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Einmal noch, okay? (April-Logbuch)

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Schrei-Listen werden unterschätzt. Ich hätte im April mehrere Seiten damit füllen können. Warum habe ich das eigentlich nicht gemacht? Gute Frage.

Aber von vorn …

Ich finde das Wort Erschöpfung paradox. Denn der Effekt tritt immer dann auf, wenn ich zu voll bin, wenn ich mich nicht bewegen kann, wenn alles auf mich eindrückt, bis ich das Luftholen vergesse. Da hilft kein Schlafen, da hilft nur: RAUS! Schreiben, schreien, Berge hochlaufen. Das Kind hat im Urlaub vorgeschlagen, wir könnten doch einfach in die Alpen ziehen; ich bin noch nicht sicher, ob ich den Vorschlag langfristig als Witz auffassen will. Es hat fünf Jahre gedauert, aber kaum hundert Höhenmeter und mein Kopf war herrlich leer.

Nur noch einmal, okay?

Es gibt Dinge, die machen mich wach, selbst wenn ich gefühlt kaum gehen kann. Neben Bergen sind das neue Ideen, Schreibprojekte, Lieblingsmenschen. Es gibt Verabredungen (die meisten), die setzen mein Nervensystem schon Stunden vorher unter Strom, bis ich mich frage, was ich mir dabei eigentlich gedacht habe, wie ich schon wieder aussehe, was ich dort überhaupt will. (Nicht rational, brauchen wir nicht drüber reden.) Und dann gibt es Menschen, da werde ich ganz ruhig. Da ist der einzige Stress jener, dass die Zeit rennt, dass es zu wenig ist, zu viel Ich-will-das-immer-haben.

Denn was gibt es Schöneres, als sich gegenseitig Bücher zu signieren, Pommes zu essen und vor lauter Reden nicht alles zu schaffen. Durch Buchläden zu stromern und sich gegenseitig Bücher zu empfehlen und am Ende doch nichts zu kaufen, weil es an solchen Tagen vor lauter Seligkeit keine Kompensation braucht. Und am Ende: Einander nicht oft genug umarmen zu können. (Nur noch einmal, okay?)

Was gibt es Schöneres, als gemeinsam das Schreiben zu feiern, einander zu inspirieren, Traumsegel zu setzen, voneinander zu lernen?

WARUM TUN HERZLÖCHER SO WEH?

Ich hätte erwartet, dass der Winter mich umhaut, mit seinen scheißschönen Himmelskontrasten, mit seinen Komplementärgefühlen, mit seinen abendlichen Fenstermomenten. Aber nein, es war der April, der mir die Trauer um die Ohren schmiss und mit Wachstumsschmerzen würzte; denn sonst wäre es ja langweilig, gar nicht überraschend, beinahe schon normal.

Dieser Monat hat mich mit mir selbst konfrontiert, ohne um Erlaubnis zu fragen. Ich musste mich rausnehmen, das Funktionieren aufgeben, und allein das war eine Leistung (die ich mir nur widerwillig anerkenne).

Wer bin ich, wenn da plötzlich Raum für mich ist?

Und wann gestatte ich mir, das herauszufinden?

Ich habe darüber geschrieben, natürlich. Und über andere Dinge. Ich-spüre-mich-Listen, Weltschmerz-Texte, Du-bist-nicht-unglücklich-Lügen, Verlagsbewerbungen (Wie frustrierend kann es noch werden? Und der Buchmarkt so: Ja.), neue Ideen, das Konzept für meinen ersten Schreibkurs. Wie, was? - Ja, ich bin jetzt Schreibpädagogin. So richtig offiziell.

Moment, hier der Beweis:

Und ich muss da nochmal drüber, weil ich zu viel (aka am liebsten alles) in zu wenig Zeit machen möchte; weil mein eigenes Tempo in dem Fall nicht maßgeblich ist. Aber deins vielleicht?

Und nochmal, und nochmal …

Letzte Woche hatte ich einen guten Plan und in der Woche davor einen anderen, es geht drunter und drüber in mir. Was ich mit Sicherheit sagen kann: Ich habe Lust, zu schreiben, zu spielen, Freude zu teilen. Denn das habe ich mir selbst zurückerobert.

Es ist ganz wunderbar, Geschichten zu erfinden, aber der Preis dafür ist eben, sich auf den Markt zu werfen, mit Sätzen zu jonglieren, nie so richtig zu wissen, wie eigentlich ein guter Pitch funktioniert, enttäuscht zu sein, dann aber trotzdem wieder zu hoffen. Es ist ein grausames Glücksspiel, es hat sehr wenig mit Schreibliebe und sehr viel mit Gefallen müssen zu tun. Ich will ehrlich sein: Manchmal (oft) habe ich darauf keine Lust mehr.

Aber das liegt wohl auch an meinem Ganz-oder-gar-nicht-Denken. Was ich brauche, ist ein Gegenpol, ein Vernunft-Sprengsatz, ein Pragmatismus-Survival-Kit. Ich brauche Raum zum Eskalieren.

Also mache ich das jetzt und hole ein Projekt aus der Schublade, das schon lange überfällig ist. Also gestalte ich wieder und sortiere und verwerfe und freue mich darauf, wenn alles schön aussieht. Also schreibe ich. Und bewerbe mich trotzdem weiter.

Weil das nebeneinander passt:

ICH WILL DOCH NUR SCHREIBEN!!!

und:

Meine Geschichten sind es wert, gelesen zu werden.

Denn zumindest hier muss ich mich nicht entscheiden. Ich darf das alles machen. Ich darf mir die Worte wundspielen und das Herz herausbluten, ich darf mich fix und fertig lieben. Ich darf vollkommen neben der Spur sein und den allerbesten Text abliefern (bis jetzt) oder nur Murks (ich liebe Murks, ich brauche Murks). Ich darf veröffentlichen wollen, und ich darf vor mich hin schimpfen, wenn wieder einmal eine Absage oder gar keine Rückmeldung kommt.

Ich darf einen Blog starten, ohne zu wissen, wohin ich damit eigentlich will. Ich darf ein Logbuch schreiben, in dem wahrscheinlich niemand durchblickt (ich auch nicht).

Aber du hast trotzdem bis hierher gelesen und ich finde das großartig. Wirklich. Ich danke dir für deine Zeit, für deine Neugierde, und wenn du das Schreiben liebst oder (wieder) lieben lernen oder wenn du einfach nur zuschauen willst, wie ich mich in meiner Kreativität verlaufe, dann fühl dich eingeladen. Bleib gern ein bisschen. Begleite mich ein Stück. Lass uns loslaufen und unterwegs das Ziel vergessen. Das wird Spaß machen, versprochen.

Bis bald - ich freue mich schon!

Deine Karla

P.S.: Jetzt habe ich vor lauter Gedankenchaos vergessen, über meine gelesenen Bücher zu schreiben. Ich würde sagen, das machen wir extra - oder was meinst du?

Kategorie Schreiblebenliebe