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informatorium familia historica - Ausgabe 4

Newsletter des Blogs Familienleben einst & heute

In dieser Ausgabe: Noch Plätze frei. 50% Rabatt auf zweiten Kurs. Gastmitgliedschaften. Neu gebloggt: Adalbert Czerny, der Kinderhasser. Tweet der Woche. Zitat der Woche. Aus dem Archiv: Faszinierender Papierkram für eine Heirat 1856 in Bayern.

Gastmitgliedschaften

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Noch Plätze frei

Alle Kurse finden über Zoom statt. Folgende Kurse kannst Du noch buchen:

Do, 15. Sep 2022, 14 Uhr - Beikostempfehlungen durch die Zeit (Öffnet in neuem Fenster) - Vortrag (wird aufgezeichnet)

Sa, 24. Sep 2022, 10 Uhr - Brusternährung und Säugegeschäft (Öffnet in neuem Fenster) - Workshop mit begrenzter Teilnahme   

Do, 29. Sep 2022, 10 Uhr - 300 Jahre Erziehungsratgeber (Öffnet in neuem Fenster) -  Vortrag (wird aufgezeichnet) 

50% Rabatt ab dem zweiten Kurs

Wenn Du einen der obigen Kurse buchst, erhältst Du einen Code, mit dem jeder weitere Kurs nur noch die Hälfte kostet!
Neue Kurse kommen im November. Die Termine werden bald bekannt gegeben.

Heute neu im Blog

Adalbert Czerny, der Kinderhasser.

Adalbert Czerny (Öffnet in neuem Fenster) (1863-1941) war ein äußerst erfolgreicher Kinderarzt. Er lehrte an der Berliner Charité und gründete dort die internationale Pädiatrieschule. Er hat sich um die moderne Kinderheilkunde so verdient gemacht, dass er als einer ihrer Begründer angesehen wird. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), deren Vorsitzender Czerny 1923 war, vergibt seit 1963 den Adalbert-Czerny-Preis für besondere wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Kinderheilkunde. Zu seinem 150. Geburtstag wurde Czerny mit einem Google Doodle geehrt (Öffnet in neuem Fenster). Mit seinem Schüler und Mitarbeiter Arthur Keller (1868–1934) verfasste er ein Standard-Werk zur Ernährungslehre in der Kinderheilkunde.

Adalbert Czerny war außerdem ein Kinderhasser.

Überdeutlich wird das in seinem Erziehungsratgeber "Der Arzt als Erzieher des Kindes".  Das Buch beruht auf einer Reihe an Vorlesungen und wurde zwischen 1908 und 1946 in 11 unveränderten Auflagen herausgegeben. Wie der Titel schon andeutet, ist Czerny der Meinung, dass der Kinderarzt ein Wegweiser in Sachen Kindererziehung sein solle. Die Eltern seien ja nur Laien und oft viel zu weich und willensschwach. Der Arzt hingegen weiß, was gut für das Kind ist, und es ist seine Aufgabe, das den Eltern beizubringen. Die Vorlesungen richteten sich an Medizinstudierende, um sie auf diese Aufgabe vorzubereiten.

"Wer soll Eltern auf die große Bedeutung dieser ersten Erziehungseinflüsse auf ein Kind aufmerksam machen, wer soll solchen Vorurteilen, wie dem, daß das Kind alles nur mit der Milch einsaugt, entgegentreten? Dies kann nur Aufgabe eines Arztes sein, denn nur er vermag die Konsequenzen einer fehlerhaften Erziehung eines Kindes in den ersten Anfängen objektiv zu beurteilen, und ihm fällt die Aufgabe zu, später aus Erziehungsfehlern resultierende Mängel der Kinder zu behandeln."
Der Arzt als Erzieher des Kindes, Adalbert Czerny, 1946, S. 4f

In der Klinik und auch zuhause kann es laut Czerny einem Arzt nicht egal sein, wer die Kinder pflegt, da diese bei den ärztlichen Untersuchungen keinen Widerstand leisten sollen, und das bei der Pflege berücksichtig werden müsse. Das Kind hat den Willen der Erwachsenen immer über sich ergehen zu lassen.

"Der Arzt, der nicht nach dem Wunsche des Kindes fragen kann, sondern es anfassen und in Lagen bringen muß, welche die Untersuchung erfordert, ist dem verwöhnten Kinde ein Feind, gegen den es sich mit allem wehrt, was ihm zur Verfügung steht. Der Arzt hat somit Interesse, sich darum zu kümmern, wer ein Kind pflegt, und ist genötigt, darauf aufmerksam zu machen, daß eine liebevolle Behandlung, wie sie manchmal Säuglingen durch ältere Personen zuteil wird, unterlassen werden soll."
Der Arzt als Erzieher des Kindes, Adalbert Czerny, 1946, S. 21

Natürlich ist es besser, wenn es gar nicht erst so weit kommt, dass das Kind Widerstand leistet. Der Arzt muss also den Eltern Vorschriften zur Erziehung machen und "Erziehungsfehler" korrigieren lassen.

"Am härtesten straft sich die fehlerhafte Erziehung eines Kindes, wenn es krank wird. Hatten die Eltern bereits keine Gewalt über ihr gesundes Kind, so verlieren sie diese vollends beim kranken. Derartige Patienten erschweren aber nicht nur dem Pflegepersonal und dem Arzt die Ausübung ihrer Pflichten, sondern sie haben selbst am meisten unter dem Zwang zu leiden, der bei ihnen häufiger zur Anwendung kommen muß, als bei richtig erzogenen Kindern. Kommt ein Arzt erst gelegentlich eines Erkrankungsfalles in die Lage, solche Erziehungsfehler erkennen zu können, so ist es seine Pflicht, während oder nach Ablauf der Krankheit für deren Korrektur zu sorgen."
Der Arzt als Erzieher des Kindes, Adalbert Czerny, 1946, S. 96

Die wichtigsten Erziehungsziele sind für Czerny: Selbstbeherrschung, Triebbeherrschung, Subordination, Pflichtbewusstsein, Ausdauer und Leistungsfähigkeit. Wenn ein Kind sich im Trotzanfall auf den Boden wirft, so ist das laut Czerny "ein Resultat grober Erziehungsfehler." (S. 29) Kleinkinder sollen sich hauptsächlich im Laufstall aufhalten. Sie lernen darin Selbstbeherrschung, weil sie nicht alles haben können, was sie wollen. ... Weiter im Blog.

Tweet der Woche

https://twitter.com/FamilienlebenEH/status/1568246218915971072 (Öffnet in neuem Fenster)

Zitat der Woche

Nicht nur, dass man Ziegenmilch als Muttermilchersatz verwendet hat; nein, man hat die Kinder direkt von der Ziege trinken lassen. Die Ziegen mochten das allerdings nicht so gerne.

"Zur Ausführung des Vorschlages, die Kinder durch Ziegen säugen zu lassen, kann ich aus mehrern Gründen nicht rathen. Erstlich ist die Ziegenmilch viel dicker und gröber, als die Menschenmilch, und daher für das Kind auch viel zu schwer, besonders wenn das Thier aus seiner gewohnten Lebensart herausgerissen wird. Zweitens lassen nur sehr wenig Ziegen Kinder an sich saugen, und schlagen und stoßen nach denselben, wenn sie den Zitzen nahe gebracht werden. Bindet man aber einem solchen Thiere die Füße aneinander, um das Kind gegen Stöße oder Schläge zu sichern, so hält es meistentheils in seinem Unmuthe die Milch zurück und vereitelt alle Versuche des Säuglings, sich zu nähren. Ehe der Brunnenarzt in Brückenau, Dr. Zwierlein, seine wohlgemeinte Schrift: Die Ziege als beste und wohlfeilste Säugamme, 1r Theil 1816, 2r Theil 1819 in Stendal herausgab, war der Versuch in Paris mit den Findlingen schon im Großen angestellt worden; man hatte jedoch das Nachtheilige dieses Verfahrens, mutterlose Säuglinge zu ernähren, erkannt und war daher auch gänzlich davon abgegangen."
Belehrungen für Schwangere, Dr. Johann Christian Gottfried Jörg, 1826

Aus dem Archiv

Um heiraten zu dürfen, mussten Paare im 19. Jahrhundert nachweisen, dass sie eine Bleibe und einen Lebensunterhalt hatten. Bei Bauersfamilien hieß das häufig, dass der Hof der Eltern mit der Heirat übernommen wurde. In Hofübernahmeverträgen wurde genau festgelegt, welches Altenteil den Eltern zustand. In diesem Beispiel meiner eigenen Vorfahren, bekam die verwitwete Bäuerin folgendes:

  • 1000 Gulden "Anstandsgeld", "zahlbar nach ihrem Verlangen".

  • lebenslängliches, mietfreies Wohnrecht im Erdgeschoss rechts

  • zur Beheizung jährl. 2 Klafften Scheiter, Eisenholz (Öffnet in neuem Fenster), 3 Klaffter Wid, die benötigten Späne

  • 3 Pfund Kerzen für die Beleuchtung

  • Nahrung: wöchentlich 1/4 Pfund Zucker und ebensoviel Kaffee. Jährlich ein Scheffel Weizen und 1 1/2 Scheffel Korn (gemahlen), bei jedem Backen ein Weißbrot, wöchentlich 3 Pfund Rind- oder Kalbfleisch nach ihrer Wahl. Täglich 4 Maß süße Milch und 4 Eier, 4 "Randlpfund" Rinderschmalz, jährlich einen Somerfrischling oder [unleserlich] in Geld, Kraut und Kartoffeln, Rüben und weiteres Gemüse nach ihrem Verlangen und nach Bedarf, ein Drittel vom reifen und gedörrten Obst

  • alle 3 Monate sechs Gulden "Einspendgeld"

Des weiteren war darin die Abfindung oder Mitgift für die Geschwister geregelt.

Viele weitere Dokumente mussten vorgelegt werden: z.B. Abschlusszeugnisse, Taufzeugnisse, Leumundszeugnisse, Impfbescheinigungen, notariell beglaubigte Bescheinigungen über Mitgift der Braut, Nachweis über Militärdienst des Bräutigams. Einen Einblick in diese faszinierenden und aufschlussreichen Dokumente bekommst Du hier:

http://familie-historisch.de/index.php/blog/lebenslinien/papierkram1856 (Öffnet in neuem Fenster)

Herzliche Grüße

Karin Bergstermann

Kategorie News