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Die Hose ist nicht das Problem

Hi, hier ist Laura! Das mit dem Internet und mir, das ist kompliziert. Erst verliere ich mich in Katzenvideos, dann den Glauben an die Menschheit – und schwupps ist das Kind wieder zu spät in der Kita. Manchmal ist zwischen all den Aufregern und dem belanglosen Zeug aber etwas dabei, das mich einfach umhaut.

So ging es mir vor ein paar Wochen mit dem Video von Yanni Gentsch. Yanni wurde beim Joggen von einem fremden Mann auf einem Fahrrad gefilmt. Er hat ohne ihr Einverständnis heimlich Aufnahmen von ihrem Po in Sporthose gemacht. Yanni hat das Ganze mitbekommen und den Mann zur Rede gestellt. Und der? Fragt doch allen Ernstes, warum sie denn dann “so eine Hose” anzieht beim Joggen … (Repeat after me: Meine Kleidung ist keine Einladung, meine Kleidung ist keine Einladung, meine Kleidung …)

Sie hat ihm das Telefon aus der Hand gerissen, sein Fahrrad festgehalten und den Mann aufgefordert, das Video von seinem Telefon zu löschen.

https://www.instagram.com/reel/DGI8q2UsJ3a/?utm_source=ig_web_copy_link (Öffnet in neuem Fenster)

Ich weiß noch, dass ich richtig Herzklopfen beim Anschauen hatte und tief beeindruckt war vom Mut dieser Frau. Ihr Video ging innerhalb kürzester Zeit viral. Jetzt hat Yanni eine Petition gestartet. (Öffnet in neuem Fenster) Denn: Das, was der Mann da gemacht hat, ist keine Straftat.

In der Petition heißt es:

Selbst wenn jemand deinen nackten Hintern in einer Freibaddusche filmt – keine Anzeige möglich.

Selbst wenn du im Gym heimlich von unten gefilmt wirst – keine Anzeige möglich.

Selbst wenn du wie ich beim Joggen gezielt mit sexueller Absicht von hinten gefilmt wirst – keine Anzeige möglich.

Yannis Forderung: § 184k StGB (Öffnet in neuem Fenster) erweitern und ALLE voyeuristischen Aufnahmen strafbar machen. 💪


CDU/CSU und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt und diesen gestern den Medien vorgestellt. Im News-Podcast 0630 von 1Live findet ihr eine ganz gute Übersicht. (Öffnet in neuem Fenster) Über das Thema Schwangerschaftsabbruch wird beredt geschwiegen (😡), dennoch gibt es aus feministischer Sicht einen Lichtblick: Dem Verein Fair für Kinder ist es gelungen, die Forderung nach einer Reform des Unterhaltsrechts im Koalitionsvertrag unterzubringen. (Öffnet in neuem Fenster) (€) Säumige Unterhaltsschuldner könnten damit in Zukunft härter sanktioniert werden, z.B. mit Entzug des Führerscheins.

Außerdem soll künftig das Kindergeld nur hälftig auf den Unterhaltsvorschuss angerechnet werden. Bisher gibt es eine faktische Diskriminierung von Kindern, deren unterhaltspflichtige Elternteile nicht zahlen können oder wollen und die daher auf Unterhalt vom Jugendamt angewiesen sind. Anders als beim regulären Unterhalt, bei dem nur das hälftige Kindergeld angerechnet wird, wird beim Unterhaltsvorschuss bislang noch das volle Kindergeld angerechnet.

Apropos Kinder: Während der Sondierungen war noch von der “Möglichkeit einer solidarisch finanzierten Abgabe von Verhütungsmitteln für Frauen und Männer” – davon ist im Koalitionsvertrag leider nichts mehr übrig. Stattdessen heißt es nun: “Deswegen prüfen wir die Möglichkeit einer kostenlosen Abgabe von ärztlich verordneten Verhütungsmitteln für Frauen um weitere zwei Jahre bis zum 24. Lebensjahr.” Yaaay, I guess? 🫤

In England soll übrigens bald die “Pille danach” kostenlos erhältlich sein. Ob das auch in Deutschland denkbar ist? Damit befasst sich u.a. Deutschlandfunk Nova. (Öffnet in neuem Fenster)

Die beste Satire schreibt ja immer noch das Leben selbst: Im belgischen Leuven (Löwen) wurde ein 24-jähriger angehender Gynäkologe (!!1elf!) der Vergewaltigung für schuldig befunden – aber nicht bestraft. Der Vergewaltiger sei jung und begabt, befand der Richter. Und der Prozess sei Strafe genug. “Sein Talent zählt mehr als ihr Trauma” titelt z.B. der Freitag sehr treffend. (Öffnet in neuem Fenster) Mehr Hoffnung bringt da der Blick nach Spanien: Dort gibt es bereits seit 2004 Gesetze gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Ich kann euch den Weltspiegel-Podcast zum Thema sehr empfehlen: Gewalt gegen Frauen: Was wir von Spanien lernen können (Öffnet in neuem Fenster)

Zum Schluss möchte ich euch noch unsere aktuelle Folge ans Herz legen: Darin spreche ich mit der Content Creatorin und Autorin Katharina Linnepe über ihr Buch “Wenn das Patriarchat in Therapie geht”. Im Buch bittet Katharina Linnepe das personifizierte Patriarchat mit seinen antisozialen Persönlichkeitsstrukturen in die Praxis. Wie es dem Patienten geht und ob es Hoffnung auf Heilung gibt, das erfahrt ihr in dieser Sendung. (Öffnet in neuem Fenster) ▶️

Und wenn euch gefällt, was ihr hört und lest, dann lasst uns doch etwas Geld da. 4000€ brauchen wir jeden Monat, um halbwegs kostendeckend arbeiten zu können. Und ich sage mal so: Da ist noch Luft nach oben. Alle Infos dazu, wie ihr uns finanziell unterstützen könnt, findet ihr hier. (Öffnet in neuem Fenster) 💶

💜💜💜

Bis bald im Podcast oder im Postfach!
Laura

Foto: Eugene Chystiakov (Öffnet in neuem Fenster) auf Unsplash (Öffnet in neuem Fenster)

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