Damit ihr euch ein Bild machen könnt: Hier eine aktuelle Ausgabe als Beispiel, was Hören/Sagen in euer Postfach liefert.
19. August 2021
Hallo zur 23. Newsletter-Ausgabe von Hören/Sagen!
Ausgabe 23
Missverständnis I: Youtube und Podcasts
Missverständnis II: Was gutes Audio nicht ausmacht
Hörtipp: audioplayground.xyz
Linkliste: Betrachtung der deutschen Podcast-Szene; Clubhouse ist wirklich mausetot; die Indie-Kaufwelle; Probleme bei Apple Podcasts;
Mir ist in letzter Zeit ein bisschen zu oft begegnet, wie wichtig Youtube als Plattform angeblich sein soll für die Podcast-Nutzung. Ich (ver-)zweifele daran gleich doppelt. Sowohl an den diversen Umfrage-Ergebnissen zur angeblich so starken Nutzung von Youtube zum Podcasthören. Als auch an der Empfehlung in diversen Kolumnen und Texten, Youtube sei jetzt die Plattform, auf die Podcasts dringendst bauen sollen. Sowohl die Umfragen als auch die Texte will ich hier bewusst gar nicht einzeln verlinken, weil's mir ums Grundsätzliche geht.
Mir ist die Empfehlung "Podcasts müssen auf Youtube" ein bisschen zu pauschal. Erstens: Die vielzitierten "Views", die es bei Youtube zu holen gilt, sind für mich eine denkbar schlechte Währung für Podcasts. Wenn hinter den Views wirklich mehr stecken sollte als schnelle Klicks durch die Suche oder den Algorithmus, dann würde sich das in einer anderen Metrik viel besser zeigen: Der Verweildauer.
Wir wissen mittlerweile, dass sich Audio auch weiterhin hartnäckig allen Mechanismen verwehrt, die wir von anderen Formen im Internet bisher kennen. (Irgendwie sollte ich mir diesen Text von 2014 auf eine eigens gebaute Taste auf meiner Tastatur legen. So oft, wie ich ihn empfehle: "Why Audio never goes viral (Öffnet in neuem Fenster)")
Mir fehlen zur Zeit aber transparente Zahlen, wer viele Views auf seinem Podcast bei Youtube zählt UND dann auch wirklich gute, belastbare Verweildauern vorweisen kann, die in irgendeiner sinnvollen Verbindung zum Audioformat stehen. Betonung auf "Audioformat". Weil das, was Joe Rogan auf Youtube zum Erfolgsmodell werden lies, eben viel mehr Video-Ebene beinhaltet, als einfach nur ein Audio mit Standbild oder unaufwendiger Animation auf Youtube zu packen. Und das, was früher mal als "Visual Radio" (sprich: Livestream aus dem Aufnahmestudio) als vielversprechende Zukunft des Radios versprochen wurde, funktioniert heute auch nur in den allerseltensten Fällen: Bei den Interviews von Joe Rogan und bei den Sendungen von LBC London beispielsweise.
Deswegen würde ich gerne eine Gegenthese aufstellen: Dass Youtube (und die ARD-Audiothek) angeblich umso häufiger für Podcasts genutzt werden, je älter das Publikum ist (Öffnet in neuem Fenster) – das zeigt für mich eher, wie wenig zugänglich Podcasts und Podcast-Apps weiterhin bleiben. An der Baustelle tut sich echt wenig. Es zeigt auch, wie groß die Missverständnisse sind und wie viele Vorstellungen es davon gibt, was "Podcast hören" bedeutet. Das ist nicht die Schuld des Publikums. Zeigt aber, wie schwer sich weiterhin alle Befragungen damit tun, diese aktuell noch sehr unterschiedlichen Wissensstände und Nutzungsszenarien des Podcast-Publikums realistisch abzubilden. Also besser, als alles in Summe in einen Topf zu schmeißen, um am Ende sagen zu können: "Immer mehr Deutschen hören Podcasts" oder "Jede*r Xte Deutsche hört Podcasts". Ja, aber...
Was wir aber gesichert aus mehreren Studien wissen: Dass das Podcast-Publikum (noch) eher jünger ist. Es könnte also durch eine Lücke geben: zwischen einerseits "Wer ist gerade das Hauptpublikum von Podcasts?" und andererseits "Wer nutzt Podcasts auf Youtube?". Ich will das Phänomen vom Podcast-Hören auf Youtube jetzt nicht mit Polemik kleiner reden, als es ist. Okay, will ich schon ein bisschen. Ich habe das sogar selbst schon getan, dieses "Podcasts auf Youtube hören". Ein Sportpodcast, den ich sehr gerne höre, streamt seine Aufzeichnung live auf Youtube. Den Mitschnitt gibt es dann als Podcast – oder eben auch als Bewegtbild-Youtube-Aufzeichnung. Ja, grob gesagt "höre" ich dann manchmal auch auf Youtube "einen Podcast" – aber eigentlich ist das auch etwas unterkomplex formuliert.
Was bleibt aus meiner Sicht übrig, bei Youtube für Podcasts? Youtube kann ein Vehikel sein, um einzelne Zielgruppen zu erreichen – vielleicht auch junge Zielgruppen, die sich da ohnehin schon thematisch tummeln, wenn's beispielsweise um Games oder Rap geht. Youtube kann vielleicht auch ein Vehikel sein, die Generation X, die Boomer-Generation oder die Generation Silent (sprich: meine Großeltern) zu erreichen. Generationen, die tendenziell noch nicht viel Zugang zu Podcasts gefunden haben. Aber Tatsache ist auch: Weder auf Youtube (noch in der ARD Audiothek) kann ich wirklich Podcasts hören, also beispielsweise: Auf die volle Bandbreite von Podcasts auf dieser Welt zugreifen, egal ob groß oder klein. Ich kann auf beiden Plattformen nur das nutzen, was vielleicht schon da ist – darunter sind auch ein paar Podcasts, aber eher wie Beifang im Schleppnetz. Das bilden die Umfragen irgendwie nicht so richtig gut ab.
Was noch erschwerend hinzukommt: Youtube hat eigentlich dieselben Probleme wie Podcasts, nur im fortgeschrittenen Stadium: Es gibt eigentlich nur noch eine Plattform, deswegen ein riesiges Angebot und viel zu wenig Wege, um sich in diesem Angebot zu orientieren. Mit dem Ergebnis, dass meistens die ohnehin schon reichweitenstarke Angebote noch mehr Publikum einsammeln und die Aufmerksamkeit sich eher konzentriert denn verteilt. Der Durchbruch auf Youtube ist noch illusorischer als der Durchbruch eines Podcasts. Ein Durchbruch mit einem Podcast auf YouTube ist der Lottogewinn, der immer nächste Woche ganz sicher kommt.
Ich finde es deswegen unseriös, Youtube als die nächste große Podcast-Plattform herbeizuschreien. Für mich riecht das eher nach dem Versuch, von irgendwelchen Youtube-Produktionsfirmen, das eigene Wissen nochmal an Podcaster*innen zu verkaufen. Aber auch nach dem Versuch, ein sehr ungeliebtes Thema zu umgehen: Statt die Hürden für die Podcast-Nutzung abzubauen, schickt man die Leute lieber über die nächstbeste Umleitung. Dass die in einer Sackgasse endet: Egal. Hauptsache viele "Views" auf Youtube.
Mir fehlen jedenfalls die handfesten Beweise, auf welchen Formaten sich in der Breite die viele, viele Podcast-Nutzung auf Youtube angeblich niederschlagen soll – wenn ich mal Podcasts aus der Rap-Szene, die Coronavirus-Formate von NDR bzw. MDR & den Tagesschau-Podcast ausklammere. Mich beschleicht ohnehin das Gefühl, dass das Ausnahmephänomen "Coronavirus-Update"-Podcast die Erhebungen zum Medium in den letzten Monate stark beeinflusst hat. Nicht nur mit seiner starken Youtube-Nutzung. Und ich habe den Eindruck, dass durch eine (Über-)Gewichtung der älteren Nutzergruppen (repräsentativ für die deutsche Gesellschaft, aber nicht repräsentativ für Podcast-Hörer*innen) sich dann die Stärke von ARD Audiothek und Youtube ergeben. Beweisen kann ich das nicht. Ich kenne aber auch niemanden, der Youtube für Podcasts nutzt. (Jaja, anekdotische Evidenz, n=1, …)
Youtube erscheint mir viel eher wie ein (Not-)Behelf, um Podcasts/Audio zu verbreiten, mehr schlecht als recht. Nicht mehr, nicht weniger. Es ist eine Plattform, mit der – erstens – aktuell mehr Menschen (und Geräte) umgehen können als mit Podcast-Apps. Und zweitens ist es eine Plattform, auf der Nebenbei-Beschallung schon viel länger ein gelerntes Verhalten ist. Aber ist diese mehr-schlecht-als-recht-Nutzung genau das, was Podcasts gerade brauchen? Will ich als Podcaster auf so eine wackelige Basis bauen? Und was mache ich dann beispielsweise mit der für Podcaster*innen (noch) eher ungewohnten Funktion, wenn auf Youtube plötzlich Kommentare neben dem Podcast stehen?
Deswegen bin ich sehr skeptisch, ob Podcasts als solche (ohne originäre Bewegtbild-Ebene) wirklich auf Youtube etwas zu gewinnen oder nicht eher etwas zu verlieren haben: Ein zusätzlicher Aufwand für wenig Ertrag. Vor ein paar Jahren waren sich ja auch noch alle totsicher, dass lange Videos auf Facebook geguckt werden, weil es nur oft genug behauptet wurde… Damals kannte ich jedenfalls auch keinen echten Menschen, der das getan hat. (Jaja, confirmation bias und so…)
Youtube erscheint mir gerade eher wie ein (Not-)Behelf, um Podcasts/Audio zu verbreiten. Mehr schlecht als recht. Es ist eine Plattform, mit der aktuell mehr Menschen und mehr Geräte umgehen können als mit Podcast-Apps. Und Youtube ist eine Plattform, auf der Nebenbei-Beschallung schon viel länger ein gelerntes Verhalten ist. Ist diese mehr-schlecht-als-recht-Nutzung genau das, was das Medium Podcast und seine eher aktive Hörhaltung gerade am dringendsten brauchen? Würde ich meine Ressourcen in den Aufwand für Youtube stecken? Ich glaube nicht.
Missverständnis Nummer 2, mit ein bisschen mehr Komik:
Normalerweise versuche ich ja aus guten Gründen, das Axel-Springer-Medienunternehmen möglichst zu ignorieren, wenn es mal wieder nach Aufmerksamkeit schreit und/oder provozieren will. Und dann kam die Ankündigung des Konzerns, "bis 2025 wollen wir Axel Springer zum führenden Medienunternehmen für Audio-Journalismus im deutschsprachigen Raum machen".
Ich bin dann natürlich darauf reingefallen und habe mir nicht nur die schreiend bunte Pressemitteilung dazu angesehen, sondern auch noch die "Audio-Pressemitteilung" dazu angehört. Und diesen Fehler bereue ich sehr, weil ich das Gehörte am liebsten wieder rückwärts aus meinen Ohren rausziehen würde, wenn ich es denn nur könnte.
Diese Audio-Pressemitteilung auf Soundcloud (Öffnet in neuem Fenster) (!) – reinhören auf eigene Gefahr – wurde bis heute nicht als Satire enttarnt und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich noch korrigieren muss, weil ich das wirklich ernst genommen und die komplexe Ironie nicht verstanden habe: Meine Güte, ist das furchtbar. Diese vier Minuten sind einfach die schrecklich-schönste Sammlung von Audio-Worst-Practice, die sich so niemand hätte absichtlich ausdenken können. Alle schlechten Klischees, die es rund um (Format-)Radio, Audio, Podcasts, Mikrofone, Aufnahmen gibt. Sie sind wirklich, wirklich alle da.
Einstieg – wie soll es anders sein – mit banalem Geplänkel, das eigentlich nicht auf der Aufnahme sein soll. Schlechter Witz, oder? Treffen sich also zwei professionelle Sprecher*innen anscheinend im Studio: "Wahnsinn, ewig nicht gesehen." Ein genervter Regisseur aus dem Off, der unterbricht: "Ist ja alles wahnsinnig bewegend, aber ihr müsst...". Auftritt: Richtig schlechtes Audio-Schauspiel der beiden Sprecher*innen – unauthentisch bis sich die Balken biegen – die sicherlich nur eine Teilschuld trifft. Weil dieses ganze Skript, die ganze Szene einfach schon auf dem Papier super aburd ist. Führend für Audio-Journalismus sein wollen, dann aber erstmal mit Mitteln der Fiktion und einer fiktiven Szene arbeiten. Dann Auftritt Claudius Senst, CEO von BILD und WELT, mit dem "bis 2025 wollen wir…"-Ankündigungssatz. Dabei klingt der Mann so, als ob er sich in einem gläsernen Besprechungsraum verschanzt hätte – also genau da, wo Aufnahmen so richtig schön vor Hall strotzen. Das verdeckt nicht mal der fette Soundeffekt, der drübergelegt wurde.
Und dann geht es noch drei Minuten so weiter. Warum ich das hier so breit austrete? Weil der Widerspruch zwischen sehr breitbeiniger Ankündigung und Umsetzung wirklich schwer auszuhalten ist und für sich genommen ordentlich Kritik verdient hat, ganz zu schweigen von Springer als Solches. Aber jetzt mal ernsthaft: Als ob sich die letzten Jahrzehnte im Audiobereich wirklich gar nichts getan hätte, als ob sich Hörgewohnheiten nie geändert hätten, als ob es Podcasts nie gegeben hätte, … Autsch!
HÖRTIPP
Nicht mal ein Podcast: Die US-Seite audioplayground.xyz ist ein Projekt von Sarah Geis (Öffnet in neuem Fenster), die Audio-Menschen herausfordern soll. Mit kleinen, scheinbar banalen, aber doch komplexen Aufgaben-Schrägstrich-Herausforderungen wie "Make a 1-minute audio tour of a place you know well, for one specific person" oder "Recreate a favorite scent in sound (30-60 seconds)". Was für Ideen! Die Aufgaben kommen für das echte Hausaufgaben-Feeling wahlweise auch per Newsletter in die eigene Inbox.
Die Aufgaben sollen aber keine Qual sein, im Gegenteil: Geis will herausfordern, etwas auszuprobieren, zu experimentieren und "abzugeben", statt sich in Perfektionismus und Blockaden zu verlieren. Ich fand allein die Aufgaben schon inspirierend, habe mich ehrlich gesagt bisher aber auch noch nicht getraut, tatsächlich eine Aufgabe selber anzugehen – zaber fest vorgenommen habe ich es mir. Noch viel inspirierender ist es, sich durch die Audios derjenigen mutigen Menschen zu hören, die nicht nur etwas produziert haben, sondern das Ergebnis sogar der Welt zeigen.
Wem das alles zu abenteuerlich ist, hört sich nicht selbstständig durch die Audios auf der Seite, sondern diese Folge vom englischsprachigen "How Sound"-Podcast (Öffnet in neuem Fenster) – der ohnehin Pflicht für alle sein sollte, die irgendwas mit Audio machen. Dort spricht Rob Rosenthal mit Sarah Geis über die Ideen hinter dem Projekt – und die beiden hören sich dann gemeinsam durch eine zufällige Auswahl von Aufgaben und abgegebener Audios. Ein kleiner Ohrenöffner!
LINKS
Eine kleine Bitte vorab: Ich versuche an dieser Stelle sinnvolle Links zu kuratieren und möglichst die Spreu vom Weizen zu trennen. Das ist wirklich zeitaufwendig, weil ich dafür leider immer Spreu UND Weizen lesen muss. Deswegen freue ich mich umso mehr über einen kleinen Hinweis auf den Newsletter, wenn die Links bei Twitter & Co geteilt werden. Coole Links gegen ein bisschen Promo, fairer Deal, oder?
"Den richtigen Ton treffen – Der Podcast-Boom in Deutschland" hat die Otto-Brenner-Stiftung eine sehr umfangreiche Betrachtung/Studie der deutschsprachigen Podcast-Szene (Öffnet in neuem Fenster) genannt. Ich konnte bisher nur oberflächlich durchfliegen, habe mich über zwei, drei Zitate aus meinen Übermedien-Texten gefreut, habe aber den Eindruck: Die Lektüre lohnt sich, allein wegen der Ausführlich- und Ernsthaftigkeit, mit der Lutz Frühbrodt und Ronja Auerbacher sich dem Medium widmen. Hier geht's direkt zur Studie (Öffnet in neuem Fenster).
Wer eine ernstzunehmende Hörer*innen-Befragung zum eigenen Podcast plant, kann sich hier bei den US-Medien- und Podcastforschungs-Profis von Edison Research inspirieren lassen: Eine Vorlage für eine Hörer*innen-Befragung (Öffnet in neuem Fenster). Einerseits keine Raketenwissenschaft, andererseits muss das Befragungsrad ja auch nicht jedes Mal neu erfunden werden.
Wir haben uns heute hier versammelt, um nicht zu trauern. Der Hype um Clubhouse wird in diesem Substack-Text sehr, sehr unterhaltsam von Ed Zitron zu Grabe getragen: "Clubhouse Is The Big Stinker That Nobody Wants To Talk About (Öffnet in neuem Fenster)".
Und "The Verge" schreibt über das neue-alte Hype-Phänomen, dass kurze Audio-Snippets angeblich der nächste heiße Scheiß sind. "The next big social network trend? Shortform audio (Öffnet in neuem Fenster)". Ich bin skeptisch – bin aber auch sehr glücklich, dass man Whatsapp-Sprachnachrichten jetzt auf doppelter Geschwindigkeit hören kann. Ich hasse die Dinger nämlich.
Eine von vielen, vielen Neuerungen: "Music + Talk", nennt Spotify das, was früher wohl mal als Radio bekannt war. Darüber kann jetzt einerseits müde gelächelt werden. Andererseits halte ich das immer noch an sich für eine spannende Möglichkeit, wenn's denn mal aus der Reproduktion von klassischen Musikshow-Formaten ausbricht. Die US-Formate hatten mich bisher nicht überzeugt. Also bitte nicht: "Hey, hier kommt ein Track von..., den habe ich ausgesucht von" – drei Minuten Musik – "das war XY und ich finde den Song voll toll, weil...". Jetzt ist "Music + Talk" auch in Deutschland möglich, verkündet Spotify (Öffnet in neuem Fenster) und ich bin gespannt, wer das wie für sich nutzen wird – und ob es offizielle, deutschsprachige Formate von Spotify selbst dazu geben wird.
"Longform", einer der wenigen Interviewpodcasts, die ich wirklich gerne höre, gehört jetzt zu "Vox.com" (Öffnet in neuem Fenster) und das erinnert mich ein wenig an den Schritt von "99% Invisible" zu Stitcher zu wechseln. Das ist sicherlich ein weiteres Zeichen, dass sich nicht nur in den USA der Markt weiter professionalisiert und verdichtet, sodass selbst die großen Indies irgendwann den Anschluss an sogenannte etablierte Medien brauchen, wenn sie noch weiter wachsen / konkurrenzfähig bleiben wollen. Ein gewisses Unwohlsein, wohin die Entwicklung gehen wird, löst das schon bei mir aus. Andererseits gönne ich allen Indie-Podcasts, irgendwann die investierte Zeit und die viele Mühe, die in einem erfolgreichen Podcast steckt, in mehr Planbarkeit und Sicherheit zu verwandeln und die nächste Stufe zu zünden.So wie die "Kanackische Welle" zu 'funk' gegangen ist (Öffnet in neuem Fenster) oder auch "Rice & Shine" zu WDR/Cosmo und 'Zeit Online' gewechselt ist (Öffnet in neuem Fenster). (Wobei ich extrem skeptisch gegenüber diesen Kooperationen zwischen Verlagen und Öffentlich-Rechtlichen bleibe, aber das ist wieder ein ganz eigenes Thema.)
Meine Sorgen und Fragezeichen finde ich beim 'Guardian' wieder: "As big spenders such as Amazon and Spotify fill our ears with more commercial, celebrity-driven fare, can grassroots, diverse shows survive? (Öffnet in neuem Fenster)"Anders formuliert bei Justin Jackson: "When investors pour $1 billion+ into a podcast ecosystem that didn’t have $1 billion in total revenue last year, that's a problem (Öffnet in neuem Fenster). They're hoping their money will add fuel to the fire, and supercharge podcasting's slow and steady growth. But what happens if the growth, and the potential financial returns, don't materialize?"
Die Gegenthese zum "zweiten Kapitel" aka der Wette von Spotify bei Kevin LaBuz auf Substack: "Daniel Ek, Spotify’s CEO, is playing the long game. His ambition is to win in audio (Öffnet in neuem Fenster) - music, podcasts, live conversations - and grow the platform to one billion users. These are hairy, audacious goals that aren’t guaranteed to succeed. But Spotify has proven to be a flexible, savvy company able to go toe-to-toe against Apple and Google …"Christiane Attig stellt die Frage: "Indiepodcasts – in der deutschsprachigen Podcastkritik vernachlässigt?" (Öffnet in neuem Fenster) und hat an einigen Stellen nachgezählt, auch in diesem Newsletter. Ich finde viele Kritikpunkte sehr wichtig und richtig. Als Ergänzung, nicht als Verteidigung: Ich habe vor einiger Zeit im Podcast von Dirk Primbs hier (Öffnet in neuem Fenster) und im Übermedien-Podcast hier versucht die Perspektive und Probleme der – wie Christiane es nennt – "Rezensionsorgane" zu erklären (Öffnet in neuem Fenster) und warum die aus mancher Sicht nie die richtigen Formate auf dem Schirm haben.
Vorbei sind anscheinend die Zeiten, in denen ein RSS-Feed genug war, um Podcasts zu verbreiten. Really Simple Syndication ist eben nicht mehr so simple – schuld daran ist unter anderem auch Apple, aber nicht nur. Seit dem Relaunch von Apple Podcasts gibt's beständig Probleme an allen Ecken und Enden. Mein iPhone fing beispielsweise bis vor wenigen Wochen noch zu glühen an, sobald ich die Podcast-App öffnete – das behob erst ein Update nach vielen Wochen. 'The Verge' fasst den Stand bei Apple Podcasts zusammen: Apple’s attempt at podcast subscriptions is off to a messy start (Öffnet in neuem Fenster)
Das war's für die dreiundzwanzigste Ausgabe des Hören/Sagen-Newsletters.
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