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Proud and loud?

Ich hatte mir ja vorgenommen, häufiger gute Nachrichten im Newsletter aufzugreifen. Hier kommt eine: In Mexiko wurde mit Claudia Sheinbaum erstmals eine Frau in das Amt der Präsidentin gewählt. (Öffnet in neuem Fenster) Sheinbaum erhielt 58 Prozent der Stimmen. Ihr Wahlsieg gilt als überragend. Sie ist 61 Jahre alt, hat Physik studiert und einen Doktor in Energietechnik. Eine der größten Herausforderungen, vor denen Sheinbaum politisch steht, ist die Gewalt in Mexiko – vor allem gegen Frauen.

CN: Femizid

Und das bringt uns dann leider zu einer weiteren schlechten Nachricht. In Berlin kam es zu zwei mutmaßlichen Femiziden innerhalb nur einer Woche. (Öffnet in neuem Fenster) In einem der beiden Fälle hat die Polizei den Tatverdächtigen und dessen Mutter inzwischen tot aufgefunden (Öffnet in neuem Fenster). Man geht davon aus, dass er zunächst seine Mutter und dann sich selbst umgebracht hat. Das wären dann also drei Femizide innerhalb weniger Tage.

Was mich an solchen Nachrichten immer wieder bewegt, ist die Stille, die darauf folgt. Selten schaffen Meldungen wie diese es in bundesweite Medien, sie sind meist eher von lokalem Interesse. Das strukturelle Problem dahinter bleibt un(ter)beleuchtet. Ist die Gewalt gegenüber Frauen zu normal, zu alltäglich für Mahnwachen und Schweigeminuten? Für einen politischen Aufschrei?

Christina Clemm, Anwältin und Autorin von “Gegen Frauenhass”, schreibt auf ihrem Instagram-Profil:

“Eine Gesellschaft, die es einfach hinnimmt, dass alle 3 Minuten eine Frau von ihrem Partner misshandelt wird, dass jeden Tag einer versucht, seine Partnerin zu töten und jeden dritten Tag dies gelingt, ist weder aufgeklärt, modern, gleichberechtigt, noch fortschrittlich. Sie ist zutiefst patriarchal.”

CN: Queerfeindl.

Auch um die Sicherheit und Akzeptanz von queeren Menschen, die durch ihre schiere Existenz, die bestehende hetereosexuell-binäre Norm herausfordern, ist es schlecht bestellt. Queerfeindliche Gewalttaten nehmen zu. (Öffnet in neuem Fenster) Auch das können wir nicht einfach so hinnehmen. Auch darüber müssen wir sprechen. Jeden Tag und ganz besonders im Pride-Monat Juni.

“Für eine demokratische Gesellschaft ist es immer auch bezeichnend, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht”,

schreibt der Politikwissenschaftler Michael Hunklinger in seinem kürzlich erschienenen Buch “Pride” (Öffnet in neuem Fenster).

Mehrere miteinander verbundene Regenbogenflaggen aufgespannt vor einem blauen Himmel und grünen Bäumen.

Darin geht er der Frage nach, warum die Themen sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität so stark polarisieren. Er liefert Kontext und räumt mit Vorurteilen auf. Und: Er macht deutlich, warum es für uns alle wichtig ist, einmal erkämpfte Rechte zu verteidigen – unabhängig von der eigenen Betroffenheit. Ich kann das Buch sehr empfehlen.

Dieser Juni ist darüber hinaus nicht nur Pride Month, auch die Männerfußball-EM in Deutschland steht unmittelbar bevor. Manche erhoffen sich gar ein zweites Sommermärchen, in Anlehnung an die “WM im eigenen Land” von 2006. Wie märchenhaft dieses Turnier wirklich war – dieser und weiteren Fragen geht eine Doku in der ARD-Mediathek nach: Einigkeit und Recht und Vielfalt (Öffnet in neuem Fenster). Unter anderem mit Alice Hasters. Und wo ich gerade schon einmal dabei bin, empfehle ich euch noch die aktuelle Folge vom Feministischen Presseclub (Öffnet in neuem Fenster). Mit dabei: Teresa Bücker, Mithu Sanyal und Fikri Anıl Altıntaş. Das Thema: Hegemoniale Männlichkeitsbilder im Fußball.

Bis bald im Podcast oder Postfach!

Laura

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Foto: Unsplash/Cody Chan

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