Der Fehler in der Matrix
Über digitale Kleidung und gewollte Zufälligkeit.
2020 ein Jahr des Umdenkens, für mich, für die Theaterwelt, die Modebranche. Wie viele Kunstschaffende hatte auch ich einen Auflösungsvertrag in der Hand und schaute mit Weltuntergangsstimmung bei strahlendem Sonnenschein aus dem Fenster. Aus dem Fenster schauen ist nett, aber nicht für immer. Digitalisierung hing in der Luft. In der Modebranche im Theater. Da ich keinen Zugriff auf einen Fundus hatte, um ihn zu digitalisieren, habe ich mit der Mode angefangen. Das Programm dafür war schnell gefunden. Clo3d. (Öffnet in neuem Fenster) Geöffnet. Direkt wieder geschlossen. Zu groß, zu unübersichtlich, in meinen Augen ein Raumschiff.
Wochen mit Tutorials vergingen und ich hab es irgendwie hinbekommen ein Outfit zu nähen. Digital. Auch nicht irgendetwas. Nein eine Corsage mit Fransen, eine Haube, Armstulpen, ein Slip, ein Cape und Stulpenstrümpfe. Ein einfaches Kleid hätte auch gereicht. Aber einfache Kleider waren noch nie meine Stärke.
(Öffnet in neuem Fenster)Es blieb länger nur bei diesem einen Outfit. Das digitale Vernähen war nicht wirklich meine Welt. Dafür haben mich spiegelende Oberflächen fasziniert und ich probierte in dieser Richtung mehr aus. Perspektiven, Lagen, Materialien. Bis es mich dann doch packte und ich mich für 3d & Sustainable Fashion einschrieb.
Kunst im Wald 2021
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3d ist perfekt, jede Kugel ist perfekt rund, jeder Faltenwurf perfekt berechnet. Perfektion ist etwas, das ich in der Mode nicht möchte. Ich möchte kleine Fehler, kleine Unebenheiten in den Stoffen, wilde Drapagen selbst ein unregelmäßiges Stichbild mag ich. (Natürlich nicht wenn die Haltbarkeit der Naht darunter leidet). Das alles macht für mich ein Outfit erst lebendig. Und 3d war für mich ohne leben. (Stand vor 4 Jahren, inzwischen hat sich hier auch einiges getan). Also ging ich auf Fehlersuche. Wo kann ich gewollte Zufälligkeit hineinbringen? Wie kann ich das Programm überlisten mir etwas Zufälliges, nicht perfekt Berechnetes auszuspucken? Die Lösung ist recht einfach. Bring es zum Absturz, friere das Bild ein, render es. Die ersten Geister waren geboren.
Ich liebe sie immer noch sehr, da es ganz abstrakte Stoffgebilde sind, die mit den Avataren verschmelzen. Mit Blick auf heutige, schlecht generierte AI Bilder, in denen dauernd irgendwas miteinander verschmilzt, ist es vielleicht anders zu betrachten. Doch für mich war und ist es immer noch gewollte unperfekte Kunst.
Kunst im Wald (Öffnet in neuem Fenster) liebe ich schon seit Jahren, den Wald mit seiner Ruhe, seinen tollen Lichtspielen und die Kunst, die sich in ganz verschiedenen Formen integriert. Auch meine Geister sollten sich mit dem Licht und den Wald vermischen. Unsichtbar werden, oder auf den zweiten Blick erst sichtbar. Ich beschloss, die Bilder auf Acrylglas zu drucken. Die Oberfläche spiegelt, bricht das Licht ganz wundervoll und die Geister verschwinden in der Umgebung, der Spiegelung, dem Nichts.
Dieses Wochenende war großartig mit ganz wundervollen Gesprächen, über das hinter den Spiegeln, den Schatten, dem schmalen Grat zwischen den Realitäten. Das Abtauchen, das zweimal schauen. Den Fehler in der Matrix.
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Anmerkungen, Anregungen wie immer sehr gerne an mich.
Habt einen wundervollen Herbstanfang.
Ja, der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit und eure?
Bis zum nächsten Beitrag.
Kathrin