Recovery Interview Nr.21 mit Tanja
Hallo ihr lieben, in dieser Beitragsreihe stelle ich Betroffenen und Angehörigen von psychischen Erkrankungen ein paar Interview-Fragen, wie sie mit den Erkrankungen umgehen, was ihnen hilft und gebe ihnen eine Stimme. Ich bin Anna, Selbstbetroffene und freiberufliche Autorin und beschäftige mich mit mentalen Themen. Besonders Recovery, der Weg zur Genesung, Entstigmatisierung und das Meistern des Alltags mit psychischen oder chronischen Erkrankungen, finde ich wichtig. Und zu erkennen: Du bist nicht allein! Diese Reihe ist for free und als Ergänzung zu meinen üblichen Content zu sehen. Ich denke wir können alle viel auch von anderen lernen und mitnehmen.
Wer möchte, kann sich die Interview-Vorlage am Ende des Interviews im SafeSpace runterladen und mir ausgefüllt mit Foto per Mail an good.days.will.come@outlook.de (Öffnet in neuem Fenster) zuschicken. Vielleicht erscheint dein Interview dann auch bald hier.
Heute habe ich Tanja im Interview.
Wer bist Du, wo kommst Du her und wie alt bist Du? Wenn Du magst, gebe deine Pronomen an. Und wenn ihr mehrere seid (bezieht sich auf multiple Persönlichkeiten), dann das natürlich auch.
Mein Name ist Tanja, ich wohne im Rhein-Main Gebiet in Hessen und bin 52 Jahre alt.
Was ist deine Behinderung/Erkrankung?
Ich bin Betroffene von komplexer Traumafolgestörung und DIS durch Trauma seit der Kindheit und habe starke Migräne, bis hin zu migranösen Infarkten.
Würdest Du Deine Erkrankung gerne sichtbar oder unsichtbar machen?
Da ich mit meiner Erkrankung oft so hart im Alltag eingeschränkt werde, möchte ich sie lieber sichtbar machen. „Das sieht man Ihnen aber nicht an“ ist oft eine Erklärung für unprofessionelle Reaktion Dritter.
Was machst Du beruflich oder wie gestaltest Du deinen Alltag?
Ich arbeite Teilzeit als Prüferin für Sonderfälle bei einer Wirtschaftsprüfung. Eine Arbeit, die ich sehr mag. Meinen restlichen Alltag bestimmt oft die Care-Arbeit für meine autistische Tochter.
Wie geht es Dir zur Zeit und was beschäftigt Dich?
Mir geht es in der dunklen Jahreszeit eher schlecht, Depression macht sich breiter, und ich habe seit Herbst starke Körperschmerzen. Einen Arzt zu finden, der bereit ist zu untersuchen und zu helfen ist gerade schwierig. [Anm. d. Red. das Interview wurde im Januar geführt]
Ich interessiere mich sehr für Kräuter, mache Heiltinkturen und Naturkosmetik. Und leckere Dips, Chutneys und Senf.
Und spazieren gehen mit den Hund

Was bedeutet für Dich Recovery? Und wo würdest Du sagen, stehst Du zur Zeit?
Recovery bedeutet (mit Hilfe einer anderen Person in Gesprächen) Innere Glaubenssätze zu erkennen und zu verstehen, wie sie mein handeln beeinflussen. Und dann daraus ableiten, was ich brauche, damit mein „Window of tolerance“ möglichst weit bleibt.
Was ist für dich ein gutes Helfernetzwerk?
Helfernetzwerk ist gut wenn man in Krisen sich an jemanden wenden kann. Also es wirklich schafft, weil die Handlung bei der Person noch geht.
Mein Partner, er hat mir erst ermöglicht, die richtige Diagnose zu bekommen und wir besprechen oft stundenlang Dynamiken.
Meine Tochter, die in Menschen immer sehen kann, was gerade gut läuft.
Meine Therapeutin, die mir hilft zu verstehen, dass mein Normal nicht normal ist.
Zu welchem mentalen Thema fehlt Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft?
Auswirkungen von Machtmissbrauch
Wenn Du Skills nutzt: Was sind deine Lieblinge?
Säckchen mit Reis, pieksige Bälle, Polybrain Bewegungs Toys
Und sich selbst schaukeln
Notfalltasche: Was muss bei Dir immer mit?
Lavendel- und Zitrus-Duftstein, Kissenbezugstoff, Gummibärchen, KitKat oder Hanuta, oben beschriebene Toys
Notfallzettel über Symtome und Widerspruch gegen eine Einweisung mit Begründung.
Dein Lebenstraum oder größere Ziele, gibt es da etwas, das Du erzählen möchtest?
Als freie Therapeutin Menschen mit Trauma in der Geburt helfen (Ausbildung vorhanden).
An welchen Orten fühlst Du Dich sicher?
In meinen Haus, halbwegs… wirklich sicher fühlen ist aber kaum möglich.
Was würdest Du Betroffenen (von psychischen Erkrankungen) gerne sagen?
Sucht euch eine passende Selbsthilfegruppe. Der Austausch mit gleich Betroffenen tut so gut.
Was würdest Du Nicht-Betroffenen gerne sagen?
Die Psyche des Menschen ist so komplex, dass selbst Forscher immer wieder überrascht sind. Urteilt nicht, glaubt den Betroffenen.
Niemand ist gern Behindert
Was ist dein Mantra oder Spruch, der Dir Kraft gibt?
Für meine Tochter halte ich durch. Sie braucht mich noch.
Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für deinen weiteren Weg!
Wer möchte, kann sich die Interview-Vorlage am Ende des Interviews im SafeSpace runterladen und mir ausgefüllt mit Foto per Mail an good.days.will.come@outlook.de (Öffnet in neuem Fenster) zuschicken. Vielleicht erscheint dein Interview dann auch bald hier.