Zum Hauptinhalt springen

Liebe Leser,

hier pfeift der Wind um das Haus. Morgens im Wetterbericht ist „nur“ noch von Temperaturen unter der magischen 30-Grad-Grenze zu hören (bei mir am Schreibtisch sind es trotzdem weiter 26°). Bald muss mich das nicht kümmern: „In zwei Wochen sitzt Du schon am Time Square“, sagt mein Sohn am Telefon. Das glaube ich erst, wenn ich - wohl zumindest innerlich mit offenem Mund – dort in New York herumlaufen werde. Einstweilen ersuche ich noch, den günstigsten Weg vom Flughafen in mein zukünftiges Quartier herauszufinden; ich staune schon jetzt über die endlos langen U-Bahn-Züge und freue mich darauf, mich durch diese Stadt treiben zu lassen. Vielleicht wird das meine letzte Reise dieser Art sein, vielleicht aber auch nicht, wer weiß.

Vorlieben gefällig?

Ich mag nicht über Politik reden. Oder Jedenfalls nicht wirklich – sonst müsste ich die Berliner Vertrösteritis auf ein Entlastungspaket am St.-Nimmerleinstag bemängeln. Manche befassen sich a auch mit Scheinthemen:

Bescheidenheit, auch sprachlich

Wir müssen alle verzichten.“Sparen!“ ruft de Obrigkeit. Und das geht so: Wir schaffen das männliche Geschlecht ab. Ich bin eine Journalistin. Manchmal auch eine Sängerin. Das Wort „der“, Ausdruck männlichen Überlegenheitsgehabes, ist entbehrlich, gehört auf den Müllhaufen der Sprachgeschichte und am besten thermisch verwertet. Die ewigen Doppelpunkte, Sternchen und in Worten eingesperrten „I“ entsorgen wir gleich mit. Damit es auch klappt, erlässt der Senat eine Sprachverordnung und die arme Polizei muss sich nicht nur der Maskenfrage, sondern auch dem ernsten Problem widmen, ob in der U-Bahn das allfällige „Digga“ durch eine „Digge“ ersetzt wird.

Wer jetzt noch gegen solchen Genderismus meutert, sollte mal westwärts über de Großen Teich gucken: Im Englischen gibt es bekanntlich nur das „the“. Zwar existieren hier und dort weibliche Begriffe (eine Kellnerin kann nicht mit „Herr Ober!“ herbeizitiert werden) und das mit dem „she“ und „he“ werden sie ja auch noch hinkriegen.

Der Effekt des Sparens ist doch klar: Die Sätze entblähen sich. Sprache wird wieder normal.  Wenn die gegenwärtigen Krisen vorbei sind, kann man ja zu normalen Verhältnissen zurückkehren.

Ich bin gespannt, ob das m nächsten Wochenende so in der Zeitung steht. Jedenfalls: Es ist schon einigermaßen verwunderlich, dass bei den Protagonist*innen dieser Sprache die Meinung vorzuherrschen scheint, allein mit diesem verhunzenden Sprachumbau ließen sich die Verhältnisse verändern.

Na ja, das Positive

Ich saß diese Woche wieder einmal beim Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, Ralf Neubauer (SPD). Wir treffen uns regelmäßig alle zwei Monate (das war schon mit seinem Vorgänger Sitte). Ein Journalist soll nicht mit der Politik kungeln, weil sonst die Distanz flöten gehen kann, aber: Ich habe schon positiv registriert, dass Neubauer ein feines Gespür hat, wenn es um Probleme geht. Die neulich geschilderten Vorgänge über die angeblich notwendige Erhöhung der Betriebskosten interessierten ihn sehr, Neubauer machte sich Notizen und bat um entsprechende Unterlagen. Nachher ist übrigens großes Stadtteilfest, vielleicht gehe ich ja hin.

Liebe Leute, soviel für heute, demnächst aus den USA!

Viele Grüße,

Frank Berno

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Tee oder Kaffee - Magazin für Politik, Kultur und Literatur und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden