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Posten im Jahre 2024 des Herrn

Wir, die Sachen ins Internet posten – ich nenne uns jetzt mal Poster – leben in einer seltsamen Realität. Die Plattform gibt, die Plattform nimmt. Ohne sie geht irgendwie nicht, aber mit ihr auch nicht. Es ist kompliziert.

Irgendwie schön aber, dass wir damit alle überfordert sind. Egal ob Privatperson mit Meinungen, Zeitungsverlag oder öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Oder kann mir hier jemand erklären, wie ARD, ZDF und Funk entscheiden, was auf TikTok kommt, was auf YouTube und was nur in die Mediathek?

Poste niemals nicht ohne Strategie

Eins machen sie aber richtig: Alle Inhalte gibt es (auch) in ihrer eigenen Mediathek, dem eigenen Distributionskanal, auf dem sie selbst die Regeln machen. Blogging-Nerds aus der Indie-Web-Szene haben dafür schon vor Jahren ein Wort erfunden: POSSEE (Öffnet in neuem Fenster). Publish (on your) Own Site, Syndicate Elsewhere.

Hier kommt meine Strategie für Poster im Jahr 2024: Mach deine eigene Mediathek auf. Ich mein nicht buchstäblich, aber das Prinzip ist so: Inhalte erscheinen zuerst auf deiner eigenen Seite, und werden dann schnipselweise auf den anderen Kanälen verwurstet. The Verge meint auch, das ist das Ding der Stunde. (Öffnet in neuem Fenster) Der von mir sehr geschätzte Internet-Mann Cory Doctorow (Öffnet in neuem Fenster) mit seinem Blog „Pluralistic“ sowieso.

Neben POSSEE gibt es auch noch PESOS, Publish Elsewhere, Syndicate on Own Site. Das ist vielleicht eine bessere Idee, wenn du schon eine große Reichweite auf einer bestimmten Plattform aufgebaut hast: Bette deine YouTube-Videos doch einfach zusätzlich auf deinem eigenen Blog ein. Bau neben deinen Podcast-Folgen einen E-Mail-Channel auf – vielleicht erscheinen die Folgen da einen Tag früher? So kannst du später auch mal was verschicken, was im Audio-Format nicht so gut rüberkommt. Und wenn der Podcast-Winter kommt (ich denke lange kann das nicht mehr dauern), dann hast du noch ein Ass im Ärmel.

Warum POSSEE und PESOS actually gut sind

POSSEE und PESOS sind dem nur-auf-deinem-eigenen-Channel-Purismus, von dem ich letzte Woche sprach, schon allein deshalb überlegen, weil du so die starken Empfehlungsalgorithmen und Netzwerk-Effekte auf Social Media mitnehmen kannst, aber dein Publikum (und deine Freund:innen, und die, die noch deine Freund:innen werden wollen) trotzdem einen direkten Draht zu dir haben, falls du bei der Plattform mal in Ungnade fällst (oder die Plattform bei dir (Öffnet in neuem Fenster)). Sie geben dir mehr Kontrolle und Sicherheit, und irgendwie auch einen besseren Ausblick auf die Zukunft des Web. Die Welt ist so trist, wenn nur drei große Konzerne das ganze Internet zwischen einander ausschachern.

Nächste Woche dann ein lauwarmer Take über AI-Training, mit Schusswaffen-Allegorie. Gleiche Stelle, gleiche Welle.