Schuhe bitte heute VOR der Wohnungstür ausziehen!

Himmel, war das matschig. Dabei hieß es doch auf Komoot, man könne „trockenen Fußes“ die Eichwerder Moorwiesen durchschreiten, dank Holzstegweg – „trockenen Fußes“. Räusper. Naja, man soll nicht alles glauben, was im Internet steht. Oder in irgendwelchen Apps. Egal. Kurz vor der Bundestagswahl nochmal raus, bewegen, frische Luft atmen, den Kopf frei kriegen, was Besseres gibt´s ja nicht, dachte ich mir. Die Sonne knallt, frühlingshafte 12 Grad, rein in die leichten Sneaker und mit denen dann in die S-Bahn gen Waidmannslust! Was das bedeutet? Zeit für eine neue Liste.
Das hier habe ich auf meinem heutigen Ausflug gesehen:
Die Zeugen Jehovas völlig deplatziert mitten auf dem türkischen Markt bei mir um die Ecke
Eine Frau wandelte mit zwei sehr langen Bambusstöcken im S-Bahn-Waggon auf und ab und sang dabei aus voller Kehle: "Auf, auf, Löhne rauf!"
Die Sonne
Den allerletzten (hoffentlich) Schnee (1)
Hühner
Das Moor
Als Kind hatte ich immer eine Heidenangst davor, komplett im Moor zu versinken (dabei gab´s da, wo ich gewohnt habe, überhaupt kein Moor), ich hatte nämlich mal eine Hörspielcassette, wo Black Beauty ein anderes Pferd rettet, das bereits bis zum Hals versunken ist. Erst neulich habe ich gelernt, dass Menschen gar nicht im Moor versinken können, weil die Dichte unseres Körpers größer ist als die von Wasser und der Schlamm im Moor wiederum eine größere Dichte hat als unser Körper. Wir würden also wie ein Korken immer wieder hochploppen. Prima.
Zwei Rentnerinnen mit pinken Strickmützen bestaunten andächtig das signifikante Maulwurfshügelaufkommen in den Moorwiesen
Das Schlaraffenland (2)
Viele Jägerzäune
Zwei etwa zehnjährige Jungs beim Seilspringen auf der Straße vor ihrem Haus
Der eine hatte es drauf, der andere gar nicht, aber das tat der Bewegungsfreude keinen Abbruch. Lieb.
Ein verwinkeltes Fachwerkhaus mit putzigem Türmchen, in dem ich gern mein Schlafzimmer hätte (3)
Vorm Haus eines Jägers, der eigens erlegtes Wildbret feilbot, stand eine riesige hölzerne Eulenstatue (4)
Gelten Eulen auch als Wildbret? Hoffentlich nicht!
Auf den Klingelschildern im bürgerlichen Lübarser Wohnviertel steht nie nur der Nachname oder Vor- und Nachname, sondern immer "Familie“ und dann der Nachname
Die Einwohner*innen hier existieren offenbar nicht als Individuen, sondern ausschließlich als Familieneinheit.
Bei Familie Braun hing noch die Weihnachtsdeko draußen
…but who am I to judge?
Dafür hingen bei den Nachbarn bereits die Eier im Baum
Das war übrigens kein Einzelphänomen, die Lübarser machen keine halben Sachen, entweder der Rentierschlitten steht noch im Vorgarten oder schon der Osterhase, dazwischen gibt es nichts.
Ein Notar wohnt in der Gutachtstraße – lustig!
Hab später festgestellt, die heißt gar nicht Gutacht- sondern Gutachstraße. Schade.
Es gibt ein KIA-Modell, das heißt „Carens“
Hihi.
Bei den Eingeborenen in Lübars scheint es strikte Spazierregeln zu geben, je nach Geschlecht: Nur Frauen sind alleine oder zu zweit unterwegs, Männer hingegen stets eingebunden in die Familieneinheit, in Ausnahmefällen auch alleine mit Hund (telefonierend) oder mit das Überleben der Familieneinheit sichernden Einkaufstüten (telefonierend)
Die Lübarser sind besessen vom Kuckuck, überall stehen Tafeln, auf denen man erfährt, wo er lebt, was er sucht, wen er frisst, von wem er gefressen wird und was er uns sagen will
Gesehen oder gehört habe ich übrigens keinen einzigen, sehr wohl aber einige Spechte!
Die „Zu verschenken“-Tischchen in Lübars bieten auch nichts Attraktiveres als die „Zu verschenken“-Kartons in Schöneberg (5)
Dieser Ausflug wurde Ihnen präsentiert von meinem Ohrwurm des Tages, der mich freundlicherweise auf dem gesamten Weg begleitete: „We go together“ aus dem Film „Grease“. Gern geschehen.
Ich hab jetzt schon so Angst vor den Hochrechnungen morgen. Gut Nacht.
Fotos:
(1) Schnee

(2) Schlaraffenland

(3) Türmchenschlafzimmer

(4) Eule

(5) Schönen Dank auch
