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PUP - Aufeinander aufpassen.

Drei Jahre hat die Band aus Kanada uns warten lassen, jetzt ist sie endlich mit ihrem neuen Album „Who Will Look After The Dogs?“ zurück. Im Interview erklärt Gitarrist Steve Sladkowski, welche existentielle Frage hinter dem Albumtitel steckt und warum in der Traurigkeit der Songtexte auch Hoffnung zu finden ist.

Foto: Martyna Bannister

Als ihr euer neues Album angekündigt habt, habt ihr auch die erste Single „Hallways“ veröffentlicht. Auf Instagram habt ihr gesagt, dass das auch der erste Track war, den ihr für das neue Album geschrieben habt, und es ist ein ziemlich trauriger Song. Und als erste Single gibt er die Erwartung für den Rest des Albums vor, würde ich sagen.
Ich denke, das kommt auch daher, dass Stefan offensichtlich eine Menge durchgemacht hat. Wir alle haben viel durchgemacht, aber Stefan als der Haupttexter hat in seinem Leben viele Veränderungen zu bewältigen. Das Album selbst beschäftigt sich mit vielen verschiedenen Dingen, einschließlich Trennungen und Beziehungen zu sich selbst, zu Freunden, zur Familie und zu romantischen Partnern. Wir hatten das Gefühl, dass der Titel des Albums, der auch im Text von „Hallways“ vorkommt, etwas ist, auf das wir immer wieder zurückkommen sollten, weil wir dachten, dass es irgendwie lustig ist, denn offensichtlich heißt die Band PUP, aber wir hatten nie etwas Lustiges mit dem Hund als Crossover gemacht, Pup, Dog, was auch immer. Aber es fühlte sich auch an wie eine akkurate Darstellung einiger der größeren Themen des Albums, denke ich. Außerdem ist es der erste Song, und wir hatten den Eindruck, er könne bereits einige der Dinge andeuten, die auf der Platte dann umfassender erforscht werden. Und „Hallways“ ist sehr melancholisch, weißt du, ein trauriger Song, aber ich denke auch in gewisser Weise aufmunternd, und er versucht auch, nicht zu traurig oder zu düster oder zu sehr ein Knaller zu sein. Ich denke, ein Gleichgewicht zu finden, ist immer etwas, das wir mit der Musik und mit unserem Sinn für Humor und mit dem, was wir sind, zu erreichen versuchen.

https://youtu.be/LyQJtQ0krFA?si=tHgi0uuyRAHTRbQV (Öffnet in neuem Fenster)

Du hast jetzt schon erwähnt, dass der Albumtitel auch in dem Songtext enthalten ist. Und ich denke, ohne den Kontext des Songs, sagt der Titel dem Hörer nicht wirklich viel darüber, worum es hier inhaltlich gehen könnte. So klingt er irgendwie zufällig. Was waren denn so die Themen, die euch beim Schreiben des Albums inspiriert haben?
„Who Will Look After The Dogs?“ hat ein apokalyptisches Element, wenn man es sehr wörtlich nimmt. Wir Menschen ignorieren weiterhin die Realität um uns herum und das, was die Erde uns zu sagen versucht: Wir kümmern uns um Tiere, wir kümmern uns um so viele Teile unseres Lebens, aber in einem größeren Rahmen tun wir das nicht. Es gibt ein freches, witziges Element, dass Hunde fast wie ein Slangausdruck sind, wie deine Freunde, die sich um dich kümmern. Und das erschien uns als eine akkurate Reflexion des übergreifenden Themas, bei dem es darum geht, sich selbst zu hinterfragen und die Beziehungen zu betrachten, die wir untereinander und zu unseren Lieben, unseren Partnern, unseren Freunden, unseren Familien und der Welt um uns herum haben.

Wir versuchen immer, einen Weg zu finden, um alles ins rechte Licht zu rücken.

Die Songs klingen oft musikalisch ziemlich leicht, aber wenn man genauer hinhört, zum Beispiel bei den Texten, gibt es viel Traurigkeit auf dem Album, aber auch in gewisser Weise Hoffnung. Es ist fast wie eine Achterbahn der Gefühle. Denkst du, dass dies euer bisher persönlichstes Album ist?
Was Stefans Texte betrifft, sicherlich, ja. Und ich denke, was die Musik und die Herangehensweise angeht, haben wir immer versucht, möglichst ein Gleichgewicht zu finden, die Fähigkeit, die dunklen Momente nicht so dunkel zu machen und die hellen Momente nicht so hell zu. Ein Teil des Reizes einer Achterbahn ist, dass man nie genau weiß, was der Höhepunkt und was der große Fall ist. Wir versuchen immer, einen Weg zu finden, um alles ins rechte Licht zu rücken, sei es die Dunkelheit der Texte, manchmal mit einer sonnigeren, eingängigeren Melodie, oder mit lustigeren Texten oder Ideen zu einem viel ernsteren und schweren, intensiven Sound. Und für uns war das immer eine interessante Vorgehensweise, denn wir nehmen die Songs natürlich sehr ernst, und wir sind eine Band, und das schon seit langer Zeit. Es ist ja nicht so, dass wir das als Scherz machen. Aber als Menschen, als vier Individuen, die zusammen Musik machen, wollen wir sicherstellen, dass wir nicht zu ernst sind, weißt du. Ich denke, jeder weiß, dass viele der Probleme in der Welt durch weiße Männer verursacht werden, die sich selbst zu ernst nehmen. Das ist etwas, das wir immer im Hinterkopf behalten wollen.

Dann habe ich nur noch eine letzte Frage: Wer kümmert sich denn nun um die Hunde? Konntet ihr eine Antwort darauf finden?
Oh, meine Güte! Ich habe keine Ahnung. Wir müssen auf uns gegenseitig aufpassen. Es ist ganz klar, es gibt da diese verrückten Tech-Freaks und Politiker, die propagieren, man bräuchte sich nicht um andere Menschen zu kümmern, müsste andere Menschen nicht als Menschen anerkennen. Die Einzigen, die sich um uns kümmern werden, sind also wir selbst. Das ist alles, was uns in Zeiten bleibt, in denen wir das Gefühl haben, dass wir in Richtung politischer Ideologien abdriften, die abscheulich sind und die Menschenwürde mit Füßen treten. Wir müssen uns also alle um die Hunde kümmern, du und ich, und auch um diejenigen, die sich für Kunst und Kultur und andere Menschen einsetzen.
Isabel Ferreira de Castro

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Kategorie Interviews

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