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Warum Russland keine Bomben auf deutsche Brücken werfen wird

Jüngst sprach der Kreml-Propagandist Dmitri Kisseljow in einer Folge der Sendung „Vesti Nedeli“ des Senders Rossija 1 im Kontext der Bundeswehr-Abhöraffäre davon, dass Russland als Vergeltung für eine mögliche Attacke auf die Krim-Brücke mit Taurus-Marschflugkörpern vier Brücken in Deutschland zerstören könnte.

Ganz konkret nannte er folgende Brücken:

  • Hohenzollern-Eisenbahnbrücke über den Rhein in Köln (NRW)

  • Fehmarnsundbrücke (Schleswig-Holstein)

  • Rügenbrücken (Mecklenburg-Vorpommern)

  • Wasserbrücke Magdeburg über die Elbe (Sachsen-Anhalt)

In der aktuellen Lage ist nicht damit zu rechnen, dass Russland selbst für den Fall, das Deutschland die Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern würde, Bomben auf diese oder auch andere Brücken oder sonstige Infrastrukturobjekte in Deutschland werfen würde.

Die zentrale Kreml-Strategie der “ideologischen Zersetzung” der freien Welt

Die Hauptgründe dafür sind, dass eine solche militärische Aggression gegen Deutschland essenzielle Strategien des Kremls wahrscheinlich irreparabel beschädigen und damit existenzielle Gefahren für das Putin-Regime mit sich bringen würde.

Der Kreml weiß, dass er gegen den einen in entschlossener Verteidigung vereinten Westen keine Chance hätte und setzt daher seit Jahrzehnten (mit Unterbrechungen in den späten 80er und 90er Jahren) auf die “ideologische Zersetzung” (vgl. KGB-Überläufer Juri Bezmenov in den 80er-Jahren) bzw. “aktive Maßnahmen” bzw. hybriden Krieg, um die freie Welt zu zerlegen, ihre Freund-Feind-Erkennung zu stören, ihren Verteidigungswillen immer weiter zu schwächen und sie Stück für Stück zu übernehmen.

Zentral für den Erfolg dieser Strategie sind u.a. 2 Kernelemente:

Teile und Herrsche

Es muss verhindert werden, dass sich der Westen bzw. die Freie Welt gegen die russische Zersetzung bzw. den hybriden Krieg gegen die Demokratien vereinigt. Es wird permanent und überall an Spaltung und Polarisierung innerhalb von demokratischen Gesellschaften als auch zwischen demokratischen Staaten gearbeitet.

Der Frosch im Topf

Der sprichwörtliche Frosch springt aus dem Topf, wenn er direkt in kochendes Wasser gegeben wird. Wenn man ihn allerdings in einen Topf mit kaltem Wasser gibt und die Temperatur langsam steigert, begreift der Frosch die Gefahr nicht, springt nicht aus dem Topf und wird so langsam gekocht.

Unsere demokratisch gewählten Entscheidungsträger und unsere Gesellschaften sind der Frosch und der Kreml ist der Koch, der sich unsere Länder einverleiben will. Für den Erfolg der Strategie der “ideologischen Zersetzung” ist es unerlässlich, dass die Opfer keine Ahnung davon haben, dass sie bereits Ziel eines Angriffs sind und übernommen werden sollen. Denn sonst würden sie ihr Verhalten ändern und sich dagegen wehren.

Bomben auf deutsche Brücken würden die “ideologische Zersetzung” Deutschlands beenden

Bomben auf deutsche Brücken würden die Regierenden und die Bevölkerung in Deutschland unmissverständlich wissen lassen, dass Deutschland militärisches Ziel des Kremls und nicht sicher ist.

Diese Bomben würden dazu führen, dass sich die Menschen in Deutschland der Bedrohung durch Russland bewusst werden und unweigerlich zu einer härteren verteidigungs- und sicherheitspolitischen Linie der Bundesregierung führen.

Außerdem würde ein solcher Angriff auch dazu führen, dass sich mehr europäische Länder zu erheblich mehr Unterstützung für die Ukraine, Aufrüstung und Verteidigung entschließen würden.

Die “Frösche” würden also “aus dem Topf” springen. Aus dem “Teile und Herrsche” würde nichts mehr werden. Der Westen und die freie Welt würden ihre wahre Stärke auch tatsächlich einsetzen und die Aggression des Kremls erfolgreich zurückdrängen.

Da dies dem Kreml klar ist, würde er solange er die Strategie der “ideologischen Zersetzung gegen die freien Welt und besonders den Westen fährt, keine Bomben auf wichtige westliche Länder werfen.

Erst wenn der Kreml mit der Strategie der “ideologischen Zersetzung” gescheitert wäre und diese zugunsten eines militärischen Angriffs auf den Westen aufgeben würde, wäre ein solcher Einsatz möglich. Ein Szenario, in dem ein russischer Sieg in einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Westen erfolgversprechend erscheint, ist vorläufig, jedenfalls ohne vorherige große Erfolge der “ideologischen Zersetzung”, jedoch nicht abzusehen.

Fazit

Der Kreml verfolgt weiterhin die zentrale Strategie des “ideologischen Zersetzung” gegen den Westen und Deutschland. Und er tut das gerade auch in Deutschland überaus erfolgreich.

Ein Strategiewechsel hin zu einem heißen Krieg gegen Deutschland, für den dem Kreml derzeit im Übrigen auch schlicht die militärischen Kapazitäten fehlen, ist nicht erkennbar und steht auch in den nächsten paar Jahren nicht an.

Das wahre Gefahr ist die fortschreitende Zersetzung, die dazu führen kann, dass der Kreml seine Kontrolle und Hegemonie über Deutschland (fast) kampflos bekommen könnte.

Dafür macht sich der Kreml, der unsere Gesellschaft bis in die verschiedenen Milieus und Subkulturen hinein psychoanalysiert hat, selbstverständlich die sprichwörtliche German Angst zunutze und benutzt die Drohungen mit den Bomben auf Brücken als Teil dieser Strategie der Zersetzung. Es dürfte auch kein Zufall sein, dass 2 der 4 genannten Brücken in Ostdeutschland liegen, wo in diesem Jahr noch mehrere Landtagswahlen stattfinden.

Putin will, dass ihm nahe stehende Parteien und Politiker gewählt werden, die man daran erkennen kann, dass sie sich für einen “Frieden” einsetzen, bei dem die Ukraine de facto (und gut möglich auch de jure) aufhören würde zu existieren und dem Genozid an den Ukrainern weiterhin Tür und Tor geöffnet wäre. Und daran, dass sie gegen eine Befähigung der Bundeswehr zu Landesverteidigung eintreten und unsere NATO-Bündnispartner, die für eine bessere Verteidigungsfähigkeit eintreten, diffamieren.

Je besser diese Einschüchterung (auch durch Drohungen mit Atomwaffen, aber dazu wird es einen separaten Post geben) funktioniert, desto mehr wird es davon an die Adresse Deutschlands geben. In den baltischen Staaten und Finnland verfängt diese Angstmache so gut wie gar nicht und deshalb ist Putins Propagandisten auch ihre Zeit zu schade, derartige Drohungen gegen sie auszusprechen. Man fokussiert sich lieber auf die Zielgruppen bzw. -länder, in denen die Masche verfängt. wie in Deutschland.

Deshalb ist die einzige richtige Reaktion darauf gar keine Reaktion. Diese Drohungen also möglichst zu ignorieren bzw. als Bluff zu bezeichnen und cool zu bleiben.

Keep Calm and Deliver Taurus to Ukraine!

Kategorie Sicherheit

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