reden wir heute mit ihm auf der Terrasse. Gedanklich vorbereitet hat er sich darauf nicht, weil er am liebsten ganz authentisch Julius ist. Das passt gut!
Interview Florian Saeling Fotos Max Saeling
Dass du dich nie viel vorbereiten musst, sondern einfach so sein kannst, wie du bist und damit Erfolg hast, ist doch das Coolste, was dir passieren konnte.
Ja, bis jetzt hatte ich richtig Glück. Das hatte ich schon beim ersten Casting Runde für Runde und von da an ging's dann irgendwie immer so weiter, dass die Leute sich gemeldet und gefragt haben, ob ich Lust auf eine Rolle habe und wenn ja, haben sie Schauspieler gesucht, die zu mir passen und dann haben wir den Film gemacht.
Hattest du vor Der Junge muss an die frische Luft noch gar nichts mit der Schauspielwelt zu tun?
Nein, wollte ich aber auch nie. Wenn wir in der Grundschule etwas aufgeführt haben, Theater oder sowas, da war ich echt immer ganz hinten dabei. Ich fand das nie so prickelnd. Als die ersten Leute im Laden vom Casting erzählt haben, dachten sich meine Eltern auch noch: “Ach nein, das brauchen wir nicht. Wird bestimmt nichts.”
Die Filmwelt war für uns immer ganz weit weg. Unerreichbar.

Ich war an dem Tag bei meinem besten Freund und in der Zeit kamen immer mehr Leute in den Laden und meinten, da ist ein Casting. Als ich nach Hause kam, hat mein Vater mich gefragt, ob ich Lust darauf habe, am Samstagmorgen dorthin zu fahren und ich dachte mir: “Ja klar, warum nicht? Besser als ein Fußballspiel.” Da bin ich eh immer nur so ein Bankwärmer gewesen.
Also sind wir da hingefahren und ich war echt schlecht vorbereitet. Ich konnte meinen Text so gut wie gar nicht, aber konnte irgendwie trotzdem überzeugen. Dann bin ich in die zweite, dritte, vierte Runde gekommen, bis es in der fünften nach Berlin gehen sollte und mein Vater erstmal dort nachgefragt hatte: “Sind denn die Chancen überhaupt hoch? Lohnt es sich überhaupt, nach Berlin zu fahren?” Ja, und dann sind wir nach Berlin gefahren und ein paar Wochen später war's so weit. Dann durfte ich erstmal anfangen, zweieinhalb Monate reiten zu lernen.
Und dann wurde das so ein großer Filmerfolg. Was hat sich danach verändert für dich persönlich?
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