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Eichmann und zwei Judenretter

Kollaborateur oder Judenretter? Das ist die Frage, wenn man sich mit Berthold Storfers Leben beschäftigt.

Eine österreichische Historikerin schrieb seine Biographie die zwiespältige Gefühle hinterlässt, denn der 1880 in Czernowitz geborene Bankier Storfer war unter Adolf Eichmann Leiter der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ und organisierte die Auswanderung von Juden nach Palästina, bevor er schließlich selbst in Auschwitz ermordet wurde.

Storfer verhalf laut seiner den NSDAP-Behörden vorgelegten eigenen Aufzeichnungen mindestens 9096 österreichischen und deutschen Juden zur Auswanderung und rettete sie damit vor der späteren Vernichtung. Das waren unzählig mehr Menschen als Oskar Schindler rettete und trotzdem ist Bernhard Storfer weitgehend unbekannt, was wohl der Tatsache geschuldet war, dass er gemeinsame Sache mit den Nazis machte. Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 begann auch in Storfers Heimat der Terror gegen die Juden und viele verließen panisch das Land. Storfer, der katholisch getauft war, aber laut „Nürnberger Gesetzen“ trotzdem als Jude galt, flüchtete nicht. Stattdessen diente er sich den Nazis an und wurde wenige Wochen später Leiter der in Wien unter Leitung von Adolf Eichmann gegründeten „Auswanderungsbehörde“. Storfer wurde dadurch zu einer zentralen Figur für die Auswanderung der Juden aus dem gesamten Deutschen Reich. Eine äußerst knifflige Aufgabe, denn die Auswanderung war eigentlich eher eine Flucht vor den Nazis.

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Kategorie Shoa/Judentum

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