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Bayer hadert, Bayern lacht, BVB stümpert

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Ein bisschen schmunzeln musste ich doch, als Dieter Hecking erklärte, wie sein VfL Bochum als Tabellenletzter ausgerechnet Meister Bayer Leverkusen ein 1:1 abtrotzen konnte. Der neue Trainer hatte seiner Mannschaft zur Belohnung zwei freie Tage in Aussicht gestellt - nicht ohne Eigennutz. Er selbst wollte zu seiner Familie auf die Soester Kirmes und braucht wohl hinterher Freizeit, um sich vom Rummelplatz zu erholen. Die Spieler hätten ihm (“dem Alten”, wie er sagte) die Auszeit gegönnt. Also holten sie vorsichtshalber den einen Punkt.

Ach, wenn das doch immer so im Abstiegskampf liefe: Kirmes, freie Tage und ein wenig Leichtigkeit im Umgang mit den Spielern - Fußball kann manchmal ja so einfach sein. Was ich mich fragte: Ob solche Kniffe, die man zwar nur selten, aber im richtigen Moment anwenden kann, bei der Trainerausbildung beigebracht werden? Ich fürchte nein. Man braucht als Trainer in der Klaviatur schon Erfahrung und Selbstsicherheit, um den passenden Ton anzuschlagen. Derselbe Hecking, der so väterlich rüberkommt, kann auch ganz anders.

Unter der Woche hat er seinen Spielern mit einer brutalen Entscheidung mal eben klargemacht, was er in puncto Disziplin im Abstiegskampf erwartet, und warf Aliou Baldé vorm Leverkusen-Spiel aus dem Kader. Der 21-Jährige war zu spät zum Training erschienen und hatte keine schlüssige oder überzeugende Erklärung geliefert. Das war’s dann für ihn. “Hecking bringt Bochum mit Aura, Charisma und Bierchen zurück in die Spur”, titelte die Welt (Öffnet in neuem Fenster). Baldé wird sich jetzt zweimal überlegen, ob er mit seinem Trainer auf die Achterbahn will.

Einen durchgedrehten Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

⚽️ Bayer Leverkusen wird ständig bestraft

https://youtu.be/EnNXqJGzg70?si=3tG-SF40qEse9EMO (Öffnet in neuem Fenster)

Von Jonas Wagner

Um den himmelweiten Unterschied zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen zu erkennen, genügt dieser Tage ein kurzer Blick auf die nackten Zahlen. Die Bayern? Gewannen fünf Partien nacheinander ohne Gegentor. Und Bayer? Gelang nur ein mickriger Erfolg gegen den Zweitligisten Elversberg in den vergangenen sechs Pflichtspielen. Der Rückstand des Meisters auf den Rekordchampion beträgt in der Liga bereits neun Punkte. 

Die Bayern eilen von Sieg zu Sieg, während Leverkusen der Meisterflow nach einer einzigartigen Saison längst abhandengekommen ist. Die verzweifelte Suche nach den Gründen für die Schwankungen in einem tristen Herbst läuft schon länger, die wechselhafte Woche mit einem starken Auftritt gegen Stuttgart (0:0), der Klatsche in Liverpool (0:4) und dem Dämpfer in Bochum (1:1) lieferte jedoch mehr Fragen als Antworten. 

Die Gegner wittern ihre Chance. Dazu ist die Leichtigkeit verflogen, und sie lässt sich nicht auf Knopfdruck wiederherstellen. Auch deshalb fehlen offensiv und defensiv nun häufig ein, zwei Schritte, dort, wo die Bayer-Stars in der Vorsaison noch den Extrameter gingen. Die Folge? Leverkusen verpasst es immer wieder, den Sack zuzumachen - und wird bestraft.

Für einen echten Titelkampf, den nicht wenige beschworen hatten, scheint Bayer (noch) nicht wieder bereit.

Während die Münchner Kiel (6:1), Bremen (5:0) und Bochum (5:0) aus dem Stadion schossen, patzte das Team von Trainer Xabi Alonso gegen all diese vermeintlich kleineren Gegner - und musste sich jeweils mit nur einem Punkt begnügen. In der furiosen Double-Saison hatte sich die Werkself gegen Underdogs keine Blöße gegeben.

Eine häufig bemühte Redewendung besagt: Wer eben solche Spiele gewinnt, wird Meister. Die Bayern, die auch aufgrund der Patzer der Konkurrenz einsam ihre Kreise an der Spitze ziehen, gewinnen sie derzeit. Leverkusen nicht. 

Jonas Wagner ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

⚽️ Immer wieder sonntags

https://youtu.be/5ozeCkl64eg?si=GkcVwNo3AUJttFLx (Öffnet in neuem Fenster)https://youtu.be/OsEGSIgfuWg?si=F8WN9LVBhkvf-BfF (Öffnet in neuem Fenster)https://youtu.be/DOx5nKeCLBE?si=zsIYaHcNxzNsuQh_ (Öffnet in neuem Fenster)

⚽️ Heute im Fernsehen

18 Uhr, Sport1: Frauen-Bundesliga, SGS Essen - RB Leipzig

Fever Pit'ch TV-Highlights heute (Öffnet in neuem Fenster)

⚽️ Klick gemacht

https://youtu.be/iaC3vrPgcMY?si=qYb3vBlfAtGh7KMI (Öffnet in neuem Fenster)

Sturm Graz: Vorbild für abgestürzte Traditionsklubs

Der Fußball in Österreich ist endlich wieder spannend. Nach zähen Jahren, in denen Red Bull Salzburg dominiert hat, scheinen diese Tage vorerst gezählt zu sein. Sturm Graz hat in der vergangenen Saison das Double geholt und ist auch in dieser Saison Spitzenreiter. Grund genug, um über den Aufstieg der Blackies zu sprechen. Was hat sich dort getan, um aus einem Mittelfeld-Klub plötzlich den österreichischen Meister zu machen? Zum Video: Hier klicken! (Öffnet in neuem Fenster)

⚽️ Can, Trainer, Brandt, die Klubchefs – wer hat den BVB verbockt?

https://youtu.be/SgbEnuX3vOs?si=GcQ81zGTx5aZeNuq (Öffnet in neuem Fenster)

Von Alex Steudel

So leid es mir für die treuen Dortmunder Fans tut: Es geht ganz schön bergab mit eurem Klub. Irgendwas braut sich seit Wochen zusammen – ein teuflischer Mix aus Zutaten, die man kaum noch runterkriegt: Der BVB spielt quasi jede zweite Woche brutal schlecht, die Klubführung übt keine Selbstkritik, sondern findet Erklärungen, Nuri Sahin ist der am stärksten überfordert wirkende Trainer seit Jürgen Röber. Und die Spieler transformieren nur ungefähr 45 Prozent ihres Gehalts in Leistung. Der Rest fließt völlig grundlos aufs Konto.

Zwischenergebnis: Rang sieben in der Bundesliga. Relegationsplatz 16 ist nach einem knappen Drittel der Saison zwei Punkte näher als das Paradies, also Bayern München. Machen wir uns nichts vor: Wenn die kilometerlange Champions-League-Tabelle nicht wäre, wäre auch Sahin nicht mehr da.

Kurze Wissensfrage: Der einzige deutsche Klub, gegen den Dortmund in dieser Saison auswärts ein Pflichtspiel gewonnen hat? Na?

Phönix Lübeck, DFB-Pokal.

Konkrete Ursachen für die ständig auftretenden Ausfallerscheinungen?

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Für mich zum Beispiel Julian Brandt, mein Vorzeige-Nationalspieler. Spielt super, wenn alle super spielen - und ergibt sich seinem Schicksal, wenn das die anderen auch machen. Schönwetterfußballer, sagten wir früher. Julian Brandt ist der Typ, der sich in der untergehenden Titanic gemütlich eine heiße Wanne eingelassen und gefragt hätte, warum das Wasser dauernd an einer Seite rausläuft. "Das geht mir auf den Sack", hätte er dann gesagt, sich über das Geschrei draußen gewundert und den Wasserhahn noch weiter aufgedreht.

Ah, ich merke gerade, ich verwechsle da was. Brandt sagte im Anschluss an das 1:3 am Samstag im Mainz, es gehe ihm "auf den Sack, aus irgendwelchen Städten nach Hause zu fahren mit einer Niederlage im Gepäck". Man möchte ihm zurufen: "Dir ist schon klar, dass du als einer von elf Auserwählten dein Gepäck so ziemlich in der eigenen Hand hast, oder?" Brandt ist eben stets für einen guten Spruch zu haben, aber immer seltener für ein brillantes Spiel.

Ein echter Führungsspieler, DAS fehlt den Dortmundern. So ein Mats Hummels in Schnell. Kapitän Emre Can ist zwar ein starker Fußballer (manchmal), aber er konzentriert sich in Dortmund zu sehr auf Dinge, die nicht seins sind. Er wäre ein top Indianer, ist aber ein flop Häuptling. Weil er nur so tut, als sei er Häuptling, passieren die schlimmsten Sachen.

Seine vollkommen übermotivierte Attacke im Mainz-Spiel etwa, als er mit gestreckten Beinen in den Gegenspieler flog und sich Rot einhandelte. Wären Jae-Sung Lees Knochen nicht im Weg gewesen, hätte man Emre Cans Füße wahrscheinlich aus einer Werbebande schneiden müssen. So agiert jemand, der verunsichert und nicht mehr bei sich selbst ist.

Wenn nun eine Mannschaft keine Führungsspieler hat, die das Ruder herumreißen, kann man das nur bedingt den anwesenden Profis vorwerfen. Sondern eher der Klubführung. Der Kader ist dann schlicht und ergreifend falsch zusammengestellt. Das wollte übrigens Matthias Sammer mit seinem Zehnminutenmonolog nach der Niederlage in Madrid sagen. Keiner verstand, was er meinte, weil ihm beim Sprechen bewusst wurde, dass er nicht die Leute zerlegen kann, die ihn bezahlen – also fabulierte er wirr.

Der Trainer, das ewige Thema des BVB. Nuri Sahin kann ja im Prinzip nicht mal was dafür, dass er viel zu früh an die Seitenlinie gestellt wurde. Man machte ihn mit der gebündelten Erfahrung aus genau null Spielen als Trainer in Top-Five-Ligen zum Cheftrainer eines Champions-League-Finalisten. Das ist, als würdest du einen mit Schlittschuhen die Streif runterjagen.

Wobei ich mit Top Five sogar freundlich untertrieben habe. Laut Uefa-Fünfjahreswertung ist die türkische Liga, in der Sahin vorher all seine Erfahrungen als Cheftrainer sammelte, die zehntbeste Europas.

Aber vielleicht braucht Dortmund ja auch nur einen Parallel-Cheftrainer, der die Auswärtsspiele coacht.

Zum Schluss: die Verletztenmisere. Auch gern als Ausrede benutzt. Oder fallen die vielen Spieler alle aus, weil sie falsch trainiert werden? Kann sein, muss aber nicht. Ein Beispiel vielleicht dazu: Bei der 1:5-Zerlegung in Stuttgart spielte die Mannschaft nahezu in Bestbesetzung.

Den BVB-Chefs bleiben jetzt nur drei Möglichkeiten: auf eine krasse Wende hoffen, sich bessere Ausreden einfallen lassen oder handeln.

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⚽️ Was sonst noch so los ist

https://youtu.be/Uai877iCPZs?si=QtVMVg6OoF0C3JWL (Öffnet in neuem Fenster)

"Gibt leider auch nur drei Punkte"

Nach drei wettbewerbsübergreifenden Niederlagen in Serie hatte Manchester City auch in Brighton das Nachsehen. Trotz Haalands Führungstreffer jubelten am Ende die Seagulls um Cheftrainer Fabian Hürzeler. Vier Niederlagen in Folge: Das hat Trainer Pep Guardiola auch noch nicht erlebt. Brighton-Trainer Hürzeler bleibt nach dem 2:1 gegen Man City demütig. Der Deutsche freut sich, dass die harte Arbeit des Vereins belohnt wurde. Zum Video: Hier klicken! (Öffnet in neuem Fenster)

⚽️ Alle mal herschauen

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Von Gerd Thomas

Die Zuschauerzahlen im Amateurfußball sind rückläufig. Gründe dafür gibt es mehr als genug. Die Dauerpräsenz der Profis am Bildschirm, veränderte Freizeitgewohnheiten und auch die Digitalisierung, hier vor allem die ausufernde Handynutzung, tun dem Breitensport nicht gut.

Zwar gibt es erfreulicherweise wieder mehr Menschen, die im Verein selbst Sport treiben wollen, aber für die auch immer schwerer zu findenden Platzkassierer lohnt es sich am Wochenende bei vielen Amateurpartien kaum mehr. Aber Reformen? Ja, gerne - aber bloß nichts ändern…

Alle Foto: Imago Images

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