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Gestresst vom KI-Thema? Und wie damit umgehen?

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt – schneller, tiefgreifender und nachhaltiger als jede Technologie zuvor. Doch was macht das mit den Menschen, die mit ihr arbeiten? Eine neue Studie aus Südkorea liefert überraschende Antworten: Nicht die KI selbst ist das Problem – sondern wie wir uns im Umgang mit ihr erleben.

KI führt nicht direkt zu Burnout – aber sie macht den Weg dorthin leichter

Auf den ersten Blick scheint alles klar: Wer täglich mit neuen KI-Systemen arbeiten muss, mehr lernen soll und seine Rolle im Unternehmen neu denken muss, fühlt sich überfordert – und brennt aus. Doch die Studie von Kim & Lee (2024), die über drei Zeitpunkte hinweg 416 Beschäftigte in südkoreanischen Unternehmen befragte, zeigt ein differenzierteres Bild:

  • Die Einführung von KI-Technologie führt nicht direkt zu Burnout.

  • Stattdessen wirkt sie indirekt: Sie erhöht den Job-Stress – und dieser wiederum steigert das Risiko für Burnout.

Mit anderen Worten: Nicht die Technik brennt Menschen aus – sondern der Stress, den die Anpassung an sie erzeugt.

Der zentrale Mechanismus: Stress als Vermittler

Die Forscher nutzten ein sogenanntes Strukturgleichungsmodell, um die Zusammenhänge präzise zu erfassen. Der standardisierte Effekt von KI-Einführung auf Stress beträgt β = 0.286 – ein moderater, aber signifikanter Einfluss. Und Stress wirkt sich stark auf Burnout aus: β = 0.568 – ein deutlich höherer Effekt.

In absoluten Zahlen entspricht der Einfluss der KI auf Stress einem Anstieg von ca. 0.25 Punkten auf einer 5-Punkte-Skala. Das klingt wenig – aber über ganze Belegschaften hinweg ist es betriebswirtschaftlich und gesundheitlich relevant.

Der entscheidende Schutzfaktor: Selbstwirksamkeit

Der spannendste Befund der Studie: Es gibt einen wirksamen psychologischen Puffer, der diesen Zusammenhang abschwächt – und er liegt nicht im System, sondern in der Person.

Wer glaubt, mit KI-Technologien umgehen zu können, empfindet weniger Stress – selbst wenn die objektiven Anforderungen gleich sind.

Diese sogenannte „Self-Efficacy in AI Learning“ – also das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, KI zu verstehen und zu nutzen – senkt den negativen Effekt der KI auf den Stress signifikant (β = −0.279).

Das bedeutet: Zwei Personen in der gleichen Organisation, mit denselben Tools – aber der eine bleibt ruhig, der andere geht innerlich unter. Der Unterschied liegt nicht im Tool, sondern im Selbstbild.

Die Lehre für Organisationen

Die Studie gibt Unternehmen eine klare Botschaft mit:

  • Technologie-Einführung allein reicht nicht.

  • Wer KI einführt, muss auch die Menschen stärken, die mit ihr arbeiten.

Konkret bedeutet das:

  • Trainingsprogramme, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch das Vertrauen ins eigene Können fördern.

  • Psychologische Sicherheit schaffen, damit Mitarbeitende offen über Überforderung sprechen können.

  • Partizipation ermöglichen, damit Mitarbeitende das Gefühl haben, die Einführung mitgestalten zu können.

Denn: Nur wer sich selbst als wirksam erlebt, bleibt auch im Wandel gesund.

Fazit: Zwischen Mensch und Maschine liegt das Selbstbild

Die KI ist nicht unser Gegner – unser Umgang mit ihr entscheidet. Die Studie zeigt eindrücklich: Technologischer Wandel wird nicht durch Technik gefährlich, sondern durch das, was er in uns auslöst. Wer heute in KI investiert, muss ebenso in Selbstwirksamkeit, Stresskompetenz und Menschlichkeit investieren.

KI kann Arbeitswelten effizienter machen – oder Mitarbeiter zermürben. Der Unterschied? Liegt nicht im Code, sondern im Kopf.

Hinweis

Wenn Sie dieses Thema persönlich vertiefen möchten, können Sie gerne eine individuelle Coaching-Session (Öffnet in neuem Fenster) vereinbaren.

Die Inhalte dieses Artikels dienen ausschließlich der Information und stellen keine medizinische, psychologische, rechtliche oder sonstige Beratung dar. Trotz sorgfältiger Recherche kann keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität übernommen werden. Die Anwendung der dargestellten Inhalte erfolgt in eigener Verantwortung.

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