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Welttag der Hauswirtschaft

Heute, am 21. März 2023 ist Welttag der Hauswirtschaft. Dass sich in den Haushalten in den letzten 100 Jahren enorm viel verändert hat, dürfte uns allen klar sein. Dennoch ist es augenöffnend, die Anforderungen an eine Hauswirtschaft des frühen 20. Jahrhunderts einmal aufgelistet zu sehen.

Die Österreicherin Hedwig Reich schuf 1909 eine Ausbildung zur Kinderpflegerin und veröffentlichte 1913 das dazu passende Lehrbuch. Darin finden wir einen umfangreichen Abschnitt zum Thema Haushaltungskunde. Der Leitsatz lautete:

„Arbeitsamkeit, Sparsamkeit, Barzahlung und Berechnung der Einnahmen und Ausgaben bilden die Grundlage für den geordneten Haushalt.“

Im Unterkapitel "Das Wirtschaftswesen" schreibt Reich über "Die Einteilung der Zeit im Haushalte":

„Die erste Arbeit des Morgens ist überall das Lüften der Räume und das Feueranzünden zur Bereitung des Frühstücks, im Winter auch das Einheizen der Öfen zur Erwärmung der Wohnräume, Kleider und Schuhe müssen geputzt und das Wohnzimmer bis zum Frühstück aufgeräumt sein. Dann besorgt man am besten das Einkaufen, das Lampenputzen und alle gröberen Reinigungsarbeiten. Das Aufräumen der Schlafzimmer bleibt gewöhnlich bis zuletzt, um sie recht gut auslüften zu lassen. Längstens um 10 Uhr müssen die Vorbereitungen für die Bereitung des Mittagessens getroffen werden. Wenn nach Tisch die Küche in Ordnung gebracht ist, teile man die Zeit zur Arbeit nach Bedarf ein. Man näht, bessert Kleider und Wäsche aus oder stellt sie her, schreibt Briefe, geht spazieren, macht Besuche oder besorgt Einkäufe. Jedenfalls muß in einem geordneten Hauswesen eine bestimte Zeiteinteilung pünktlich eingehalten werden. An Waschtagen suche man sich das Kochen durch Vorarbeiten zu erleichtern, ebenso arbeite man auch für den Sonntag vor, damit dieser Ruhetag so weit als möglich auch in wirklicher Ruhe genossen werden könne. Für die großen gründlichen Reinigungsarbeiten, die drei- bis viermal jährlich vorgenommen werden, setze man bestimmte Zeiten fest. Auch die Waschzeiten sollen pünkltich eingehalten werden. Man gewöhne sich, die Waschküche sauber zu übergeben, verlange aber das gleiche auch von seinem Vorgänger.
Wer Dienstleute hat, gewöhne auch diese an pünktliche Zeiteinteilung, denn nur dadurch wird jede Arbeitsleistung ohne Antrengung und Hasten möglich gemacht.
Das Geheimnis, vieles leisten zu können, beruht im Frühaufstehen und in strenger Pünktlichkeit.

Früh aufstehen heißt bei Hedwig Reich 5:30 Uhr.

Im Folgenden beschreibt sie noch das tägliche Aufräumen und Details wie das Reinigen der Petroleumlampen, das Tischdecken, das Serviettenfalten, das Servieren, die Pflege der Zimmerpflanzen, das Reinigen des Vogelkäfigs, die Ungezieferbekämpfung, die Fleckenreinigung und die Behandlung der Wäsche.

Außerdem …

Hedwig Reichs Buch "Die Kinderpflegerin" habe ich 2019 im Blog vorgestellt (Öffnet in neuem Fenster). Dort findest Du auch einen Zeitplan für die Kinderpflegerin im Privathaushalt. Sie arbeitete von 6 Uhr morgens bis nach dem Abendessen um 19 Uhr.

Bücher wie dieses kann ich anschaffen und vorstellen dank meiner Unterstützer*innen. Sei dabei!

Kategorie Zitat des Tages