Recovery Interview Nr. 2 mit Chiara

0 High-Fives

00 Kommentare

Hallo ihr lieben, in dieser Beitragsreihe stelle ich Betroffenen und Angehörigen von psychischen Erkrankungen ein paar Interview-Fragen, wie sie mit den Erkrankungen umgehen, was ihnen hilft und gebe ihnen eine Stimme. Ich bin anna, Selbstbetroffene und freiberufliche Autorin und beschäftige mich mit mentalen Themen. Besonders Recovery, der Weg zur Genesung, Entstigmatisierung und das Meistern des Alltags mit psychischen oder chronischen Erkrankungen, finde ich wichtig. Und zu erkennen: Du bist nicht allein! Diese Reihe ist for free und als Ergänzung zu meinen üblichen Content zu sehen. Ich denke wir können alle viel auch von anderen lernen und mitnehmen.

Wer möchte, kann sich die Interview-Vorlage am Ende des Interviews im SafeSpace runterladen und mir ausgefüllt mit Foto per Mail an good.days.will.come@outlook.de (Öffnet in neuem Fenster) zuschicken. Vielleicht erscheint dein Interview dann auch bald hier.

Heute habe ich Chiara im Interview.

Wer bist Du, wo kommst Du her und wie alt bist Du? Wenn Du magst, gebe deine Pronomen an. Und wenn ihr mehrere seid (bezieht sich auf multiple Persönlichkeiten), dann das natürlich auch.

Hallo ich bin Chiara (she/her), 27 Jahre alt und lebe in der Schweiz.

Was ist deine Behinderung/Erkrankung?

Ich lebe mit verschiedenen psychischen Herausforderungen (Borderline Persönlichkeitsstörung, rezidivierende Depressionen und komplexe Traumata, die Magersucht habe ich überwunden).

Würdest Du Deine Erkrankung gerne sichtbar oder unsichtbar machen?

Lange wollte ich meine Erkrankung um jeden Preis sichtbar machen, dies hat jedoch nur zu mehr Leid geführt, da ich mir damit selbst schädigte. Heute erhebe ich meine Stimme und kläre über psychische Gesundheit auf. Dies ist für mich ein gesunde Art und Weise meine Herausforderungen sichtbar zu machen.

Was machst Du beruflich oder wie gestaltest Du deinen Alltag?

Ich arbeite als EX-IN Genesungsbegleiterin in der Psychiatrie. Das ist tatsächlich mein Herzensberuf und ich übe ihn mit Leidenschaft aus.

Wie geht es Dir zur Zeit und was beschäftigt Dich?

Im Moment geht es mir in manchen Lebensbereichen besser und in anderen schlechter. Vor allem die Nächte sind für mich schwierig und krisenbehaftet. Ich bin allerdings extrem froh um mein Helferteam und meine Arbeit. Diese Dinge geben mir Halt und Sinn im Leben.

Was machst Du gerne in deiner Freizeit, hast Du spezielle Interessen?

Ich besitze ganz spezielle Haustiere, nämlich Riesenschnecken! Diese geben mir eine Aufgabe und Motivation im Alltag. Ansonsten liebe ich alles was mit Bücher zu tun hat.

Was bedeutet für Dich Recovery? Und wo würdest Du sagen, stehst Du zur Zeit?

Für mich bedeutet Recovery, dass ich ein Leben trotz und mit Herausforderungen führen kann, das lebenswert ist. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch gesund für sich selbst definiert und dies ist meine persönliche Definition. Ich würde sagen, ich bin ziemlich weit in der Recovery, jedoch finde ich auch, dass Recovery definitiv ein Prozess ist und für manche Menschen, wie für mich, ein Leben lang andauert.

Was ist für dich ein gutes Helfernetzwerk?

Mein Helfernetz besteht aus Psychotherapeutin, begleitetes Wohnen, Ergotherapie und eine Pflegefachfrau, sowie eine Genesungsbegleiterin. am wichtigsten für mich, ist nach wie vor meine Psychotherapeutin, die ich schon seit 8 Jahren kenne und bei ihr möchte ich mich auch bedanken.

Zu welchem mentalen Thema fehlt Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft?

Ich brenne seit längerem für die Mobbingprävention! meiner Meinung nach findet dieses Thema nach wie vor zu wenig Beachtung in der heutigen Gesellschaft, obwohl es so wichtig ist.

Wenn Du Skills nutzt: Was sind deine Lieblinge?

Mein liebster und auch effektivster Skill sind tatsächlich die Ammoniak Riechstäbchen. Ich verwende diese allerdings nur im Notfall. Auch Kälte und scharfe Bonbons finde ich hilfreich.

Notfalltasche: Was muss bei Dir immer mit?

Ganz klar das Ammoniak, Bedarfsmedikamente und eine Anleitung wie sich andere Menschen im Notfall der mich betrifft verhalten sollen.

Dein Lebenstraum oder größere Ziele, gibt es da etwas, das Du erzählen möchtest?

Ich möchte die Malediven mindestens noch einmal besuchen. Und so wie es momentan aussieht wird dieser Traum tatsächlich nächstes Jahr in Erfüllung gehen!

An welchen Orten fühlst Du Dich sicher?

Ich fühle mich bei mir und bei meinem Freund zu Hause sicher.

Was würdest Du Betroffenen (von psychischen Erkrankungen) gerne sagen?

Ich würde gerne sagen, dass Aufgeben keine Option ist! denn es ist möglich ein gutes Leben mit oder ohne psychische Herausforderungen zu führen. Und wenn du jetzt aufgibst wirst du nie wissen, wie es ist.
seid offen.