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Die Top 5  vor 10 Jahren!

Was war eigentlich Anfang 2012 angesagt? Was haben wir im FUZE den so abgefeiert? Ich habe noch mal in FUZE.32 gestöbert und euch die Top Reviews von damals hier zusammengefasst. Überraschung: Die Top-Platte war damals ein Geheimtipp und ist auch danach nie groß rausgekommen...

Hier könnt ihr FUZE.32 übrigens heute noch runterladen und nochmal darin stöbern, was Anfang 2012 so alles erschienen ist... (Öffnet in neuem Fenster)

DIE TOP-PLATTEN:

&U&I

Light Bearer 

https://youtu.be/34cA6BwzcGY (Öffnet in neuem Fenster)

&U&I sind drei Viertel der aufgelösten BLAKFISH, und die Jungs machen dort weiter, wo sie bei der letztjährigen EP aufgehört haben. Einen Tacken direkter, einen Tacken rockiger und vor allem: viel reifer. Völlig humorlos ist „Light Bearer“ zwar nicht, doch die Engländer stellen schon mit dem atmosphärischen Intro klar, wie ernst sie es dieses Mal meinen. Wasserrauschen und das Läuten einer Kirchturmuhr eröffnen das Album – wer genau hinhört, der merkt, dass die Themen Wasser und Zeit im Verlauf der Platte immer wieder aufgegriffen werden. Von da an lässt die Band über eine gute Dreiviertelstunde ihre musikalischen Muskeln spielen. Die Stücke sind vertrackt und verbreakt, überspannen den Bogen aber niemals und finden immer wieder den Weg zum Ohrwurmrefrain, dem Killer-Hook oder der Melodie zum Dahinschmelzen. Die Art und Weise, wie &U&I Elemente aus Math-Rock, Post-Hardcore, Indie, Pop und Neunziger-Rock miteinander verschmelzen, ist einmalig. Aktuell gibt es keine Band, die mit dem Trio auch nur annähernd vergleichbar wäre. Der Wegfall des zweiten Sängers tut dem Ganzen sogar gut, da Thom Peckett nun seine wahre Qualität offenbart. Er wechselt von Gesang zu Geschrei und wieder zurück, dass man einfach mitgerissen wird. Da, wo die EP noch von ein, zwei Überhits lebte, ist „Light Bearer“ eine Sammlung von elf hervorragenden Songs. Nein, keine Sammlung. Ein Gesamtwerk! Nicht nur weil die Stücke wunderbar ineinanderfließen, sondern auch weil sie Bezug aufeinander nehmen. Da wird zum Beispiel das Thema des Acappella-Stücks „Super five“ im darauffolgenden „Accordingly in motion“ in origineller Weise neu interpretiert. Dabei können die Songs voll und ganz für sich stehen. Egal, ob man den groovenden Opener „To the water now is the hour“, das verzwackte „Stalk this city“ oder den direkten Stomper „Belly full of fire and a heart full of blood“ herauspickt. Nach vierundvierzig Minuten und dreizehn Sekunden endet „Light Bearer“ – mit Wasserrauschen und dem Läuten einer Kirchturmuhr. Ein Meisterwerk! (Ondryland)

Alessandro Weiroster

https://open.spotify.com/album/6ADUtTlNjDWxAI7VBtu2SF?si=onB3ZodaTKuzUJAZNSwU7A (Öffnet in neuem Fenster)

ENTER SHIKARI

A Flash Flood Of Colours

https://youtu.be/6GgTgQM5D0M (Öffnet in neuem Fenster)

 Natürlich liegt hier die Metaphorik auf der Straße: ENTER SHIKARI sind nicht einfarbig, ENTER SHIKARI sind bunt. ENTER SHIKARI schwappen nicht ans Ufer wie eine schwache Nordseewelle auf dem Weg zur Ebbe, sondern rol- len heran wie eine Blitzflut, die nicht zu stoppen ist. Shouter Rou Reynolds kann detailliert auseinanderklamüsern, welche Musik seine Bandkollegen zu welcher Zeit gehört haben. Der eine Soul und Motown, der andere Punk und Hardcore, der nächste etwas Elektronisches. Wer einwendet, dass es doch schwierig sei, zusammen Zeit zu verbringen, geschweige denn, Songs zu schreiben, wenn man nicht einmal dieselbe Musik gut findet, der erfährt, dass die Mitglieder von ENTER SHIKARI irgendwann ihre Festplatten wild getauscht haben, bis alle auf derselben Wellenlänge waren. Das war noch nie anders bei ENTER SHIKARI, klingt auf Album Nummer drei aber souveräner als jemals zuvor. Da ist es mittlerweile sogar möglich, ultralangsame Elektro-Breakdowns mit einer ironisch hochgezogenen Augenbraue einzubauen und so zu klingen, als würden ENTER SHIKARI Mike Skinner und seine THE STREETS covern. Wir sprechen hier von einer Band, die mittlerweile nicht nur macht, sondern weiß, was sie tut. ENTER SHIKARI passen endgültig in die Schuhe, die man ihnen von Anfang an anziehen wollte. (Ambush Reality/PIAS/Rough Trade)

Birte Wiemann 

https://open.spotify.com/album/5y9EcqMddyxsauruce3bm2?si=dOAC67ZHThag_uzIA6AQdA (Öffnet in neuem Fenster)

SILVERSTEIN

Short Songs 

https://youtu.be/e8amDFG49YI (Öffnet in neuem Fenster)

Als „Erweiterung“ des letzten Albums, das im April 2011 erschien, wollen SIL- VERSTEIN ihre neue Platte verstanden wissen. Nur einer der 22 „Short Songs“ dauert länger als eineinhalb Minuten, das sehr geile „SOS“ – allerdings nur sieben Sekunden, so lange wie die kürzeste der elf Eigenkompositionen. Die restlichen Lieder sind (genauso kurze) Coverversionen, mit denen die Kanadier ihre Einflüsse zeigen wollen – und Humor beweisen: Als „falsche“ Screamo-Band eine „richtige“ wie ORCHID nachzuspielen, treibt der Szenepolizei bestimmt die Zornesröte ins Gesicht. Aber SILVERSTEIN nehmen auch das mit einem Augenzwinkern und antworten mit „It’s my job to keep punk rock elite“ von NOFX. Überhaupt zeigt „Short Songs“ ganz gut, wie dumm es ist, innerhalb einer Subkultur so viele Grenzen zu ziehen: Beim Titeltrack, einem DEAD KENNEDYS-Cover, sind unter anderem die Sänger von RISE AGAINST, ANTI-FLAG, PROPAGANDHI, POLAR BEAR CLUB, THE DEVIL WEARS PRADA, THE SWELLERS sowie der ehemalige COMEBACK KID-Frontmann Scott Wade zu hören. „Short Songs“ ist eine wirklich erstaunliche Veröffentlichung: Die erste Hälfte funktioniert wegen ihrer Direktheit fast besser als ein reguläres SILVERSTEIN-Album, die zweite ist aufgrund ihrer Songauswahl wesentlich stimmiger als die meisten Coveralben. (Hopeless/Soulfood)

Thomas Renz 

https://open.spotify.com/album/21z6rFqq3IwjQHsb7sRtbW?si=RbUCRc5LQ8G6XViHIy8BdQ (Öffnet in neuem Fenster)

PIANOS BECOME THE TEETH

The Lack Long After 

https://youtu.be/eGXMZQvgNak (Öffnet in neuem Fenster)

2011 war ein gutes Jahr für Hardcore. Nach den großartigen und wichtigen Alben von TOUCHÉ AMORÉ, DEFEATER und LA DISPUTE nun also PIANOS BECOME THE TEETH. „Old Pride“ kreiste um die Multiple-Sklerose- Erkrankung von Kyle Durfeys Vater, „The Lack Long After“ behandelt die Lücke nach dem Tod. Verlust und Trauer verhängen die Sicht, lassen den Sänger aber nie in diesem dunklen See versinken. Die Drums halten die Stellung, während der Rest der Mannschaft mit dem Kapitän schwankt und gegen das Unwetter ankämpft. So diffus der Wind an der Küste ist, so diffus ist auch Kyle Durfeys Schmerz. Immer spürbar, aber nie konkret zu fassen. Und trotzdem die treibende Kraft. Auf dem Cover sieht man den Ausblick, den der Vater von seinem Bett aus hatte: Sein Sohn hatte es ihm mit Hilfe von Spiegeln ermöglicht, einen Blick nach draußen zu werfen. PIANOS BECOME THE TEETH erschaffen mit ihrer Musik eine ganz ähnliche Konstruktion und vermitteln dem Hörer so die Ungerechtigkeit und Trauer, die in ihnen wütet. Es zieht und zerrt an einem, aber rüttelt auch wach. Weghören fällt schwer. Da hilft nur noch der Leuchtturm oder vielleicht ein Kompass. Oder eben PIANOS BECOME THE TEETH selbst, die trotz ihres Schmerzes immer noch am Steuer stehen, die Hände ins Holz gekrallt und den Kopf hoch erhoben. (Top- shelf/Soulfood)

Pia Schwarzkopf 

https://open.spotify.com/album/3ozO6S2nIRW78F597RaxX2?si=zLonZd7QTZC1t5n_X-znTA (Öffnet in neuem Fenster)

LAMB OF GOD

Resolution 

https://youtu.be/BA3hPMhXnkY (Öffnet in neuem Fenster)

„Wenn die Granate zündet, möchte ich nicht im Raum sein!“ Soweit schon einmal das persönliche Fazit des Rezensenten. Wie kam es dazu? Ganz einfach: LAMB OF GOD-Album Nummer sieben ein Mal durchgehört. Ohne mit der Lobeskeule allzu weit auszuholen, handelt es sich hier wohl um das beste Material der Herren aus Richmond seit „Sacrament“. Die Songs grooven durchgängig und bieten Abwechslung, wie man sie lange suchen muss in diesem Genre. Vor allem Randy Blythes stimmgewaltiges Organ kommt exorbitant gut zur Geltung und ist dabei präsent und aggressiv wie selten zuvor. Die ausgezeichnete Gitarrenarbeit braucht man wohl kaum noch herauszustellen. Als kleine Entspannung gibt es pünktlich zur Halbzeit der Platte mit „Barbarossa“ eine kleines Instrumental, bevor es im gewohnten Tempo weitergeht. Natürlich erfinden sich LAMB OF GOD mit „Resolution“ nicht neu, aber wer hätte das auch ernsthaft erwartet oder gewollt? Sie liefern die Qualität, die man von einer Band mit fünfzehn Jahren Erfahrung auf dem Buckel erwarten darf. Fasst man die Entwicklung zusammen, kommt man wohl auf den Nenner: kompromisslos und gewillt, immer noch eine Schippe mehr draufzupacken. Live wird diese Platte zünden wie eine Granate und jeden Moshpit in seine Einzelteile zerpflücken, womit wir wieder am Anfang wären. (Roadrunner/Warner)

André Jahn 

https://open.spotify.com/album/73k8aD6VzabLHfwIdiasdS?si=QbuMjDtCTiKzO-mY4h_unw (Öffnet in neuem Fenster)

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