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Norddeutsche Landschaft Teil 3: die Dünen

Die Dünenlandschaften im Norden Deutschlands und auch in Südwestdänemark, wo ich oft bin und woher die meisten der Fotos hier in diesem Artikel stammen, verdanken ihre Existenz dem Zusammenspiel von geologischen Prozessen, klimatischen Bedingungen und biologischen Faktoren. Besonders die Eiszeiten, insbesondere die Weichsel-Kaltzeit – von der hatten wir es ja jetzt ein paar Mal – , spielten dabei eine entscheidende Rolle. Du erinnerst dich: Während dieser Periode bedeckte ein gewaltiger Eisschild, der von Skandinavien aus nach Süden vordrang, große Teile Norddeutschlands. Hier nochmal die Grafik:

Die Gletscher bewegten sich wie gewaltige Planierraupen über die Landschaft und erodierten die darunter liegenden Schichten. Dabei schoben sie große Mengen an Gestein, Sand und Kies vor sich her und transportierten sie über weite Strecken. Beim Abschmelzen der Gletscher lagerten sich diese Ablagerungen ab und gestalteten die Landschaft grundlegend um. So entstanden zum Beispiel Moränen – mächtige Aufschüttungen, die an den Rändern der Gletscher zurückblieben und heute als Hügelketten sichtbar sind. In Norddeutschland sind Moränenlandschaften zum Beispiel in der Mecklenburgischen Seenplatte zu sehen. Die Schmelzwässer der Gletscher lagerten auch riesige Sandflächen ab, die so genannten Sanderflächen. Diese offenen Flächen, wie sie in der Lüneburger Heide zu finden sind, bildeten später die Grundlage für die Entstehung von Dünen. Gleichzeitig bildeten sich durch die gewaltigen Wassermassen große Flusstäler, die so genannten Urstromtäler, die heute z.B. im Bereich des Elbe-Urstromtals sichtbar sind und als historische Entwässerungssysteme der Schmelzwasserströme dienten.

Die Entstehung der Sander

Sander sind ausgedehnte Flächen, die sich bildeten, als die Gletscher abschmolzen und die mitgeführten Schmelzwässer große Mengen an Sand und Kies in der Nähe des Eisrandes ablagerten. Das hatten wir ja schon in der ersten Folge (Öffnet in neuem Fenster) dieser Trilogie über die Norddeutsche Landschaft. Sehr eindrucksvolle Versionen davon finden wir in Island, wo sie zum typischen Landschaftsbild gehören:

(Foto: Laurent Deschodt)

Diese Sanderflächen spielten jedoch auch eine entscheidende Rolle bei der späteren Dünenbildung, da sie die Grundlage für den Transport von Sand durch den Wind bildeten. Nach dem Rückzug der Gletscher setzte die Winderosion ein, die den lockeren Sand der Sanderflächen erodierte und ihn in Richtung Küste oder weiter landeinwärts transportierte.

Vom Winde verweht …

In Gebieten mit spärlicher Vegetation, wie an der Nord- und Ostseeküste, kann der Wind den Sand ungehindert aufwirbeln und in hügeligen Strukturen zu Dünen auftürmen. Besonders in Trockenperioden und bei saisonal starken Winden wird der Sand mobilisiert und bildet sanfte Wellen, die sich immer weiter ins Landesinnere schieben. Wo Pflanzen fehlen, um den Sand zu befestigen, bleiben diese Dünen jedoch nicht an Ort und Stelle, sondern werden vom Wind ständig weitertransportiert – es entstehen sogenannte Wanderdünen, die sich langsam, aber unaufhaltsam über die Landschaft ausbreiten. Ein anschauliches Beispiel sind die Boberger Dünen bei Hamburg, wo der Sand zunächst ungehindert wanderte, bis man die Dünen durch Anpflanzung stabilisierender Pflanzen wie Glatthafer und Strandhafer befestigte. Diese Maßnahmen halfen, den Sand dauerhaft zu stabilisieren und die einzigartige Dünenlandschaft zu stabilisieren. So sah es da aus, als ich im September zuletzt da war (das war oben auf der großen Düne):

Die Entstehung der Dünenlandschaften wurde nicht nur durch die Eiszeiten und die Winderosion beeinflusst, sondern auch durch eine Vielzahl anderer Faktoren. So spielen Meeresströmungen und Gezeiten eine entscheidende Rolle bei der Ablagerung von Sand an den Küsten und damit bei der Entstehung von Küstendünen. Diese Strömungen bilden Sandbänke und Strände, die wiederum als Ausgangsmaterial für die Dünenbildung dienen, indem der Wind den Sand aufnimmt und landeinwärts trägt. Gleichzeitig trägt auch die Vegetation zur Stabilisierung der Dünen bei. Frühe Pionierpflanzen wie der Strandhafer binden den losen Sand mit ihren tiefen Wurzeln, sodass der Sand nicht weiter verweht wird und sich stabile Dünen bilden können.

Neben den natürlichen Prozessen spielte natürlich auch der Mensch bei der Entstehung der norddeutschen Dünenlandschaften eine Rolle. Durch Rodung und landwirtschaftliche Nutzung wurden oft große Flächen entwaldet, der Sand freigelegt und die Winderosion verstärkt. In einigen Gebieten führte dies auch zur Bildung neuer Dünen, die ohne den Eingriff des Menschen nicht entstanden wären.

Aufbau der Dünenlandschaften – Dünentypen und Zonen

Wir halten also fest: Dünenlandschaften sind dynamische Systeme, die sich ständig verändern. Wie auch andere Landschaftstypen kann man sie in verschiedene Zonen und Typen unterteilen. Ihr Aufbau wird von den herrschenden Windverhältnissen, dem Vorhandensein von Vegetation sowie anderen Umweltfaktoren bestimmt.

Dünentypen

Die Dünen hier bei uns im Norden lassen sich grob in drei verschiedene Typen einteilen.

  • Weißdünen (Primärdünen): Diese jungen Dünen entstehen direkt an der Küste, wo der Wind Sand vom Strand auftürmt. Sie haben meist eine helle Farbe, da der Sand noch frisch und die Vegetation spärlich ist. Weißdünen werden vom Wind ständig umgelagert und sind daher besonders dynamisch. Oft wandern sie als Wanderdünen ins Landesinnere. Typisch für diese Dünen sind Pflanzen wie der Strandhafer (Ammophila arenaria), der, wie weiter oben erwähnt, eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Dünen spielen.

  • Graudünen (Sekundärdünen): Mit zunehmendem Alter und der Stabilisierung durch Pionierpflanzen wie dem Strandhafer siedeln sich weitere Pflanzen auf den Dünen an. Die abgestorbenen Pflanzenteile bilden eine dünne Humusschicht, die dem Sand eine gräuliche Farbe verleiht – daher der Name „Graudünen“. Diese Dünen sind weniger anfällig für Windverwehungen und haben sich bereits etwas stabilisiert.

  • Braundünen (Tertiärdünen): Weiter landeinwärts, wo die Dünen durch eine dichtere Vegetation geschützt sind, entwickeln sich sogenannte Braundünen. Sie zeichnen sich durch eine dichte Vegetationsdecke aus, die den Sand vollständig stabilisiert. Der Humusgehalt ist höher, was dem Boden eine bräunliche Färbung verleiht. Auf diesen Dünen wachsen häufig Gräser, Heidekrautgewächse und gelegentlich auch Bäume wie Kiefern, Eichen oder Birken.

Zonen einer Dünenlandschaft

Eine typische Dünenlandschaft bei uns in Norddeutschland zeigt eine deutliche Zonierung, die sich von der Küste ins Landesinnere erstreckt.

  • Strandzone: Diese Zone liegt direkt am Meer und ist durch den Einfluss von Wellen, Wind und Gezeiten geprägt. Hier finden sich meist nur salztolerante Pflanzen, die an die rauen Bedingungen des ständigen Salzspritzens und der Überschwemmungen angepasst sind. Typische Pflanzenarten sind die Binsen-Quecke (Elymus farctus) und der Europäische Meersenf (Cakile maritima).

Foto: Jürgen Howaldt

  • Vordünenzone: Die Vordünen befinden sich direkt hinter der Strandzone und sind oft die ersten Sandhügel, die vom Wind geformt werden. Diese Dünen sind noch jung und dynamisch, da sie ständig durch den Wind umgeformt werden. Hier dominieren Pionierpflanzen wie der bereits erwähnte Strandhafer.

  • Dünenlandschaft: Weiter landeinwärts erstreckt sich die eigentliche Dünenlandschaft, die aus den stabileren Graudünen und Braundünen besteht. In dieser Zone ist die Vegetation vielfältiger und umfasst nicht nur Gräser und Kräuter, sondern auch niedrigwüchsige Gehölze. Die Bodenentwicklung ist hier fortgeschritten, und es entsteht eine deutliche Humusschicht, die das Wachstum anspruchsvollerer Pflanzen ermöglicht. Die Flora in dieser Zone ist angepasst an trockene, nährstoffarme Bedingungen, wie etwa die Besenheide (Calluna vulgaris) und die Glocken-Heide (Erica tetralix).

  • Hinterdünenzone: Die Hinterdünenzone bildet den Übergang zur angrenzenden Landschaft. Diese Zone kann aus Heidelandschaften, Kiefernwäldern oder landwirtschaftlich genutzten Flächen bestehen. In den geschützten Bereichen dieser Zone entwickeln sich oft Dünenwälder, in denen Baumarten wie die Kiefer (Pinus sylvestris) und die Birke (Betula pendula) vorherrschen.

Zwischen den einzelnen Dünenkämmen finden sich oft Dünentäler oder Feuchtsenken, die durch Windabschwächung oder Wasseransammlungen entstehen. Diese Zonen sind besonders interessant, da sie oft eine höhere Feuchtigkeit aufweisen und die Vegetation dichter und vielfältiger ist. Da finden wir auch gerne die schönen Salzwiesen, über die wir schon gesprochen haben. Pflanzen wie Seggen und Binsen, die an feuchte Standorte angepasst sind, finden hier ideale Bedingungen. Diese Feuchtgebiete bieten zudem Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren, die in den trockeneren Teilen der Dünenlandschaft nicht überleben könnten. Sehr gerne findet man hier beispielsweise Vögel wie den Wiesenpieper (Anthus pratensis):

Foto: Andreas Trepte

Welche Pflanzen finden wir dort? Und wieso sind die Bäume da oft so “kurz”?

Unsere Dünenlandschaften bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen, die sich an die extremen Standortbedingungen wie Trockenheit, Nährstoffarmut, Wind und Sandverwehungen angepasst haben. Bei Bäumen gibt es hier eine super interessante Beobachtung. Ist dir mal bei einem Spaziergang in Heidelandschaften und Küstenwäldern Norddeutschlands oder Dänemarks aufgefallen, dass es da irgendwie so komische, ganz “niedrige” Eichen gibt? Eine Otto-Normal-Eiche sieht ja so aus:

Also ein recht hoher Baumstamm, oben die Krone – so weit, so normal. Jetzt sehen die Eichen beispielsweise in einem Wäldchen auf einer Braundüne in Dänemark, die Lorenz und ich besucht haben, so aus:

Da setzen die Äste viel, viel weit unten an – komisch, oder? Die Sache ist nur die: Die Eichen sind normal hoch und die Äste setzen nicht tiefer an. Sie setzen genau so weit oben an, wie bei jeder anderen Eiche auch. Der Unterschied ist, dass wir hier auf Baumkronenhöhe stehen. Denn so sieht das wirklich aus:

Die Eichen wurden in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten vom Sand bedeckt und sind sozusagen in der Düne versunken. Da die Eichen Tiefwurzler sind und der Sand durchlässig ist, werden sie trotzdem mit Wasser und Nährstoffen versorgt und bekommen genug Sauerstoff, damit die Wurzeln nicht faulen. Erstaunlich, oder? Da sieht man wieder: Man muss sich wirklich gut an so einen anspruchsvollen Lebensraum anpassen. Zugeschüttet werden muss man erstmal abkönnen.

Die Pflanzenwelt der Dünen ist also geprägt durch ihre Fähigkeit, mit widrigen Bedingungen wie Trockenheit, Nährstoffmangel und ständigen Sandverwehungen umzugehen. Je nach Dünentyp und Zone variiert die Zusammensetzung der Pflanzengesellschaften.

Strandzone

In der Strandzone, direkt am Meer, herrschen extreme Bedingungen: der hohe Salzgehalt und die ständige Überflutung durch Wellen machen es nur wenigen Pflanzen möglich, hier zu überleben. Diese Zone ist ständig in Bewegung, denn Wind und Wasser transportieren den Sand unermüdlich hin und her. Dennoch haben einige spezialisierte Pflanzenarten gelernt, in dieser rauen Umgebung zu gedeihen – darüber haben wir ja schon in der ersten Folge der Trilogie gesprochen. Eine von ihnen ist die Binsen-Quecke (Elymus farctus), deren tiefreichende Wurzeln den Sand stabilisieren und verhindern, dass er vom Wind verweht wird. Daneben findet sich der Meersenf (Cakile maritima), eine widerstandsfähige Pflanze, die gut mit den hohen Salzkonzentrationen an der Küste zurechtkommt. Ebenfalls typisch für diese Zone ist die Salzmiere (Honckenya peploides), die besonders hohe Salzgehalte im Boden verträgt.

Vordünenzone

In den Vordünen haben sich Pionierpflanzen wie der Strandhafer (Ammophila arenaria) angesiedelt, die eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung der Dünen spielen. Der Strandhafer bildet tiefe Wurzeln, die nicht nur den Sand an Ort und Stelle halten, sondern auch zur Ablagerung neuer Sedimentschichten beitragen. Ein typisches Beispiel für eine weitere Pionierpflanze ist der Sanddorn (Hippophae rhamnoides), der auf den trockenen Sandböden der Dünen gedeiht. Seine Beeren sind nicht nur essbar, sondern lassen sich auch zu leckeren Tees und Säften verarbeiten, just saying. Auch der Strandroggen (Leymus arenarius) fühlt sich hier pudelwohl und trotzt Salz, Wind und Sandverwehungen.

Grau- und Braundünen

In den weiter landeinwärts gelegenen Grau- und Braundünen beginnt sich eine vielfältigere Vegetation zu entwickeln, da der Boden hier mehr organisches Material enthält, was das Wachstum anspruchsvollerer Pflanzen begünstigt. Eine typische Pflanze der Graudünen ist die Besenheide (Calluna vulgaris), die du vielleicht aus den typischen Heidelandschaften an der Küste kennst. Sie ist perfekt an die trockenen und nährstoffarmen Böden der Dünen angepasst und prägt mit ihren violetten Blüten das Landschaftsbild hinter den weißen Dünen. Eine weitere häufige Art ist die Glockenheide (Erica tetralix), die vor allem in den feuchteren Bereichen der Dünen zu finden ist.

Darüber hinaus stabilisieren verschiedene Gräser den Boden in diesen Bereichen, wie z.B. die Sand-Segge (Carex arenaria) und die Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa), die oft in großen Beständen auftreten und so den Dünen ihre Struktur verleihen.

In den Braundünen, wo die Vegetation dichter ist und der Boden eine höhere Humusschicht aufweist, finden sich oft niedrige Gehölze und auch Bäume wie Kiefern (Pinus sylvestris), Birken (Betula pendula) und Eichen (Quercus robur)

Was kreucht und fleucht zwischen den Dünen?

Auch die Tiere in den Dünenlandschaften haben sich perfekt an die extremen Bedingungen angepasst. Viele von ihnen haben besondere Tricks entwickelt, um in der trockenen, kargen Umgebung zurechtzukommen – sei es durch spezielle Verhaltensweisen oder einzigartige körperliche Anpassungen, die ihnen helfen, in diesem schwierigen Lebensraum zu überleben.

Insekten

In den Dünenlandschaften wimmelt es nur so von Insekten, die sich perfekt an das Leben im lockeren Sand angepasst haben. Der sandige Boden bietet ihnen zahlreiche Möglichkeiten zum Nisten, und die weite, offene Umgebung ist ideal für Jäger wie auch Pflanzenfresser. Ein typischer Vertreter der Insektenwelt in den Dünen ist der Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida), ein extrem schneller Jäger, der den lockeren Sand als Versteck nutzt. Von dort aus erlegt er blitzschnell kleinere Insekten, die ihm als Beute dienen. So sehen die Kerlchen aus (Achtung, ein bisschen sexy):

Foto: Lukas Jonaitis

Sandbienen (Andrena vaga) fühlen sich in Dünenlandschaften besonders wohl und graben ihre Nester in den lockeren Sand. Sie sind unverzichtbare Bestäuber in diesem Lebensraum und tragen maßgeblich zum Erhalt der Dünenvegetation bei. Während viele Menschen in ihren Gärten Insektenhotels aufhängen, um Wildbienen zu helfen, benötigen die meisten Wildbienen eigentlich gar keine Röhren oder Baumstämme. Viel wichtiger für sie sind offene Sand- oder Tonflächen, in denen sie ihre unterirdischen Nester bauen können – genau das, was die Dünenlandschaften eben bieten.

Auch tolle Heuschrecken findet man dort. Eine typische und echt hübsche Art, die in diesen Gebieten recht verbreitet, ist die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans). Sie ist hervorragend getarnt und kann sich auf den offenen Sandflächen fast unsichtbar machen.

Vögel

Die offenen Flächen und die Nähe zur Küste machen die Dünenlandschaften zu idealen Brutgebieten für zahlreiche Vogelarten. Manche Vögel brüten hier dauerhaft, während Zugvögel die Gegend als willkommenen Zwischenstopp auf ihrem Weg nach Süden oder zurück in den Norden nutzen. Besonders charakteristisch für diese Gebiete sind die Seeschwalben (Sterna), die in großen Brutkolonien auf den offenen Dünenflächen nisten. Sie legen ihre Eier direkt auf dem Boden ab und nutzen die weiten, ungestörten Flächen als Schutz vor Raubtieren – man sieht auf einer offenen Fläche eben schneller, wenn Gefahr im Anmarsch ist. Auch der Austernfischer (Haematopus ostralegus), der im Wattenmeer nach Muscheln und anderen Meeresbewohnern sucht, fühlt sich hier wohl. Diese eleganten Vögel brüten ebenfalls in den offenen Küstenzonen der Dünen. Ein weiterer Vertreter ist der Kiebitz (Vanellus vanellus), ein Bodenbrüter, der besonders in den stabileren, grasbewachsenen Dünenzonen seine Nester anlegt. Diese Vögel sind nicht nur ein vertrauter Anblick in den Dünenlandschaften, sondern auch bei Naturliebhaber:innen – wie etwa der zehnjährigen Jasmin – äußerst beliebt. Wenn du also mal richtig Lust hast, eine Menge Vögel zu beobachten, weißt du ja jetzt, wo du hin musst.

Reptilien und Säugetiere

Auch Reptilien und kleine Säugetiere fühlen sich in den Dünenlandschaften wohl und finden hier ideale Lebensräume, vor allem die wärmeliebenden Arten. Die Zauneidechse (Lacerta agilis) liebt die trockenen Bedingungen und nutzt den lockeren Sand der Dünen, um ihre Eier zu legen. Weiter nördlich, in den Heide- und Dünengebieten, trifft man manchmal auf die Kreuzotter (Vipera berus), Deutschlands einzige Giftschlange. Sie versteckt sich gut getarnt im dichten Heidekraut und jagt kleinere Wirbeltiere. Häufig begegnet man auch Füchsen (Vulpes vulpes) und Rehen (Capreolus capreolus) – ich selbst habe diese Kollegen schon oft bei meinen morgendlichen Spaziergängen beobachtet.

Das Geheimnis der singenden Dünen

Das klingt ein bisschen wie etwas aus Walter Moers’ Zamonienreihe, oder? Das hier ist ein kleiner Exkurs, denn es gibt ja nicht nur an den Küsten Dünen, sondern in vielen Teilen der Welt auch andere Dünen – beispielsweise in Wüsten.

Nordseedünen und Wüstendünen unterscheiden sich grundlegend in ihrer Entstehung und ihrem Verhalten. Während die Dünen an der Nordseeküste durch das Zusammenspiel von Meeresströmungen, Gezeiten und einer oft feuchten Umgebung entstehen, sind sie meist mit Pflanzen wie Strandhafer bewachsen, die den Sand stabilisieren. Ganz anders in den Wüsten: Hier herrscht extreme Trockenheit und der Wind kann ungehindert über die weiten, vegetationslosen Sandflächen fegen. Dadurch sind die Wüstendünen deutlich dynamischer und quasi auf ständiger Wanderschaft, während unsere Nordseedünen durch die Vegetation und die Nähe zum Wasser eher stabil und relativ (!) fest an ihrem Platz bleiben.

In einigen Dünenlandschaften der Welt gibt es ein faszinierendes Naturphänomen, das als „singende Dünen“ bekannt ist. Unter bestimmten Bedingungen erzeugen die Dünen ein tiefes, vibrierendes Dröhnen, das oft als „Singen“ beschrieben wird. Dieses seltene und beeindruckende Phänomen hat Menschen seit Jahrhunderten fasziniert – berühmte Reisende wie Marco Polo und Charles Darwin berichteten von den mysteriösen Klängen, die sie in der Wüste hörten.

Hier kannst du dir anhören, wie das klingt:

https://www.youtube.com/watch?v=KwZeTs2WtUU (Öffnet in neuem Fenster)

Klingt für mich eher nach nem weit entfernten Rasenmäher, aber gut … erinnert auch irgendwie an Dune, oder? Aber wie entsteht dieser Klang?

Das Phänomen der singenden Dünen entsteht nicht einfach nur durch den Wind, wie lange angenommen wurde. Stattdessen hängt es mit den Sandlawinen zusammen, die wie im Video an den Hängen der Dünen hinabgleiten. Sobald der Sand ins Rutschen gerät, stoßen die Sandkörnchen aneinander. Dadurch entstehen Schwingungen in den oberen Sandschichten. Diese Schwingungen breiten sich ähnlich wie bei einer Lautsprechermembran aus und können eine Lautstärke von über 100 Dezibel erreichen – man kann das rund zehn Kilometer weit hören. Aber nicht jede Düne "singt". Forschende haben herausgefunden, dass es bei den “musikalischen Qualitäten” einer Düne auf die Größe und Beschaffenheit der Sandkörner ankommt, aus der sie besteht. Einige Dünen enthalten Körnchen, die von einer feinen Schicht aus Mineralien wie Eisen, Silizium oder Mangan überzogen sind. Diese Schicht ist dafür verantwortlich, dass sich die Körner synchron bewegen und den typischen Klang erzeugen. Wenn diese Schicht durch ständige Reibung verschwindet, erreicht die Düne das Ende ihrer Gesangskarriere und verstummt.

Bedrohter Lebensraum

Du siehst also: Dünen sind mehr als bloße Sandhaufen mit etwas Gestrüpp. Sie sind spannende Lebensräume, und natürlich sind sie, wie so ziemlich jeder Lebensraum, bedroht.

Einer der Hauptfaktoren ist der Klimawandel, klar, der zu einem Anstieg des Meeresspiegels und häufigeren Sturmfluten führt. Das wiederum führt zur Erosion der Küsten und damit zum Abtrag der Dünen. Zusätzlich führen menschliche Eingriffe durch Tourismus, Bebauung und landwirtschaftliche Nutzung zur Zerstörung der empfindlichen Dünenökosysteme. Auch der Bau von Küstenschutzmaßnahmen wie Deiche verändert die natürliche Dynamik der Dünenbildung. Eine weitere Bedrohung stellt die Verbuschung durch invasive Pflanzenarten dar, die die ursprüngliche Dünenvegetation verdrängt und das Landschaftsbild verschiebt.

Ein gutes Beispiel dafür Rosa rugosa, hier bekannt als Apfelrose, Kartoffelrose oder Weinrose. Man sieht sie überall auf Sylt, generell an der deutschen Nordseeküste. Hübsch, oder? Ja. Das Problem: Sie gehört zu den 50 invasisten Pflanzen der Welt und hat außerhalb Asiens nichts zu suchen. Sie ist der quasi der Luzifer unter den Pflanzen. Während der Verkauf in vielen Ländern wie Dänemark verboten ist, pennt Deutschland – wie immer bei diesen Thema – komplett, sodass wer weiß wie viele zehn- oder hunderttausende dieser Pflanzen jedes Jahr fröhlich über den Ladentisch geschoben werden. Deshalb meine Bitte: Kauf auf gar gar gar keinen Fall diese Pflanze und setz sie in den Garten. Die verbreitet sich wie bescheuert durch Ausläufer, aber auch mittels Vogelkot. Solltest du sie im Garten haben: Viel Glück, bald wird sie alles übernommen haben. KILL IT WITH FIRE!

Setz lieber heimische Arten wie die Hundsrose (Rosa canina) – da haben du und die Natur gleichermaßen etwas davon.

Mehr zum Thema
  • Doku: Die Nordseeküsten per Rad erkunden

https://www.youtube.com/watch?v=rKeDko6WnvE (Öffnet in neuem Fenster)
  • Wie Gletscher Deutschland geformt haben:

https://www.youtube.com/watch?v=QXowmQ2J7wo (Öffnet in neuem Fenster)
  • Buch: Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa: Von der Eiszeit bis zur Gegenwart // Hansjörg Küster

Wenn du wissen willst, welche Tiere dem Sex abgeschworen haben und welche Tiere es im Gegenteil fast schon mit dem Sex übertreiben, solltest du mein neues Buch lesen (Öffnet in neuem Fenster).

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