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To pee or not to pee

Hi, hier schreibt Laura! Und als Freundin des gepflegten Wortwitzes freue ich mir gerade ‘nen Keks über die Headline dieses Newsletters. Gnihihi. Ich hoffe, ihr teilt meinen Humor und seid nicht angepisst. Und falls ihr euch jetzt fragt, ob ich einen Sprung in der Schüssel hab, die Antwort lautet ja. Weiterlesen lohnt sich trotzdem, denn: Pinkeln ist politisch!

2015 bekam die niederländische Studentin Geerte Piening eine Geldstrafe fürs Wildpinkeln aufgebrummt. Sie war in Amsterdam auf dem Heimweg vom Feiern und fand keine öffentliche Damentoilette. Zu diesem Zeitpunkt gab es in der Stadt zwei Toiletten für Frauen und 35 für Männer. Der Richter hatte dennoch wenig Verständnis. Die Studentin hätte doch ans Urinal gehen können, befand er. Ob er in dem Urteil auch im Detail erörtert hat, wie man sich das vorzustellen hat, wenn eine Person mit Vulva ein Pissoir benutzt, konnte ich auf die Schnelle nicht in Erfahrung bringen.

Es folgten jahrelange Wildpinkel-Protest-Aktionen, die im April 2024 für einen kleinen Erfolg sorgten. Die Stadt Amsterdam will vier Millionen Euro in die Hand nehmen und nachrüsten. (Öffnet in neuem Fenster) Die ersten neuen Toiletten sollen sogar dieses Jahr noch aufgestellt werden (yay, I guess?).

Diese Geschichte zeigt: Wenn Stadtplanung in der Hauptsache von Männern gemacht wird, dann wird Stadtplanung in der Hauptsache auch für Männer gemacht. Und andere Bedarfe und Realitäten werden nicht oder zu wenig berücksichtigt.

Bei der Klo-Frage geht es bei Weitem nicht nur ums Pinkeln oder um Frauen. Was mache ich, wenn ich menstruiere? Wo bin ich als trans Person sicher? Was, wenn ich eine chronische Darmerkrankung habe? Eine feministische Stadtplanung sucht nach Antworten auf solche Fragen. Und wir möchten dazu eine Sendung machen. Am liebsten mit euch gemeinsam.

Erzählt uns eure Klo-Geschichten!

Egal ob traurig, lustig oder zum Schreien: Wir freuen uns auf eure Perspektiven. Ihr könnt uns eine Sprachnachricht über Instagram schicken oder auch eine Voice-Memo mit dem Smartphone aufnehmen und per Mail an post@lila-podcast.de (Öffnet in neuem Fenster) schicken. Wer seine Stimme nicht im Podcast hören mag, darf natürlich auch schreiben.

Lila Hintergrund. Davor eine lilafarbene Malrolle, an der eine Rolle gelbes Toilettenpapier hängt.

Ich musste übrigens mal an einer Autobahnraststätte gemeinsam mit meiner Tochter zur Toilette. Die Benutzung der Klos kostete 50 Cent pro Person. Ich hatte exakt 50 Cent in der Tasche. Doch der Betreiber blieb stur: zwei Personen, zweimal 50 Cent. Weder hätte ich mein Kleinkind alleine zur Toilette schicken können, noch hätte ich es im Gastraum stehen lassen können, um wenigstens mich selbst schon einmal zu erleichtern. Ich hielt sie also im Gebüsch vor der Raststätte ab und für die weitere Fahrt die Beine eng zusammen.

Die gute Nachricht: Justizministerium distanziert sich von „PAS”

Kurzer Themenwechsel, denn es gibt noch eine gute Nachricht, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Das sogenannte „Parental Alienation Syndrome” (kurz: PAS) oder auf Deutsch „Eltern-Kind-Entfremdung” gilt als unwissenschaftlich und widerlegt, wird aber dennoch vor den Familiengerichten genutzt. Meist, um im Raum stehende Gewaltvorwürfe gegenüber Vätern im Keim zu ersticken – mit fatalen Folgen für die von dieser Gewalt betroffenen Frauen und Kinder. Darüber haben wir im Lila Podcast bereits mehrfach gesprochen:

Lila Podcast: Männer sagen, Väter meinen (Antifeminismus und Väterrechtler) (Öffnet in neuem Fenster)
Lila Podcast: Gewalt und Morddrohungen trotz Istanbul-Konferenz (mit Sonja Howard) (Öffnet in neuem Fenster)
Lila Podcast: Die stille Gewalt – Wenn der Staat Frauen alleinlässt (mit Asha Hedayati) (Öffnet in neuem Fenster)

Insofern ist es ein gutes Zeichen, dass das Justizministerium auf Anfrage der Linken-Abgeordneten Gökay Akbulut ausführt, das Konzept biete „keine hinreichend tragfähige Grundlage für eine am Kindeswohl orientierte Entscheidung.“ Das Bundesverfassungsgericht hatte im November 2023 einen Beschluss mit diesen Worten begründet. Man gehe davon aus, heißt es von Seiten des Justizministeriums, „dass sich die Familiengerichte an dieser Entscheidung des BVerfG orientieren werden.“ Nachlesen könnt ihr das alles in der taz. (Öffnet in neuem Fenster)

Trotzdem geistert das pseudowissenschaftliche Konzept weiter herum, auch in den Medien (Öffnet in neuem Fenster) und mitunter unter anderem Namen, z.B. Bindungsintoleranz (Öffnet in neuem Fenster).

Hoffen wir, dass dieses Stück Junk Science demnächst endgültig das Klo hinuntergespült wird.

Bis bald im Podcast oder im Postfach!

Laura

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