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#1 Von Absprachen und Handtüchern um die Hüfte

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Der Trigger

Nach der Trennung von meinem Mann leben wir aktuell noch gemeinsam unter einem Dach, während wir unsere drei Kinder versorgen. Um den Alltag zu erleichtern aka dafür zu sorgen, dass wir uns so wenig wie möglich im Homeoffice im Weg stehen und als Eltern vor den Kindern streiten, habe ich einen wöchentlichen Plan mit Aufteilung erstellt. Der sieht vor, dass ich morgens allein rocke. In “my space”.

Als er Montagmorgen mit Handtuch um die Hüfte in die Küche kam, sich einen Tee machte und mit einem der Kinder plauderte, versuchte ich es erst herunterzuschlucken. Als unser Sohn mir mitteilte, dass er nicht zur Schule gehen wird, war meine Fähigkeit, “einfach eine tolle Mutter zu sein“, dann aber überstrapaziert.

Die Gedanken

Er hat unsere Vereinbarung in diesem Moment aus eigenen Gründen, die mir nicht bewusst sind, für sich einfach, ohne mit mir darüber zu sprechen, angepasst. Natürlich hat er mal wieder eine andere Auffassung von der Vereinbarung als ich, ohne es zu kommunizieren. Ja und Amen zu mir sagen, damit das Gespräch endet, so typisch. Dafür macht man doch einen Plan, dafür muss es regelmäßige Gespräche geben. Damit ich, während ich dafür verantwortlich bin, die Kinder zu wecken, ihnen Frühstück zu machen, Lunchpakete zu packen, sie zur Schule zu bringen und all die anderen Dinge, die dazwischen passieren, nicht die Fassung verlier. Und jetzt verliere ich sie, ich weiß es jetzt schon und ihn kratzt es gar nicht, was ist das für eine riesige Sch...

Die Emotionen

Ich fühle mich ignoriert, als würde er unsere Vereinbarung mit einem Schwamm von einer Tafel wischen … mein inneres Kind schreit beide Glaubenssätze „Ich bin nicht wichtig!“ „Ich bin ungehört!“. Ich fühle, wie es in meinem Rachen heiß wird, wie Wut hochsteigt. Es gibt diesen kurzen Moment, nicht mal eine Sekunde, ich der ich noch in der Hand habe, was ich als nächstes tu, aber es fühlt sich alles so ungerecht an, die Hitze, die Trockenheit, die Enge, alles gleichzeitig nebeneinander.

Die Reaktion

Ich gehe, obwohl die Priorität in dem Moment ist, meine beiden anderen Kinder zur Schule zu bringen und einen Plan für meinen Zuhausebleiber zu machen, zu meinem Noch-Ehemann in die Küche und fuhr ihn an, was er hier unten überhaupt mache. Eine Situation, die bisher nur innerlich stressig für mich war, wird nun zum Stress für alle, da Mama ihre Stimme gegenüber Papa erhoben hat. Nachdem er darauf reagiert, auf eine Art, die es für mich viel schlimmer macht, finde ich den Schalter und erkenne – das hier bringt gerade gar nichts – und fahre mit den beiden anderen los.

Die Interpretation

Ich missverstehe meine Gefühle, übersetze sie in vermeintliche Tatsachen (daran, woran das Innere Kind glaubt, dass ich mit Absicht ignoriert wurde), weshalb ich mit Schreien reagiere, statt emotional intelligent ruhig weiterzumachen und später in Ruhe darauf zu reagieren.

In der Arbeitsbuch-Version des Bestseller "Das Kind in Dir muss Heimat finden" (Öffnet in neuem Fenster) von Stefanie Stahl schreibt sie, dass unser Gehirn für den Ausstieg aus negativen Gefühlen Ablenkung braucht. Wenn es uns gelinge, unsere Aufmerksamkeit woanders hin zu lenken, würden die negativen Gefühle verschwinden. Als Techniken empfiehlt sie, den Körper abzuklopfen, sich auf die äußere Umgebung zu konzentrieren, für jeden Anfangsbuchstaben im Alphabet ein Land zu finden oder uns einer anderen Beschäftigung zuzuwenden.

Mein Nervensystem geht gefühlt von 0 auf 100, auch wenn es in der Realität in diesem Moment, an diesem Montagmorgen sicherlich um von 75 auf 85 gehandelt hat. Montagmorgende sind bei uns extrem schwierig, weil zwei von drei Kinder auf den Wechsel von Wochenende zu Woche nicht klarkommen und ich mich mental jedes Mal auf eine Belastungsprobe vorbereiten kann, das aber verdränge, weil ich den Wochenstart und die Schule für die Kids so sehr herbeisehne. Ich brauche Autonomie wie die Luft zum Atmen und Tage, an denen ich wochentags mit meinen Kindern zuhause bin, sind meine Endgegner. Ich nehme die Situation und meine immer noch vorhandene Wut mit in die Therapiesession.

Was meine Therapeutin sagt:

"Verlasse die Umgebung, in der Du gerade getriggert wurdest!

Bevor Du reagierst. Du wirst nichts anderes machen können, das erfordert alle Deine Kraft. Deine körperlich erkennbaren Gefühle verraten Dir, dass Du gehen musst.

Gehe nach draußen. Du wirst automatisch abkühlen und Deine Emotionen in den Griff bekommen. Bei der Heilung Deines inneren Kindes geht es u.a. darum, dass Du Deine Emotionen liest und daraufhin reagierst, anstatt sie als Tatsachen hinzunehmen.

Wenn Du später nach Hause kommst, kannst Du darüber sprechen, und zwar auf eine viel ruhigere Weise. Du kannst ihn fragen: „Was hat Dich dazu veranlasst, das zu tun?“ Du wirst Dir anhören, was er zu sagen hat. Und Du wirst Deine Grenzen noch einmal klären."

Die Technik, die meine Therapeutin empfiehlt, wird oft als „Raumveränderung“ oder „Ort der Aktivierung verlassen“ bezeichnet. Diese Strategie ist hilfreich in Stresssituationen oder in Momenten, in denen man emotional stark getriggert wird.

Anwendung und Nutzen:

  1. Sofortige Reaktion: Die Idee ist, dass Du in dem Moment, in dem Du Dich unwohl fühlst oder Gefühle von Stress, Angst oder Überwältigung wahrnimmst, den Ort verlässt. Dies kann Dir helfen, einen klaren Kopf zu bewahren und impulsive Reaktionen zu vermeiden.

  2. Emotionale Distanz: Durch das Verlassen des Raumes schaffst Du physische Distanz, die Dir ermöglicht, deine Emotionen zu regulieren, bevor Du reagierst. Das gibt Dir Zeit, Deine Gedanken zu sammeln und eine bewusste Entscheidung über Dein weiteres Vorgehen zu treffen.

  3. Selbstreflexion: Während Du Dich in einem sichereren Raum befindest, kannst du reflektieren, was genau getriggert wurde und welche Strategien Dir helfen könnten, die Situation besser zu bewältigen. Vielleicht kannst du auch Atemtechniken oder Achtsamkeitsübungen einsetzen, um Deine Emotionen zu beruhigen.

Therapeutische Perspektive:
Therapeuten betonen oft die Bedeutung von präventiven Maßnahmen, um emotionale Ausbrüche zu vermeiden und Selbstkontrolle zu fördern. Der Raumwechsel kann ein Teil eines größeren Werkzeugsatzes sein, der auch Techniken zur Selbstberuhigung und zur Entwicklung gesunder Stressbewältigungsmechanismen umfasst. Ähnlich deren von Stefanie Stahl, die ich oben beschrieben habe. Es ist hilfreich, diese Technik nicht nur situativ, sondern auch als Teil Deines persönlichen Wachstumsprozesses zu betrachten.

Indem Du lernst, in herausfordernden Momenten aktiv und bewusst zu handeln, trägst Du zu deinem emotionalen Wohlbefinden bei und stärkst Deine Fähigkeit, mit Schwierigkeiten umzugehen, wenn sie auftauchen. Bei mir ist so erhitzt nur das Verlassen des Ortes denkbar. Aber bei Dir kann es etwas anderes sein, was funktioniert.

Das Fazit

Es gibt viele Gründe, warum ich mich getrennt habe, und viele davon haben damit zu tun, dass mein inneres Kind und mein heutiges erwachsenes Nervensystem in dieser Beziehung ständig Schmerzen hatten und in Alarmbereitschaft waren.

Das heißt aber nicht, dass ich nicht lernen muss, meine Reaktionen auf meine Gefühle zu kontrollieren. Ich will es! Für die Kinder und für mich selbst.

Ich gebe es zu: Ich verliere die Fassung zu schnell. Ich höre nicht schnell genug auf, um andere nicht zu verletzen. Ich habe in dieser Situation an diesem Montagmorgen toxisches Verhalten angewandt, was ich bei meinen Eltern gesehen habe. Aber ich werde es verlernen! I am a moving Progress. Ich habe Mitgefühl für mich selbst, auch während ich gesundes Verhalten neu erlerne.

Wir lesen uns nächste Woche – dont forget: You are a moving progress! Hab Mitgefühl für Dich selbst –vor allem, während Du gesundes Verhalten neu erlernst.

Deine Uschi

Kategorie USCHI LETTER

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