Also, ich will das!
Hi, hier ist Laura – mit dem letzten Newsletter für dieses Jahr und ein paar Empfehlungen.
Das Ende des Jahres ist traditionell eine Zeit für, nun ja … Traditionen. Beim Lila Podcast ist es guter alter Brauch, euch kurz vor Weihnachten mit Buchtipps zu versorgen. Nicht alle von euch sind bei Instagram, also kommt hier noch einmal eine kleine Übersicht.
Feministische Buchtipps zu Weihnachten
Emilia Roig: „Lieben“ (Öffnet in neuem Fenster)
Ein Plädoyer für mehr Solidarität, mehr Gemeinschaft und mehr Miteinander – und ein persönlicher Essay über Liebe und Fürsorge.Maren Urner: „Radikal Emotional“ (Öffnet in neuem Fenster)
Die Neurowissenschaftlerin erklärt, warum es Unfug ist, Emotionen und Verstand trennen zu wollen und wie es besser geht.Linn Strømsborg: „Verdammt wütend“ (Öffnet in neuem Fenster)
Der Roman erzählt die Geschichte von Britt, die jahrelang versucht, es allen recht zu machen und die perfekte Freundin, Mutter und Ehefrau zu sein. Aber damit ist Schluss!Bebel Abreu, Caro Ito, Helô D’Angelo: „Buhuu Boys“ (Öffnet in neuem Fenster)
Buhuu Boys sind unehrlich, manipulativ, haben keinen Plan davon, wie man eine Beziehung führt, ohne andere zu verletzen und heulen dann noch rum. 11 Geschichten von Frauen und Enbys (NB = nicht binär).Carolina Schwarz: „#metoo“ (Öffnet in neuem Fenster)
Ein Resümee auf 100 Seiten: Wie hat sich unsere Gesellschaft sieben Jahre nach #metoo verändert?Joy Delima: „Komm doch mal“ (Öffnet in neuem Fenster)
Die niederländische Schauspielerin Joy Delima hat ein Problem: Sie hatte noch nie beim Sex einen Orgasmus. Essays über Sexualität, Lust, Liebe und Trauma.Sidik Fofana: „Dünne Wände“ (Öffnet in neuem Fenster)
Acht ineinander verwobene Geschichten über eine Hausgemeinschaft in Harlem, die durch die Gentrifizierung des Viertels bedroht wird.Ciani-Sophia Höder: „Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher“ (Öffnet in neuem Fenster)
Entlarvt das Märchen von der Chancengleichheit und zeigt, wie Armut Menschen kleinhält.Ruth-Maria Thomas: „Die schönste Version“ (Öffnet in neuem Fenster)
Vor der Kulisse der 2000ern in einer ostdeutschen Kleinstadt erzählt Ruth-Maria Thomas in diesem Roman davon, wie Frauen von klein auf beigebracht wird, Grenzüberschreitungen auszuhalten und wegzulächeln – bis es nicht mehr geht.
Was gucken?
Weihnachten ist traditionell auch die Zeit, in der wir uns Filme reinziehen, in denen Figuren zurück in ihre Heimat fahren und dort auf alte Crushes, Ex-Partner*innen und die engstirnige Familie treffen. So ähnlich, aber doch ganz anders ist der Film „Ungeschminkt“ in der ARD-Mediathek (Öffnet in neuem Fenster). Adele Neuhauser spielt darin die trans Frau Josefa, die nach dem Tod der Mutter in ihr Heimatdorf fährt. 35 Jahre lang hatte Josefa keinen Kontakt zu ihrer Familie. Jetzt muss sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Der Film mutet zwischendurch düster an, hat aber immer wieder heitere und sehr menschliche Momente und ein Happy End. Adele Neuhauser selbst ist eine cis Frau. Wie sie sich auf die Rolle vorbereitet hat, könnt ihr beim Tagesspiegel nachlesen (Öffnet in neuem Fenster).
Die Netflix-Serie „Nobody wants this“ ist nun wahrlich kein Geheimtipp. Ich möchte euch trotzdem von ihr erzählen, weil sie mir in diesem Jahr so unfassbar gutgetan hat. Das liegt zum einen natürlich an Adam Brody, den ich damals als Seth in „The O.C.“ schon geliebt habe. In „Nobody wants this“ spielt Brody den Rabbi Noah – quasi eine erwachsene Version von Seth: genauso witzig, genauso charakterfest, nur noch zehnmal hotter. Noah verliebt sich in Joanne, die Agnostikerin ist und mit ihrer Schwester einen Sex-Podcast hat. Eine Kombination, die, dem Titel nach zu urteilen, keiner wollen kann – zumindest was das Umfeld von Joanne und Noah betrifft. Ich hingegen sage voller Inbrunst: Ich will das! Doll.
Meine Obsession mit der Serie geht aber über Äußerlichkeiten hinaus. Was mein kleines verletztes Millennial-Herzchen hat höher schlagen lassen, ist, dass diese Serie im Gegensatz zu vielen anderen RomComs keine toxischen Beziehungsdynamiken romantisiert. Konflikte gibt es auch in dieser Serie – logisch. Aber es ist so, so heilsam und schön anzuschauen, wie respektvoll, wie erwachsen die beiden Figuren miteinander kommunizieren.
Vor allem eine Stelle hat mich umgehauen: Joanne dreht, knapp zusammengefasst, ein bisschen am Teller, weil sie, wie so viele Frauen, das Gefühl hat, zu viel zu sein. Zu anstrengend, zu kompliziert. Hard to handle. Und was macht Noah? Er legt ihr die Hände auf die Schultern, schaut ihr tief in die Augen und sagt: „I can handle you.“ Ich sag’s euch, diese Szene wird als die „I can handle you“-Szene Popkulturgeschichte schreiben. (Neben DER Kuss-Szene aus der Serie.)
Wer mehr darüber wissen möchte, warum die Serie gerade bei Millennial-Frauen so sehr hittet, kann diesen Kommentar lesen (Öffnet in neuem Fenster). Es gibt aber auch ein bisschen was zu kritteln. Das betrifft die Darstellung der jüdischen Frauen in der Serie: unentspannt, manipulativ, kontrollierend, feindselig, schrullig. Den Deep Dive gibt es in diesem Substack (Öffnet in neuem Fenster). Es wird übrigens eine zweite Staffel geben und hoffentlich werden die jüdischen Frauen darin ein wenig differenzierter erzählt.
Same Procedure as every year: Die Jahresendsendung
Last but not least steht wie in jedem Jahr unsere „Jahresendsendung“ an, wie wir sie im Team nennen. Ich muss bei dem Wort immer ein bisschen schmunzeln, weil es mich an die „geflügelte Jahresendfigur“ erinnert. Der modernen Legende nach durfte man in der DDR nicht Weihnachtsengel sagen. Vermutlich aber geht der Begriff auf die Satire-Zeitschrift „Eulenspiegel“ zurück (Öffnet in neuem Fenster).
In der letzten Sendung des Jahres behandeln wir traditionell Themen, die das Jahr über im Lila Podcast zu kurz kamen. Diesmal sprechen Katharina, Özge, Katrin und Lena über:
Der Fall Gisèle Pelicot und das Schweigen der Männer
Imane Khelif, Vivian Jenna Wilson und entwürdigende Debatten
Kritik am Talahon-Begriff und #womeninmalefields
Paragraf 218 und das Recht auf Abtreibung
Die Folge findet ihr ab dem 26.12. in euren Podcastfeeds.
Wir möchten uns bei euch ganz herzlich fürs Zuhören und Lesen bedanken. Insbesondere auch bei jenen, die uns und unsere Arbeit in diesem Jahr finanziell unterstützt haben. Danke! Wir freuen uns auf viele neue Folgen. Kommt gut ins neue Jahr! 💜💜💜
Bis bald!
Laura
Foto: Clem Onojeghuo (Öffnet in neuem Fenster) auf Unsplash (Öffnet in neuem Fenster)