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Spürst du dich?

Hallo, liebe Steady-Unterstützer:in! 

Ich hoffe, diese Nachricht erreicht dich wohlauf und guter Dinge. (Und verzeih, falls du sie doppelt bekommst, dies war der Text meines letzten Newsletters.)

Heute möchte ich dir zu einem Thema einen ersten Ansatz schreiben, von dem ich glaube, dass sich viele damit in irgendeiner Weise schwertun. Schließlich übt das niemand mit einem ein. Eher im Gegenteil. In meiner Kindheit lernte ich, das Fühlen eher zu unterdrücken - und jetzt lerne ich es in kleinen Schritten wieder.

Spüren? Wie geht das?

In meinen Mails und Texten schreibe ich oft übers „Hineinspüren“, ob beim Malen oder im Leben, das, was gerade da ist, spüren und die Qualität des Gefühls dahinter erkunden.

Viele fragen mich dann: wie soll das gehen? Was meinst du damit?

Gehörst du auch zu denen?

Dann will ich das gern in dieser Mail etwas ausführlicher erklären.

Wir Menschen sind mit den verschiedensten Wahrnehmungskanälen ausgestattet, die alle miteinander in Beziehung stehen und interagieren. Wir hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen, aber wir „spüren“ auch. Das hat jetzt nichts mit dem 6. oder gar 7. Sinn zu tun - obwohl: manchmal schon, wenn du besonders feinfühlig bist -, sondern mit dem Zusammenwirken all der Wahrnehmungen, die in einem Augenblick so auf uns einprasseln.

Und das sind viele!

Richtig viele!

Unser Gehirn nimmt pro Sekunde 11 Millionen Informationen auf. Ist das zu fassen? 11 Millionen - eine schier unbegreifliche Zahl!

Würdest du diese Informationen alle bewusst wahrnehmen, würdest du durchdrehen, und zwar innerhalb von kürzester Zeit.

Diese Zahl zeigt aber auch, dass da noch viel mehr ist als das, was wir bewusst wahrnehmen, worauf unser Fokus sich richtet - und einen Teil davon meine ich mit „spüren“.

All die Informationen, die unser Gehirn aufnimmt, treffen auf bereits vorhandene, abgespeicherte Erfahrungen. Sie sind Reize, engl. "Trigger". Trifft Reiz auf Erfahrung, führt das zu bestimmten Reaktionen im Körper. Und wenn solch eine Reaktion ausgelöst wurde - stell dir das vor wie einen Flipper -, dann passieren im Körper Dinge, die du spüren kannst. Dir wird warm ums Herz, dir werden die Knie weich, dir verkrampft sich der Magen oder deine Haut fängt an zu kribbeln und du bekommst Gänsehaut. 

Das sind dann die „Gefühle“ oder „Emotionen“. Die Begrifflichkeit geht da oft durcheinander. Für diese Gefühle kannst du nix. Die sind dir fest einprogrammiert von Prägungen, die du irgendwann erfahren hast, sei es in der frühen Kindheit oder in einer anderen Situation, die emotional stark aufgeladen war. Hierzu zählen auch Traumata aller Art. Oder sie stammen aus Generationen vor deiner Zeit, von denen du gar nichts weißt.

Und sie kommen aus deiner „Seele“, aus dem, was schon immer in dir angelegt war, wofür du auf die Welt gekommen bist.

Manchmal sind diese Gefühle einfach da und wir können nicht zuordnen, woher die gekommen sind. Manchmal bemerken wir sie aber auch gar nicht, weil sie sehr subtil sind. Oder wir wollen sie nicht bemerken, weil wir uns gerade nicht damit beschäftigen wollen. (Letzteres war der Grund, warum ich mich viele Jahre vor dem intuitiven Malen gesträubt habe.)

Die Sprache des Körpers wahrnehmen

Mit „Hineinspüren“ meine ich nun, dass du achtsam bist für alles, was in deinem Körper vorgeht. Dein Körper spricht eine sehr deutliche Sprache. Wir haben nur in unserem Alltagstrubel und unter den vielen Reizen, die tagtäglich auf uns einprasseln, verlernt, die Sprache des Körpers zu verstehen oder sie überhaupt als solche anzuerkennen.

Du besuchst einen Bekannten und schon auf dem Weg dahin verkrampft sich dein Bauch - und du denkst: ach, da hab ich wohl was Falsches gegessen, zuckst mit den Schultern, machst den Besuch, bist hinterher fix und fertig - und hast keine Ahnung, warum das so ist.

Du bist gerade an deinem Malplatz und verwendest Farben oder Materialien, die du so noch nie kombiniert hast, und auf einmal steigt in deiner Brust ein Sprudeln auf, da ist so etwas wie Weite, aber du gehst darüber hinweg, weil du fertig werden willst oder ein bestimmtes Ergebnis erreichen.

Diese Beispiele zeigen: unser Körper weist uns genau in die Richtung dessen, was uns guttut und was nicht. Es sind deine Erfahrungen, deine Vorlieben, Wünsche und Neigungen, die das Reaktionsmuster in deinem Körper auslösen, was immer du gerade tust. Das passiert, wie gesagt, vollkommen automatisch und unterliegt nicht deinem Willen.

Was du aber tun kannst: Aufmerksam sein für diese Zeichen und nach ihnen handeln.

Dann bist du auf dem Weg zu einem intuitiv geführten Leben.

Dann besuchst du diesen Bekannten nicht mehr, weil er dir die Energie raubt.
Dann bleibst du beim Malen auf dem Pfad der Materialien und Farben, die dir dieses Gefühl von Weite verschaffen.

Das lässt sich auf alle Lebensbereiche anwenden.

Welches Essen lässt dich leicht fühlen, welches schwer?
Bei welcher Freizeitbeschäftigung spürst du Freiheit, Leichtigkeit? Bei welcher hast du eher „Betonschuhe“ und du findest dauernd Ausreden?
Welche Tätigkeit lässt dich die Zeit vergessen?

Und weißt du was das Beste daran ist? Unser Körper sagt uns immer die Wahrheit. Immer. Ohne Ausnahme!

Die Intuition stärken

Wir können lernen, die Sprache des Körpers wieder besser zu verstehen, wenn wir das wollen. Es gibt da zahlreiche Tricks.

Eine der bedeutsamsten ist wohl die Meditation. Sich hinsetzen und atmen und dabei jedes einzelne Körperteil mit Aufmerksamkeit bedenken. Schon das ist für viele noch herausfordernd. Deshalb, wenn du dir nicht gleich 15 Minuten Zeit nehmen möchtest für einen ausführlichen „Body Scan“ - so heißt diese Form der Meditation -, dann habe ich eine kürzere Übung für dich:

Setz dich bequem hin, sodass deine Füße gut auf dem Boden aufstehen und dein Rücken gerade ist. So atmest du frei in den Bauch. Tu das für zwei bis drei langsame Atemzüge. Deine Hände liegen dabei entspannt auf den Oberschenkeln, Handflächen nach oben. Deine Augen sind geschlossen.

Wie weißt du jetzt, ob deine Hände noch da sind? Du kannst sie nicht mehr sehen. Du weißt mit deinem rationalen Verstand, dass sie da sind, ganz klar. Aber kannst du sie fühlen?

Versuch einmal, deine Hände mit geschlossenen Augen zu spüren. Die Handflächen. Die Fingerspitzen.

Vielleicht fühlst du ein Kribbeln, ein Prickeln, vielleicht auch Wärme. Das ist die Energie, die durch deine Hände und Finger fließt. Versuche, sie eine Weile zu fühlen und dich ganz in diese Empfindung hineinzubegeben. Bleib ein paar Atemzüge mit deiner Aufmerksamkeit ganz dicht an diesem Prickeln, an der Wärme.

Wenn ein Gedanke aufkommt, registriere ihn und dann kehre mit der Aufmerksamkeit zurück zu deinen Händen. Bleib dort, solange du möchtest.

Das war‘s auch schon mit dieser Meditation - oder besser Achtsamkeitsübung.

Sie unterstützt dich darin, deinen Körper wieder spüren zu lernen. Du kannst die Übung mit allen Körperteilen, innen wie außen, wiederholen und du erlangst so allmählich die Verbindung zu dir selbst wieder zurück. Das ist es auch, wenn ich meine, dich mit dir selbst zu verbinden - im Leben wie im Malen!

(Eine Body-Scan-Meditation findest du übrigens im Gunkelparadies gleich im zweiten Kapitel „Wohlfühlen ist (k)eine Kunst“)

Wenn du die Achtsamkeit für das, was in deinem Körper vorgeht, wieder übst und erlernst, wirst du seine Reaktionen im Alltagsgeschehen oder beim Malen auch leichter wahrnehmen können. Denn deine Intuition wird von Tag zu Tag stärker und deine „innere Stimme“ spricht immer lauter zu dir.

Beim nächsten Mal, wenn du vielleicht zu einem Vorstellungsgespräch fährst und bist nicht sicher, ob die Stelle etwas für dich ist, wirst du schon bei der Anfahrt Enge oder Weite spüren - und du weißt, ob es sich lohnt, dorthin zu gehen, oder ob du dir einfach die Zeit mit etwas Schönerem vertreiben kannst als damit, dich in eine Situation zu begeben, die dir die Kraft raubt.

Aber das kann ich doch nicht machen!

… wird jetzt vielleicht dein Einwand sein. 

Doch. Kannst du. Und zwar immer öfter! 

Klar ist es nicht sooo schlimm, hier und da über die eigene Wahrheit hinwegzusehen und sich zu verbiegen. Anpassung ist ja an sich nichts Schlechtes. 

Schwierig wird es nur, wenn das zum Dauerzustand wird und du komplett gegen das lebst und handelst, was dir deine Intuition sagt, wenn du diese Körperreaktionen von Enge und Beklemmung ignorierst und überwiegend die Dinge tust, die dir die Energie rauben, und andererseits die Sachen vergisst oder vermeidest, die dir Weite und Glück schenken. Denn das führt auf direktem Weg zu Krankheit. Burnout, Depressionen, körperliche Symptome wie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, all das sind die Signale, die unser Körper aussendet, wenn er sich ständig verbiegen muss.

Wir passen uns in den meisten Fällen an, weil „man das eben so macht“, weil wir anderen gefallen wollen, weil wir nicht auffallen wollen, weil wir anerkannt sein wollen, weil wir dazugehören wollen. Aber damit entfremdest du dich vor dir selbst. Auf diese Weise kennst du dich irgendwann selbst nicht wieder und es dauert ewig - wie bei mir -, bis du wieder weißt, wer du eigentlich bist.

Ob beim Malen oder im Leben: Tu dir bitte selbst den Gefallen (! da haben wir es wieder, das „gefallen wollen“) und richte dich nach deiner inneren Wahrheit. Sie führt zu Erfüllung, Freude, innerem Frieden, Gesundheit, Glück und Zufriedenheit. 

Male mit den Farben und Techniken, die DU liebst.
Nimm die Stelle an, die DIR Flügel verleiht.
Verbringe deine Zeit mit Menschen, die DIR guttun und Energie schenken.

Tu es - um deiner selbst Willen. 
Spür regelmäßig in dich hinein und lausche auf die Antworten deines Körpers.

Du hast nur dieses eine Leben!
Nur diese eine Chance!

Ich wünsch mir nur das Beste für dich!

Kreasphärische Grüße von
Andrea aus dem Atelier am Rain

Kategorie Inspiration

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