Acht Tage bis Weihnachten
Am Mittwoch bin ich um 19:50 Uhr ins Bett gegangen. Ich schäme mich nicht dafür. Ich habe nicht das Gefühl, dass mir weltbewegende Dinge entgangen sind, die nach 19:50 Uhr passiert wären. Eigentlich bin ich sogar stolz auf mich. Zu ruhen ist nicht meine Stärke. Ich mache keine Pausen, weil ich mir keine Pausen gönne. Es gibt immer etwas zu tun. Wir sind nie fertig. ToDo-Listen haben kein Ende und Streaming-Dienste keinen Sendeschluss. Und ein Buch schreibt sich auch nicht allein.
Auch Mittwoch hätte es etwas zu tun gegeben. Natürlich. Aber mein Körper wollte schlafen. Und mein Inneres wollte das auch. Und während ich versuche zu lernen, dass ich auch mit weniger genug getan habe, habe ich über Winter nachgedacht und über Wärme und vor allem über Stille.
Leise rieselt der Schnee.
Still und starr ruht der See.
Alles in unserer natürlichen Umgebung kommt zur Ruhe, fällt in einen Schlaf, der monatelang bis zum ersten Frühlingstag dauert. Die Welt wird still und in die Stille hinein atmet sie Geräusche, Stimmen und Zwischentöne, die sonst im Orchesterklang des Alltags überspielt werden.
Nur jetzt, wenn wir zuhören, wenn wir uns auf die Stille einlassen, nehmen wir sie wahr.
Wir spitzen die Ohren. Lauschen. Während in uns die Sanftheit wie Schnee über unsere Herzen rieselt.
Wie Tannenzweige biegen wir uns weit gen Boden, um Verständnis für die Last des Schnees aufzubringen und für all die Menschen, die uns umgeben. Und wenn wir doch einmal kein Verständnis mehr aufbringen können, werfen wir die Last einfach ab, schnellen zurück und beginnen von vorn.
Wir rücken zusammen wie Kaninchen in ihren Tunneln und wärmen uns gegenseitig mit Seelenfeuer. Teilen, was wir haben, weil wir alle nichts sind ohne die anderen. Und wir belohnen sie mit aufrichtiger Aufmerksamkeit, die Geschichten der anderen. Mit einem Mal scheint sie gar nicht weit entfernt, diese Zukunft, in der wir selbst unser Seelenfeuer in alten Geschichten an andere weitergeben, in der wir wissen, dass immer genügend Wärme da sein wird für alle, die frieren.
Und die Unterschiede sind plötzlich nicht mehr ganz so groß.
Zwischen uns und den Alten.
Und uns und den Jungen
Und uns und den anderen.
Wir verpassen nichts, wenn wir uns Ruhe gönnen.
Aber wir verpassen alles, wenn wir ihr nicht zuhören.
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https://open.spotify.com/intl-de/track/4FxeY2UZeP3kpdBPbpGggN?si=73aaedc038b046da (Öffnet in neuem Fenster)“Wintering” von The 1975 habe ich heute zum ersten Mal in meinem Leben gehört und tatsächlich aus einem einzigen Grund ausgewählt: Es hat Spaß gemacht zuzuhören. Auf chaotische Weise fängt es die Grundstimmung in den letzten Tagen vor Weihnachten sehr authentisch ein. Mit all der Hektik, den Plänen, den Begegnungen und einer Portion Humor.
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