Zum Hauptinhalt springen

Fokusthema

Bild: pixabay, pexels

Lebst du noch linear oder schon zyklisch?

In 12-22 räumt ihr Vater Mattis gegenüber Kyara ein, damals noch innerlich sehr in einer linearen Lebenshaltung gewesen zu sein und sich (und sie als Kind) somit überfordert zu haben. Aber was genau meint er hier?

Es ist nichts Neues, dass das derzeitige Wirtschaftssystem kritisiert wird, weil es linear-ansteigend auf unbegrenztes Wachtsum ausgerichtet ist, also potenziell unendlich wachsen soll. Krebsgeschwüre wachsen ähnlich unbegrenzt, bis das System kollabiert. In den letzten Jahren haben aber immer mehr Menschen verstanden,  dass diese Überzeugung wie eine Art "inneres Patriarchat" wirkt, ein Dogma, dass auch ihr eigenes Innenleben, Wahrnehmen und Handeln durchzieht. Ständig gilt es, Ziele zu erreichen, Errungenschaften messbar zu machen, Dinge zu maximieren, zu optimieren. Zerfall, Rückzug, Zeit für Regeneration werden - egal ob in der eigenen Biografie, im Job, in Projekten, in der Natur - wenn überhaupt nur als nötige Vorstufe zu mehr Wachstum und mehr Performance toleriert, aber häufig ganz marginalisiert, minimiert, verdrängt, vermieden.

Bild: Burak The Weekender, pexels

Dabei sind das keine bloßen Vorstufen, sondern ganz einfach andere Dimensionen universellen Lebens und Erlebens, die ebenso bedeutsam und erfüllend sind wie Phasen des Wachstums und des Profites, der Ernte. Sie haben einen Wert an sich und legitimieren sich nicht (nur) dadurch, dass sie andere hervorbringen.

In Bezug auf Landwirtschaft verstehen wir natürlich alle die Zyklen der Jahreszeiten und mit ihnen die Phasen des Anbaus - Boden bereiten, säen, pflegen, ernten, ... Und doch sind wir stark darauf getrimmt, unser Bewusstsein auf die Ernte, den Ertrag auszurichten. Wir machen das ganze schließlich nur um des Ertrags willen, oder? Wozu sonst? Ebenso, wie wir nur Sex haben, um den Orgasmus zu erleben oder nur ein Projekt auf die Beine stellen, um damit Erfolg zu haben?

Bild: Image Hunter, pexels

Immer mehr Menschen verstehen, dass wir es hier mit einer extremen Reduzierung von Wirklichkeit zu tun bekommen haben.  Das Leben wartet mit einer Vielzahl von wiederkehrenden Qualitäten auf, wie wir sie in den Jahreszeiten, den Planetenbewegungen oder im weiblichen Hormonzyklus beobachten können. Erfüllt sind wir (erst), wenn wir sie alle wertschätzen und voll ausleben. 

Die Gaia Akademie (Öffnet in neuem Fenster), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese Qualitäten in die Arbeitswelt zu bringen und sie damit zu transformieren, nennt neben den Phasen von Wachstumsbeginn, -höhepunkt, Reifen und Ernteschnitt auch Erntedank, Rückzug, Innehalten sowie Intuition/Vision. Es bedeutet, im Jahr auch Zeiten zu haben, wo mensch dankbar auf das Erreichte zurückblickt und dieses wertschätzt, sich in sein Inneres zurückzieht und dem Nichts Raum gibt und das Neue empfängt. Und in dieser Zeit wird eben nichts "geerntet" und es wächst auch nichts sichtbar. 

Bild: Egor Kamelev, pexels

Frauen ermöglicht das einen ganz anderen Umgang mit ihrem monatlichen Zyklus. Die Blutung (eine Art "Winterphase") ist nichts Lästiges mehr, das einmal im Monat irgendwie (zur Not mit Schmerztabletten) gemanaged werden muss, sondern ist ein sinnvoll eingebettetes Ereignis in einem Prozess, in dem der Körper sich in eine neue Balance bringt. Die Tage selbst ist Rückzug und Innehalten angesagt. Zuhause auf dem Sofa bleiben und sich um sich selbst kümmern - oder zumindest alle unnötigen Termine verschieben und Herausforderungen aller Art vermeiden - wäre also angebracht! Diese Tage hätten dann eine eigene Qualität, die zelebriert würde, und nichts Nerviges mehr an sich.

Momentan ist das für die meisten natürlich noch schwer umzusetzen, weil die Arbeitswelt eher auf lineare, dauerhafte Leistung des Menschen setzt. Diese zyklische Lebenseinstellung ist aber einer auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ausgerichteten Post-Wachstums-Gesellschaft, die kommen muss, wenn unser Wohlstand erhalten bleiben soll, nur angemessen. Unterm Strich kann sie gesündere Menschen, sinnvollere und feinsinnigere Projekte und einen besseren Umgang mit Energie- und Materialressourcen hervorbringen.

Bild: Angela Roma, pexels

Ich habe daher natürlich auch versucht, dieser zyklischen Struktur in Kyaras Leben 2055 ihr Recht zu verschaffen (- was wahrscheinlich längst noch nicht im Detail das ist, was es sein könnte, aber ein Versuch.) Die ganze Story wird in einem Jahreszyklus erzählt, die Handlung dauert also 12 Monate. In jedem Monat wird gesellschaftlich mit einem Fest oder Ritus eine andere Jahreszeit-Qualität gefeiert, in die auch die Handlung eingebettet ist. In den bisher erzählten (3 von 12) größeren Abschnitten waren das der winter-verabschiedende Jubiläumsball, der unserem Karneval am nähesten kommt, die lichtbegrüßenden Märzlicht-Tage und das Frühjahrs-Heilfasten, um den Körper zu reinigen. Und auch das Wetter offenbart monatlich immer andere Qualitäten - auch wenn diese in ihrem Ausmaß aus dem Gleichgewicht geraten sind, ganz, wie es im zunehmenden Klimawandel zu erwarten ist. Ob Schnee, Sturm oder Regenfluten, sie sind stete Begleiter der Figuren, die ihren Weg durch die unterschiedlichsten Gefühlsqualitäten suchen.

(Weiterführende) Quellen:

Das Gaia Prinzip  (Öffnet in neuem Fenster)

Hosner: Zyklisch leben

Coaching Zyklisches Arbeiten (Öffnet in neuem Fenster)und Interview (Öffnet in neuem Fenster)dazu

https://sei-unverschaemt.org/jahreskreisreise/ (Öffnet in neuem Fenster) 

Quittenduft | You are bloody brilliant! (Öffnet in neuem Fenster)

Kategorie Fokusthema

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von JuliTopia und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden