Als Anwalt im realen Sozialismus
„Im goldenen Käfig“ seien die Anwälte in der DDR gewesen, so der Autor und so auch der Titel der Veröffentlichung. Das ist jetzt keine ganz neue Erkenntnis, schon Gregor Gysi hatte sich so auf dem ersten ostdeutschen Juristentag 1992 geäußert. DDR-Anwälte seien natürlich auch angepasst gewesen, denn die guten Verdienstmöglichkeiten hätten ihn und seine Kollegen auch immer diszipliniert, meinte er. So mancher Kollege konnte sich daher einen West-Pkw leisten oder schicke Antiquitäten kaufen. Die Stasi beobachte dies mit Argwohn.
Friedrich Karl Kaul war einer der ersten Staranwälte in der DDR. Seine Liebe für westliche, möglichst amerikanische Autos war legendär, aber er blieb unantastbar. Der jüdische Jurist war von den Nazis ins KZ gesteckt worden, konnte aber 1937 emigrieren. „Fragen Sie Professor Kaul“ hieß die populäre Sendung im DDR-Fernsehen, in der er sich mit juristischen Problemen des DDR-Alltags beschäftigte, aber auch Krimis schrieb. Damit jedoch nicht genug, denn wortgewaltig plädierte er schon zu Ulbrichts Zeiten vor westdeutschen Gerichten. Er vertrat dort Kommunisten, die in Zeiten des Kalten Krieges verfolgt wurden und war häufig als Nebenkläger gegen NS-Gewaltverbrecher für in der DDR lebende Opfer aufgetreten.
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