Zum Hauptinhalt springen

Cosplay Corner: Blau, blau, blau sind alle meine Schuppen

Nikki & Kelly © Joey Baumbach (Öffnet in neuem Fenster)

Auch in diese Woche starten wir mit einer Cosplay-Vorstellung. Heute stürzen wir uns auf die spannende Medrash-Verkörperung von Nikki alias Saphiria.

Nikki ist in Ostfriesland aufgewachsen und wohnt mittlerweile in der Nähe von Münster. Auf die Dice Actors ist sie dank einer Instagram-Story unseres Team-Mitglieds Aylin aufmerksam geworden. Seitdem verfolgt sie die Geschichte im Videoformat auf YouTube (Öffnet in neuem Fenster). Auch auf unserem Discord-Server (Öffnet in neuem Fenster) ist sie aktiv, dort nennt sie sich Saphiria. Viel Spaß mit dem Interview zu ihrem Medrash-Cosplay!

Liebe Nikki, du hast dich nicht nur an ein Cosplay der Dice Actors gewagt, sondern dir dafür niemand geringeres als unseren Saphir-Drachenblütigen Medrash ausgesucht. Wie kam es dazu?

Zu allererst gab es dieses total geniale Projekt, in dem Synchronschauspielende D&D spielen, das mich von Anfang an in den Bann zog, was zuvor keine Serie in den letzten Jahren schaffte. Ich hab dadurch mein erstes Acrylbild gezeichnet und nachdem ich die Discord-Beiträge von Hikari und Lennox verfolgte und auch die Liebe und Akzeptanz der Community mitbekam, entfachte es mein erloschenes Cosplayfeuer. Anfangs dachte ich noch an Gon, einzig allein weil er Tee liebt. Aber je mehr ich überlegte, desto mehr gestand ich mir ein, dass die Verpeiltheit und teils Sturheit, das Impulsive von Medrash einfach zu mir passte und was dazu kam: Ich liebe Herausforderungen. Es war aber lange Zeit nur eine fixe Idee, Monate geisterte es in meinen Kopf, bis der Entschluss wirklich zu 100% feststand.

Und ich weiß nicht, ob Schicksal oder nicht, aber als ich Abends dann ins Discord schaute, war da „Hel“ mit der gleichen Charakter-Idee und Motivation, was mich zusätzlich inspirierte und bestärkte. Und statt 100% waren es jetzt 200%, Medrash unbedingt umsetzen zu wollen und zwei rauchende Köpfe sind besser als einer, auch wenn wir andere Ansätze hatten.

Ist Medrash dein erstes Cosplay?

Nein, ich hab tatsächlich vorher schon gecosplayt. Mein erstes Cosplay ist von 2012. Lang ist es her.  Es war Ezio Auditore da Firenze aus Assassins Creed. Das hab ich aber damals Maßschneidern lassen. Danach folgten immer mehr, wo ich immer mehr selbst dran machte. Darunter waren z.B Excalibur aus Soul Eater, Death Gun und Yuna aus Sword Art Online, bzw. SAO Ordinal Scale, Hanji aus Attack on Titan oder eine Gatomon Gajinka. Gajinka sind eine vermenschlichte Form eines nicht-menschlichen Charakters.

Man könnte aber sagen, Medrash war jetzt das erste Cosplay nach einer langen Pause. Von 2018 bis 2023 hatte ich gar nicht mehr gecosplayt, weil ich mich körperlich dazu nicht mehr wohlfühlte, mittlerweile aber akzeptiere ich, dass es vielleicht nicht änderbar ist. Und die DA-Community trägt wesentlich dazu bei. Ohne sie, wer weiß ob die Pause nicht noch länger gewesen wäre.

Zu einem solchen Cosplay gehören ja nicht nur Gewänder, du hast auch den typischen Körperbau eines Drachenblütigen nachempfunden. Wie bist du das Cosplay angegangen?

Viel zu chaotisch und viel zu optimistisch, es in zwei Monaten schaffen zu können, da ich es unbedingt bis zur AnimagiC fertig haben wollte. Tatsächlich ist vieles zum Drachenkörper noch gar nicht richtig fertig oder gar erst noch in Planung. Zum Beispiel das ganze Beinkostüm oder der Schwanz sind noch in der Fertigstellung und noch gar nicht einsetzbar.

Aber zurück zum Anfang. Wie schon erwähnt, spukte schon lange der Plan, ein Cosplay zu machen und auch, dass es Medrash werden sollte. Daher hatte ich vorher schon viele Überlegungen gehabt und viele Furry-Cosplayer und WIPs dazu angesehen. Es gibt ja sehr viele Möglichkeiten.

Und wie Medrash hab ich „groß“ gedacht, etwas zu groß, bedenkt man die Zeit und null Erfahrung im Furry-Kostümbau. Der Kiefer muss beweglich sein, die Augen leuchten, vielleicht sogar noch der Einsatz von Rauch, die Beine müssen drachenartig sein, und und und...

Natürlich konnte ich „noch“ nicht alles umsetzen.

Das größte Problem war und ist da immer noch der Kopf und bisher sind viele Dinge immer noch nur wage Ideen.

Der Startschuss, an dem es kein zurück mehr gab, war aber, als ich von der Seite 3DCult eine 3D-Druck-Datei kaufte und mit LuxurinkGames ein Druckangebot ausmachte. Vor allem, da wegen der Größe etc. nicht jeder Drucker geeignet war und bei Nachfrage kam ich dann mit LuxurinkGames ins Gespräch, die mir es in Rekordzeit druckten. Schließlich war bis zur AnimagiC auch gar nicht mehr so viel Zeit. Ohne sie hätte ich tatsächlich nicht angefangen und vermutlich alles fürs erste verworfen, weil stur wie Medrash musste es nunmal der Druck sein. Auch hier nochmal danke, ihr seid großartige Menschen.

Und ab da hab ich versucht, täglich so zwei bis drei Stunden dran zu arbeiten. Aber nicht konstant an einer Sache. Nein. Heute Stab, morgen Kopf schleifen, am dritten Tag das Beinkostüm und dazwischen Dinge kaufen, die vielleicht hilfreich wären. Spoiler: Manches war nutzlos. War es effizient? Garantiert nicht! … Aber irgendwie ließ es sich leichter arbeiten, wenn ich das verfolgte, was gerade in meinem Kopf brodelte.

Je näher aber die AnimagiC kam, desto mehr legte ich den Fokus auf die Dinge, die am sichtbarsten waren: Kopf, Robe, Stab.

Die Robe hat mir anfangs auch Kopfzerbrechen bereitet, da Artwork und Patricks Erzählungen in meinem Kopf nicht zusammenpassten. Das Problem hatte ich schon, als ich das Acrylbild malte und machte somit eine eigens interpretierte Version, die sich ans Artwork anlehnt, aber auch zu Kellys Erzählungen passt und diese Version, die für mich auch einfacher umzusetzen war, nähte ich dann. Meine Jacke hat so z.B. Innentaschen und eine Aufhängung für Mokabeutel.

Die Robe, die ich umsetzte, ist ein Vierteiler (Cardiganjacke, Shirt, Rock und Schleppe mit eingebauter Tasche fürs Zauberbuch). Funfact: Einen Tag vor der AnimagiC ging dann auch meine Nähmaschine kaputt, genau bei den letzten Nähten. Tatsächlich hab ich bis ca. 23 Uhr noch dran gearbeitet, um dann um fünf aufzustehen und vier Stunden zu fahren. Probetragen? Fehlanzeige. Auch hatte ich den Kopf erst fünf Tage vorher soweit, dass ich ihn ohne Festhalten aufsetzen konnte.

Also von Anfang bis Ende war’s chaotisch, unvorhersehbar und auf Glück gewürfelt.

Das klingt nach einem spannenden Wettlauf mit der Zeit. Für den Kopf hast du dir Unterstützung beim Team von LuxurinkGames geholt. Wie wurde denn anschließend aus einem hochwertigen 3D-Druck ein schuppiger Medrash-Kopf?

Ja genau, wie eben schon erwähnt, schloss ich mich mit Ihnen kurz und keine Woche später hatte ich das Grundgerüst in Händen. Mit Foam Clay (eine an der Luft trocknende Masse, die am Ende leicht wie Schaumstoff ist) formte ich Hörner, Augenproportionen usw. nach.

Viel Arbeit war zum Beispiel auch das Glattschleifen der einzelnen Teile. Auch Zähne, Zunge und Co. wurden nachgeschliffen und dann erst bemalt.

Gerade beim Kopf wollte ich ja auch nicht, dass nach dem Bekleben Unregelmäßigkeiten zu sehen waren. Das Bekleben war auch nur eine Idee, die im Kopf gut funktionierte. Nach Erstellen des Schnittmusters und Aufkleben, war es dennoch eine Katastrophe und so kam die Idee, alles mit Schuppen zu vertuschen und tatsächlich fand ich das Ergebnis davon super, vor allem dann, als es bemalt war. Glück im Unglück.

Wobei ich gestehe: Kunstleder ist schwer zu verarbeiten, da kein Kleber richtig halten möchte. Ich hab Tonnen an Sekundenkleber, Kraftkleber, Stoffkleber, Heißkleber und Co. verbraucht. Und nach der Con ging schon wieder einiges Lose.

Im Kopf selbst ist alles noch ein großes Provisorium. Eigentlich war gedacht, die Augen mit Magneten zu halten. Diese waren nicht stark genug, also hab ich mit Foam Clay etwas gebastelt. Dank Luxurink hatte ich auch mehr als ein Augenpaar, so konnte ich etwas testen, gerade wegen den LEDs. Am Schwierigsten war, bzw. ist die Halterung. Der Kopf ist durch den Druck, das Batteriefach und Co immens schwer, weswegen es bei den vielen versuchten Möglichkeiten trotzdem immer wieder nach unten rutschte.

Von Worbla-Gerüst (ein verformbares Thermoplast was sich bei Hitze verformt und hart auskühlt) über Klettverschlüsse, Bänder, sogar eine Fahrradhelmhalterung wurde probiert.

Auch jetzt ist es nicht perfekt, da ich den Mund nur aufbekomme, wenn ich die obere Hälfte festhalte, aber zur AnimagiC saß es schonmal so gut, ohne dass ich es festhalten musste.

Ich bin selbst gespannt, wohin die Reise geht und was ich dabei noch so alles lerne.

In deinem Cosplay hast du auch LED-Technik versteckt, richtig?

Ja, richtig. Ich hatte zum Beispiel schon in meiner DeathGun-Maske LED verbaut. Auch hab ich immer die ganzen Cosplayer bewundert, die Abends auf der AnimagiC und Co. die Parks erhellten, daher musste ich welche einbauen und so ein Magierstab oder die Beschreibung der leuchtend blauen Augen beim Zauber „Magie entdecken“ boten sich gerade bei Medrash super an.

Der Unterschied: Bei Deathgun waren es noch einzelne LED, mit Widerständen verlötet, bei Medrash sind bisher batteriebetriebene LED-Stripes verbaut. Es hat das ganze sehr vereinfacht.

Du hast deine Cosplay-Erstellung auch auf unserem Discord-Server dokumentiert. Wie war der Austausch mit Gleichgesinnten dort?

Eine enorme Hilfe und ohne diese wäre Medrash wahrscheinlich nicht mal halb so fertig. Es gab Momente, da war in meinen Kopf alles so einfach umsetzbar und doch klappte es nicht. Dort wurde gemeinsames Brainstorming betrieben oder Mut bringende Dinge geschrieben. Komplimente für den Fortschritt gemacht. Aber nicht nur das geschriebene, auch jedes Emoji half mir, Motivation fürs Weitermachen aufzubringen. Dieses Feedback war eine außerordentliche große Hilfe und ich bin jedem Dankbar, der mit mir diesen WIP-Weg geht (vorbei ist er ja noch nicht).

Es gab so ein, zwei Mitglieder, die haben fast alles mit einem Emoji versehen. Gerade auch an eher ruhigen Tagen wo nur wenig geschrieben wurde, waren es diese Emoji, die mir ein Lächeln auf die Lippen zauberten und mir Motivation gaben.

Und dann gab es noch Hel's WIP-Beitrag. Jedes Mal wenn ein Update kam, konnte ich nicht Untätigkeit bleiben. Zu sehen, mit wie viel Liebe sie es anging, half mir ebenfalls, motiviert zu bleiben.

Auch die anderen WIPs der anderen Cosplayer zu sehen, war immer wieder interessant und brachte einen auf Ideen.

Auch du bist zur AnimagiC 2023 gefahren und hast dort andere Cosplayende aus Thaya getroffen. Wie war das für dich?

Es war schon beeindruckend, wie viele Cosplayer einfach da waren und wie viel Liebe jeder einzelne in sein Kostüm gesteckt hat. Auch, dass jeder einfach so genommen wird wie er ist, ist einfach einmalig.

Man merkt einfach, dass der Spaß und die Liebe zum Projekt Dice Actors einfach im Vordergrund stehen.

Viele waren auch mega hilfsbereit. Da ich wirklich bis zuletzt dran gearbeitet habe, konnte ich vorher nicht viel testen, und erst dort merkte ich, wieviel Verbesserungsbedarf Medrash noch braucht, um ohne Hilfe zurechtzukommen. Gerade was Sehen, Hören und Sprechen angeht. Auch die Armbinden wollten nicht wie gedacht…

Und viele baten ihre Hilfe an, von Halb-Blindenführung hin zum Bandagieren.

Auch mein persönlicher „Coscaddy“ und dazu sehr guter Freund machte einen guten Job. Einige hatten sogar kleine Geschenke, die mich immer noch aufheitern, wenn ich sie benutze.

Lustigerweise hab ich auch erst dort bemerkt, dass mein Nickname, den ich schon über 20 Jahre benutze, „Saphiria“, ja gut zum saphirfarbenen Drachen passt. War mir nie aufgefallen, da der Name nicht vom Edelstein kommt. Vielleicht besteht auch da eine unterbewusste Verbindung zu Medrash.

Etwas schade an dem Punkt für mich persönlich: Ich hätte irgendwo gerne mehr Zeit verbracht und zwar auch irgendwo mehr Zeit ohne Medrash-Kopf, der jetzt in Version 1 doch etwas hinderlich war. Die Kommunikation ist echt schwierig, oder aber ich weiß, warum Medrash nur die Hälfte mitbekommt.

Drei Tage sind wenig Zeit. Auch bin ich jemand, der gerne einen Plan hat, gerade bei einer Con. Was soll ich sagen, ich hab nicht mal die Hälfte umgesetzt. Vieles ist anders verlaufen, irgendwo noch Freunde unterbringen (mit unterschiedlichen Interessen) und den wetterbedingten Migränekopfschmerzen und Rückenschmerzen verlangte es nach mehr Ruhephasen. Fazit: Drei Tage AnimagiC sind zu wenig, um allem gerecht zu werden.

Daher hoffe ich auf ein zweites Thaya-Fantreffen mit einem verbesserten Medrash und dann ganz viele Fotos mit den anderen Cosplayern. Und vielleicht sind es ja dann sogar noch mehr Cosplayer... <3

Vielleicht nicht nur mehr Cosplayer, sondern auch Cosplays. Nachdem du dich direkt an den vermutlich komplexesten Cosplay-Charakter gewagt hast, sind andere Figuren wahrscheinlich gar nicht so reizvoll, oder? Planst du noch ein weiteres Cosplay zu den Hütern?

Das würde ich so nicht sagen. Aus meiner Sicht gibt es noch einige komplexere Figuren, gerade bei Alex’ Charaktervielfalt. Auch hat jeder Hüter seine komplexen Seiten beim Cosplaybau. Es kommt ja auch immer drauf an, ob man es sich schwierig machen möchte oder welche Erfahrungen man hat.

Unsere andere Medrash-Cosplayerin vom Server hat schließlich ganz andere Ansätze genommen und ich hab es mit Leidenschaft verfolgt. Das ist ja auch das Spannende am Cosplay: wie unterschiedlich man es umsetzen kann.  

Aber zurück zur Frage. Tatsächlich ist meine Leidenschaft zum Cosplayen wieder entfacht. Ob ich einen anderen Hüter verkörpern möchte, weiß ich noch gar nicht. Vor allem spuken so zwei, drei Charaktere von Alex in meinen Kopf.

Aber zu allererst werd’ ich definitiv Medrash weiter fertigstellen. Ich bin noch lange nicht zufrieden und der größte Magier allerzeiten, der allseits bekannte Käpt’n Magier Medrash, verdient einen glorreichen Abschluss und so ein paar Kristallschwingen oder ein Drachenodem wären ja auch noch ganz schön.

Zur Polaris hab ich definitiv eine Low-Budget-Version von einem Nicht-Hüter vor. Ich hoffe, man wird’s erkennen. Da ich da auch vermutlich ohne den besten Cosplaycaddy „Carpe“ nur einen Tag da sein werde und Medrash wäre zu stressig allein. Wenn auch etwas traurig, ihn nicht dabei zu haben. Medrash gehört jetzt schon, trotz der Probleme – und was wäre Medrash ohne Probleme – zu meinen liebsten Cosplays.

Danke für deine Mühen und dieses tolle Interview, liebe Nikki. Möchtest du noch ein paar Worte an die Community loswerden?

Ich glaub, erstmal ein Danke an jeden, der meinen Roman von Interview bis hierhin gelesen hat.

Durch die Dice Actors ist ein Projekt entstanden, was viele inspiriert. Auch inspiriert, Dinge zu tun, die sie sonst nicht getan haben. Es ist unglaublich, die ganzen Werke zu sehen. Wie erwähnt, hab ich den Drang gehabt, unsere Hüter auf Leinwand festzuhalten. Aber nicht nur das – es ist eine unglaublich liebevolle Community. Anfänger werden ermutigt, es wird geholfen und sich zusammen gefreut. Gerade, wenn so viele Leute aufeinandertreffen ist dies nicht immer selbstverständlich, daher soll gesagt sein, dass der Discordserver wirklich eine einzigartige Atmosphäre hat, oder besser generell die Community. Bleibt so wie ihr seid, ihr seid toll.

Und für die Zukunft wünsche ich allen, dass sie immer einen frischen Fisch parat haben und egal ob links, rechts oder geradeaus ihren Weg gehen werden.

Ihr wollt zukünftige Beiträge dieser Art nicht verpassen? Dann lasst euch von uns erinnern!

Kategorie Community

2 Kommentare

Möchtest du die Kommentare sehen?
Werde Mitglied von Dice Actors und diskutiere mit.
Mitglied werden