The Great Escape mit Suppengrün
Wiebke?
Ja, Schreibtisch?
Bist du auch so froh, dass der November vorbei ist?
Oh ja. Was für ein Monat. Politik. Wetter. Kultur. (Öffnet in neuem Fenster)
Nach dem 6. November hab ich dich ein paar Tage nicht gesehen.
Ich hatte damit zu tun, meine Wut und meine Trauer über die Wahlergebnisse in den USA zu verarbeiten. Dieser Artikel hier hat mir geholfen, wieder aus dem Trump-Loch rauszukommen. (Öffnet in neuem Fenster)
Sehr gut. Konntest du dir Zeit für Selfcare nehmen? Dir Me-Time gönnen?
Puh. Schwierige Begriffe, Schreibtisch.
Hä? Was ist dagegen einzuwenden?
Grundsätzlich nix. Aber wenn wir Selfcare oder Me-Time sagen, meinen wir oft Verdrängung der Realität. Die aktuell ganz besonders unangenehm ist, keine Frage.
Ah. Eskapismus also.
Genau. Der Welt abhanden kommen, statt sie zu einem besseren Ort zu machen. Nicht, dass ich dafür nicht anfällig wäre.
Also nix mit chillen in der Badewanne? Bücher lesen? Musik hören?
Doch, am besten alles zusammen. Das nenne ich aber nicht Selfcare oder Me-Time, sondern Kraft schöpfen für Handlungsfähigkeit. Selbstfürsorge und Aktivismus können gleichzeitig existieren. Sollten sie auch. Wie immer sind die Extreme das Problem, entweder komplett abtauchen in eine Parallelwelt oder sich aufreiben im Kampf gegen die Katastrophe. Mittelding is King.
Schön gesagt.
Danke, Schreibtisch.
Du schreibst ja gerade einen Roman über ein Musikfestival. Sind Festivals nicht auch extremer Eskapismus? Tagelang saufen und Musik hören?
Nö. Schau dir mal die Doku über das Festival in Jamel an. (Öffnet in neuem Fenster) Das ist das politischste Festival, das es in Deutschland gibt. Da feiern die Leute und sind gleichzeitig laut gegen rechts.
Wird dein fiktives Festival in ROCK YOUR BEAST auch politisch?
Nicht in der Dimension wie Jamel, aber ja.
Ich bin gespannt.
Jetzt kommt erstmal der Dezember. Hast du ein Weihnachtslied auf Lager, das nicht zu 100 % eskapistisch ist, Schreibtisch?
Na sicher. Fairytale Of New York (Öffnet in neuem Fenster) von The Pogues. Für mich das traurigste, lustigste, hässlichste, schönste und realistischste Weihnachtslied aller Zeiten. Alles gleichzeitig. Gesungen aus einer NYPD-Ausnüchterungszelle. Und du, Wiebke?
Ich habe O Tannenbaum realitätsnah und vegan umgedichtet. Willst du mal hören?
Unbedingt!
Geht gleich los.
Keine Buchtipps heute?
Ende Dezember wieder.
Einen schönen Advent, Wiebke. Stell ‘ne Kerze auf mich.
Wird gemacht, Schreibtisch. Dir auch eine schöne Weihnachtszeit. Und allen, die mitlesen. Oh, und doch noch ein Buchtipp: Wenn ihr einen Drummer oder eine Drummerin beschenken wollt, dann legt ihnen unbedingt KILL YOUR BEAST: Ein Schlagzeugroman (Öffnet in neuem Fenster)unter den Baum.
Kommt gut durch die Zeit!
O Suppengrün (lauthals zu singen auf die Melodie von O Tannenbaum)
O Suppengrün, O Suppengrün,
Wie treu sind deine Knollen!
Es gibt dich, seit ich denken kann,
Ganz vorne beim Gemüsemann.
O Suppengrün, O Suppengrün –
Wie treu sind deine Knollen.
O Suppengrün, O Suppengrün,
Du kannst mir sehr gefallen.
O Möhre! Lauch! O Sellerie!
Die Petersilie fehlt fast nie.
O Suppengrün, O Suppengrün –
Du kannst mir sehr gefallen.
O Suppengrün, O Suppengrün,
Wir würden dich vermissen,
Nähm‘ man dich aus dem Sortiment,
Weil niemand mehr den Wert erkennt
Vom Suppengrün. O Suppengrün –
Wir würden dich vermissen.
O Suppengrün, O Suppengrün,
Dein Bund will mich was lehren:
Es braucht Beständigkeit und Mut
Dort zwischen all dem Superfood.
O Suppengrün, O Suppengrün –
Nun will ich dich verzehren.
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