Zum Hauptinhalt springen

Krieg der Sterne – über rechte Identitätspolitik

Gendern ist dieser Tage wieder ein Thema. Als Feindbild, natürlich. Ein Genderverbot – wie auch immer dies durchgesetzt werden soll – treibt Politiker wie Markus Söder um. Über den Versuch, sich mit Pseudo-Politik am rechten Rand zu positionieren.

Sprache ist Macht. Das weiß jeder, der schon einmal im Ausland war, ohne die lokale Sprache zu können. Man ist aufgeschmissen ohne dieses wichtige Werkzeug, hilflos. Immerhin: In der eigenen Muttersprache kennt man sich aus, da ist man nie allein. Gleichwohl gilt, dass auch die eigene Muttersprache einer permanenten Weiterentwicklung unterliegt, dem sogenannten Sprachwandel (Öffnet in neuem Fenster). Das liegt logischerweise daran, dass in jeder Sprache stetig neue Sprecher – und Sprecherinnen – hinzukommen und alte Sprecher und Sprecherinnen versterben. Und manche Sprecher:innen wollen heutzutage eben gendern. Somit gleicht die menschliche Sprache weniger einem Hammer, einer Säge oder einem anderen Werkzeug, das, einmal hergestellt, vorliegt und kollektiv genutzt wird. Viel eher ist Sprache wie eine gemeinsam geteilte Wohnung, im Grunde ein ganzer Kiez, den alle Bewohner und Bewohnerinnen gemeinsam gestalten, umformen und aktiv als Lebensraum und kollektive Wirklichkeit beanspruchen.

In der Tagespolitik ist diese umfassende, lebensweltliche Dimension der menschlichen Sprache entweder noch nicht angekommen – oder sie wird eifrig ignoriert. Politiker wie CSU-Chef Söder halten unser Sprachvermögen nicht bloß für ein Werkzeug. Sprache ist aus Söders Sicht ein Werkzeug, um das man am besten einen Glaskasten stellt, wie im Museum. „Bitte nicht anfassen!“ steht neben dem söderschen Sprachverständnis, und wer doch unserer musealen, ach so schönen Sprache gegenüber übergriffig wird, der wird abgeführt von der bayrischen Sprachpolizei. 30 Tage Präventivhaft wegen Genderns und Pronomen!

Markus Söder ist mit seiner irrigen Sprachpolitik keineswegs allein. Der radikale Konservativsmus (Öffnet in neuem Fenster), wie wir diese Politikrichtung in Anlehnung an Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl (Öffnet in neuem Fenster) nennen können, zeigt sich dieser Tage auch im CDU-Grundsatzprogramm. Dort heißt es, man sei für geschlechtergerechte Sprache, „aber gegen Gender-Zwang (Öffnet in neuem Fenster)“.

„Ist dieser ‚Gender-Zwang‘ jetzt hier mit uns im Raum?“

Durch das Lippenbekenntnis, man wolle zwar durchaus geschlechtergerechte Sprache, aber bitte ohne, äh, was die Linken halt so machen, offenbaren die Konservativen, dass sie zumindest in den Grundzügen erfassen, worum es beim Gendern geht: um Geschlechtergerechtigkeit. Wie diese im Detail am besten gelingt, ob mit Sternchen, Doppelpunkt oder Nennung beider Geschlechter, das ist erstens diskutabel und zweitens persönliche Präferenz; das Grundanliegen aber ist klar. Es geht darum, dass wir unseren Wohnraum Sprache so einrichten, dass sich möglichst viele, im Idealfall alle Menschen in ihm wohlfühlen. Sich gesehen, sich angesprochen und sich repräsentiert fühlen. Dass es nämlich einen Unterschied macht, welche Geschlechtsformen man nutzt, zeigen Studien (Öffnet in neuem Fenster) immer wieder. „Wir wissen aus Studien, dass Mädchen sich eher einen Beruf zutrauen, wenn er in der weiblichen Form bezeichnet wird, also wenn da Ingenieurin statt nur Ingenieur steht“, sagt zum Beispiel Bildungsforscherin Ilka Wolter (Öffnet in neuem Fenster). Mädchen können sich weniger vorstellen, „Ingenieur“ zu werden als „Ingenieurin“, weil das „Alle mitgemeint“-Prinzip des generischen Maskulinums offenbar eben doch nicht alle ausreichend mitmeint.  

(Öffnet in neuem Fenster)

Teresa Bücker (Öffnet in neuem Fenster) warnt vor rechtem Antifeminismus, wie er sich auch in der Anti-Gender-Debatte zeigt.

Es gibt keinen Genderzwang und auch keinen Zahlzwang - wenn du weiterlesen willst, empfehle ich dir allerdings, meine Artikel zu kaufen :)

Zu den Paketen (Öffnet in neuem Fenster)

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Jan Skudlarek und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden