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Der trockene Januar

Anmerkung des Chefredakteurs: Juten Morjen, ick will mal gleich uff den Punkt kommen. Die nächste Ausjabe muss ex-qui-sit werden. Royale Themen! Wat haben wa? Prinz Harry! Alle Welt redet über den. Ick will den Schmutz, ick will den Klatsch, ick will die Tränen. "Jeil!" sollen die Leute denken. Yes oh yes- Vorschlag für den Header: LIKE A SPARE und dann nen Bild von Madonna. Wat sachste?

Und denkste dran ist Januar. Die Leute sind überwiejend nüchtern, wenn se uns lesen!AK

Netflix

Austern in San Francisco

Ein Filmproduzent isst sich durch die Welt

Diese Serie ist eine Perle bei Netflix. Der Macher von "Alle lieben Raymond" Philip Rosenthal reist in die aufregendesten Städte, um dort zu essen. Er trifft Freunde und Ortskundige, die ihn zu den besten Restaurants und Märkten führen. Es sind nicht unbedingt nur die noblen Sterne-Restaurants, die er besucht, sondern eben auch der Food-Truck am Straßenrand oder die Bäkerei von nebenan. Es gibt viele Folgen, sodass sich ein Blick auf die Städte lohnt, wenn man vorhat dort hinzureisen. Oder wenn man einfach gerne etwas über gutes Essen und andere Kulturen lernen möchte. Ich finde den Phil ziemlich sympathisch, der die Leute immer so freundlich begrüßt und seinen Bruder Richard hinter der Kamera so liebevoll neckt. Die Gespräche übers Essen sind herzlich und es stört mich überhaupt nicht, wenn mit vollem Mund gesprochen wird, weil das Essen so großartig sein muss, das er nicht mit dem Lob warten kann, bis er es runtergeschluckt hat.

Als ich die Folge über San Francisco gesehen habe, bin ich sofort in Reisestimmung gekommen. Und ich muss sagen, dass der Gedanke an unsere USA-Reise in den letzten Wochen ganz schön in den Hintergrund gerückt ist. Schuld sind die Sorgen. Schuld sind die Viren. Schuld ist der Winter. Was war ich aufgeregt, als Phil eine Austern Bar, das Swan Oyster Depot, betrat, das ich sofort googelte und feststellte, dass es nur 10 Minuten von unserem Hotel entfernt liegt. 

Eine Serie, die hungrig und reiselustig macht! Sehr empfehlenswert.

RESERVE von Prinz Harry

Ist es Mist?

Anmerkung des Chefredakteuers:  :(

So eigenartig war es noch nie für mich, ein Buch aufzuschlagen. Die Autobiographie von Prinz Harry hat im Vorfeld schon für so viel Wirbel gesorgt, dass es wirklich einen kühlen Kopf braucht, sich von all den Schlagzeilen zu befreien und es, nun ja, einfach zu lesen. Eine Woche vor Erscheinen wurden die bristantesten Stellen bereits durchs Internet gejagt. Die spanische Übersetzung wurde zu früh ausgeliefert. 

Bei Instagram teilte ich deswegen eine kleine Liste, die ich mir überlegt hatte, um mich selbst ein wenig auszutricksen.

Wie ich an das Buch rangehe:

  • Harry darf seine Geschichte erzählen

  • Ich mag ihn

  • Er ist totzdem ein Lappen

  • Es gibt mehrere Perspektiven. Es ist nicht DIE Wahrheit, sondern seine Wahrheit.

  • Ich suche nicht nach einer Seite, auf der ich stehen kann.

  • Ich erfahre vielleicht Dinge, von denen ich ich nicht gedacht hätte, dass ich sie jemals erfahre. Cool!

  • Unterhaltung

  • Ferner: Ich glaube, das Buch könnte wirklich gut geschrieben sein. J.R. Moehringer ist der Ghostwriter. Tender Bar ist von ihm. 

So weit so gut. 

Stand 22. Januar 2023: Seiten 150/500

Was erwartet einen im ersten Teil? Das Buch beginnt mit der Beerdigung von Prinz Philip und einem geheimen Treffen, das sich Harry mit seinem Vater ("Pa") und seinem Bruder ("Willy") gewünscht hat. Wir sind also direkt drinne. Es geht gleich ans eingemachte sozusagen. Wir erfahren außerdem eine Menge über Harrys Schuljahre in Eton und seine erste Zeit beim Militär. Diana kommt häufig vor, allerdings hält er sich hier sehr mit Informationen über sie zurück. Und doch versteht man, warum der Tod seiner Mutter unmittelbar mit den Vorwürfen zusammenhängt, die er heute macht. Die Presse ist die Wurzel allen Übels. Das zieht sich durch die ersten 150 Seiten konsequent durch: Harry hasst die Presse. 

Ich bin zwiegespalten. 

Was ich mag, sind die ganzen Hintergründe zu den Royals. Wenn erzählt wird, dass Charles jeden Tag in Boxershorts Handstand gegen die Wand macht, weil er Rückenprobleme hat. Und es ist richtig witzig, wenn man sich den umgedrehten Charles so vorstellt, wie er dann ruft, dass jetzt ja niemand durch die Tür treten darf. Da komme ich schon wirklich sehr auf meine royalsliebenden Kosten. Oder der kleine Absatz über Prinzessin Margaret, Tante Margo, wie er sie nennt, die er gar nicht mal so gut gekannt hat, von der er aber weiß, dass ihr Mann zum Ende ihrer Ehe im Palast überall böse Nachrichten hinterließ. Unter anderem eine Liste: 24 Gründe, warum ich dich hasse. Wunderbar! 

Schwierig ist es wirklich mit seinem Hass auf die Medien mitzuhalten. Im Buch gibt es keine Quellen zu den besagten Schlagzeilen oder Aussagen. Man muss ihm im Prinzip alles, alles glauben und das fällt mir manchmal etwas schwer. 

Er drückt sich da kein bisschen vorsichtig aus oder so. Er haut wirklich volle Pulle drauf. Aber wer jetzt wann mit der Presse gesprochen hat, weiß man nicht. Es sind Vermutungen, die als Fakten verkleidet sind. Ich habe mich gefragt, ob es nicht vielleicht auch eine Einordnung von ihm bräuchte. Eine Erklärung, wie die britische Boulevardpresse eigentlich läuft. Boing. Boing. Vor diesem Hintergrund könnte er vielleicht überhaupt mal die Beziehung der Royals und der Presse erklären. Was machen denn diese Büros, von denen die ganze Zeit die Rede ist? Kurzum: Wie funktioniert eigentlich das System, das er beklagt? Und warum feuert er die Maschine weiter an?

Vielleicht ist das der springende Punkt. Man weiß nicht, was er will. Will er Aufklärung? Will er Veränderung? Will er Rache? Will er Gerechtigkeit? 

Stellenweise tut es mir wirklich richtig leid, weil er sein Leben lang damit zu tun hatte, damit kämpft und man sich das ja selbst gar nicht vorstellen kann, wie das so ist, deshalb ist hier meine Kritik durchaus unfair. 

Richtig unsympathisch wird er mir allerdings, wenn er erklärt, wie es dazu kam, dass er das Nazikostüm getragen hat. Nicht mal die Tatsache, dass er sagt, dass William und Kate ihn dazu überredet haben, sondern dass er wirklich den Schneid hat, diejenige Person auf der Party indirekt anzugreifen, die die Fotos von ihm an die Presse für 5000 Pfund verkauft hat. Interessiert haben muss es ihn wohl, sonst würde er die Summe nicht kennen. Und auch hier wird der Fokus wieder auf die Medien gelenkt. Harry, oh Harry. 

Tja, was machen wa jetzt damit? Der Januar ist trocken. Na ja. Weiterlesen.

Und weil dies nur ein erster Teil meines Newsletters diesen Monats ist, sei hier noch eben auf unsere Lesung diesen Donnerstag aufmerksam gemacht. Die Vorfreude ist riesig. Es macht den Januar ein kleines bisschen besser. Törööööt!

Bestellen kann man unsere Geschichte "Gehen oder Bleiben" auf der Webseite von Das Gramm. Heft 13 (Öffnet in neuem Fenster)

Das war's für heute von mir. Ihr passt auf euch auf, ja? 

Eure Judith

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