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Fragile Glückseligkeit (Mai-Logbuch)

Dieses Logbuch beginnt mit einem Urlaub ohne Internet. Du erinnerst dich vielleicht, das letzte erschien Mitte April. Ich hatte meine Deadline geschafft und freute mich auf Ostern. Aber um da auch wirklich frei zu haben, wollten zuvor noch die Druckdaten für “Rebel of the Light” abgeliefert werden. Das war … aufregend. Und natürlich ging nicht alles glatt. Mein Dank gilt an dieser Stelle der lieben Eva von Lunar Coverdesign (Öffnet in neuem Fenster), die mich mit Last-Minute-Änderungen am Farbschnitt und bei der Feinabstimmung der Veredelungen unterstützt hat.

Was folgte, war eine Woche köstliches Nichtstun. Ich habe zwei Bücher gelesen und mir ein drittes gekauft, weil ich wirklich nicht damit gerechnet hatte, so viel Zeit zu haben. Und am Ende war es gut, doch ein Schreibgerät eingepackt zu haben, denn so tippte ich auf der Eckbank des urigen Bauernhof-Hüttchens das erste Kapitel meines nächsten Romans. Es ist immer wieder spannend, wie unterschiedlich ich meine Geschichte beginne. Bei der letzten war es, wie ins Auto zu steigen und in den Urlaub zu fahren. Du weißt ungefähr, wo es hingeht, aber nicht, was genau dich erwartet und ob es dir gefällt, wie du dich dort fühlen und was du daraus mitbringen wirst. Diese hier fühlt sich jetzt schon ein bisschen nach Heimkommen an.

Kaum wieder zu Hause stand ich zum zweiten Mal auf der Lesebühne, brachte zum zweiten Mal ein Publikum dazu, sich Tränchen aus den Augenwinkeln zu wischen (nächstes Mal was Lustiges, okay?) und widmete diesen Moment einem Menschen, der nicht mehr da ist und doch nie ganz weg. Für mich selbst war es ein sehr heilsames Erlebnis und eine Erinnerung daran: Wenn wir schreiben, wenn wir unser Geschriebenes teilen, dann nehmen unsere Worte am Leben teil. Das ist ein machtvoller Gedanke, findest du nicht?

Es wurde Mai, ich hielt zum ersten Mal mein Buch (Öffnet in neuem Fenster) in der Hand, auch wenn es nur der Blindband war, aber trotzdem. Es wurde real. Ich bastelte mir ein Dummy, um es für TikTok in die Kamera zu halten, was auch immer das bringen würde. Ich bekam beim Ausdrucken des Covers im Copyshop einen beeindruckten Kommentar dazu, wie dick das Buch sei, nur um im nächsten Augenblick zu relativieren, dass Frauen ja eher Liebesromane schreiben. Und ich bin wirklich froh, dass das diesem Buch passiert, denn August würde zwar nie irgendwem den Mittelfinger zeigen, aber fragile Männlichkeit sprengen, das kann er schon ziemlich gut.

Es wurde Mai und ich hatte ein grandioses Autorinnen-Shooting. Also, ich war grandios erschöpft, seit Tagen hatte ich ein nervöses Zucken am Auge, manchmal wollte ich weinen, hatte jedoch keine Zeit dazu. Aber mit Juliana (Öffnet in neuem Fenster), da kannst du auch als Wrack auftauchen und das beste Shooting überhaupt haben. Ich bin wirklich niemand, der sich gern fotografieren lässt, trotzdem haben wir es geschafft, außerhalb meiner Komfortzone einfach eine neue zu gestalten. Das Ergebnis spricht für sich. Hoffe ich. Denn das neue Foto wird in einigen Büchern zu sehen sein. (Irgendwann werde ich das realisieren, aber jetzt noch nicht.)

Es wurde Mai und jetzt ist er schon fast wieder vorbei. Ich würde gern sagen, ich weiß nicht, wie das so schnell gehen konnte, aber ich weiß es eben doch. Der Brotjob hat mich verschlungen, in jeglicher Hinsicht, dazu kamen Termine mit Kind, von denen es gerade besonders viele gibt, jetzt, da die Einschulung naht (what?!). Ich werde immer wieder gefragt, wie ich es schaffe, neben all dem noch zu schreiben, noch dazu so viel. Und ich sage dann: Das Schreiben hält mich bei Verstand. In einem Alltag, der mich an allen Ecken zum Funktionieren zwingt, sind das die Momente, in denen ich loslassen kann. In denen ich nicht mehr lächeln muss, damit sich alte, weiße Männer nicht davon bedroht fühlen, dass ich leben will.

Der Mai packt seine Sachen und ich packe Bücher ein. Denn letzte Woche war es so weit: Eine Palette “Rebel of the Light” stand morgens kurz nach acht vor meiner Haustür - ich war nicht da, aber zum Glück gibt es liebe Nachbarn. Mittlerweile sind siebzig Bücher in mein Arbeitszimmer umgezogen, ein paar von ihnen durften bereits ihre Reise antreten. Der Großteil der Auflage ist im Vertrieb angekommen und ich habe mein Okay gegeben, mit der Auslieferung zu beginnen.

Bei diesem Buch geht es nicht um Listenplätze, nicht um Rankings. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht einmal mit einer nennenswerten Anzahl an Vorbestellungen gerechnet. Aber hier sind wir nun, ein paar Wochen vor ET, und über hundert Exemplare werden sich demnächst auf den Weg machen. Was nicht viel klingt, ist für mich einfach nur sensationell. (Zum Vergleich: Mein Debüt “Jetzt und nie - Now and never”, erschienen 2024 beim Vajona Verlag, wurde insgesamt ca. 200 mal verkauft.) Jedes Buch, das irgendwo in die Kamera gehalten wird oder in einer Buchhandlung ausliegt, sorgt dafür, dass meine Geschichte gesehen wird. Und ich glaube fest daran, dass sie es wert ist.

Wenn es dann auch offiziell so weit ist, werde ich der Veröffentlichung nochmal einen eigenen Beitrag widmen. Da gibt es nämlich viel zu erzählen!

Bis dahin verabschiede ich mich aus dem Mai. Wenn du Lust hast, den Monat schreibend mit mir ausklingen zu lassen, gibt es am 30.05. um 19 Uhr die Möglichkeit, an meiner Schreibpause teilzunehmen. Alle Infos dazu findest du hier (Öffnet in neuem Fenster), die Anmeldung ist bis zum 28.05. möglich.

Danke für deine Zeit. Ich freue mich, dass du hier mitliest.

Deine Karla 🤍
Kategorie Schreiblebenliebe