#071 Kann ich dieses 2018 bitte nochmal sehen?
Heute zu Gast im CM MAGAZIN: Holger Klein https://wrint.de/ (Öffnet in neuem Fenster)
Die 🎧-Podcast-Version:
Die Themen:
Gesundheit! #news
Fischerei mal 9 #ki
Filmtipp: Colossus #ki
Die Mär vom nachhaltigen Langzeitauto #mobilität
How to draw an Owl #news
## Die Hausmeisterei
Moin. Es ist.. ja, es ist 2024. Kann ich dieses 2018 bitte nochmal sehen? 2023 war am Ende nicht mehr ganz so prickelnd fand ich. Also für mich persönlich. Ich bin ich hier von Arzt zu zu Arzt gehechtet, das war schon lästig. Ist aber alles ok, da spreche ich gleich mit Holgi drüber.
Ich weiß nicht, wie's euch geht.. aber ich habe mittlerweile den Versuch aufgegeben, alles an News aufzugreifen, was so im KI-Umfeld passiert. Das ist einfach so viel.. so rasant.. da hat sich bei mir dann in den letzten Monaten doch fast sowas wie eine KI-Müdigkeit eingestellt. Und das, obwohl ich die für gefährlich halte, weil sie drüber weg täuscht, mit welchen Riesenschritten da Dinge auf uns zukommen.
Und da rede ich noch nicht mal über die Arbeitsplätze von Textschaffenden, Bildschaffenden, Rechtsschaffenden, usw. - Randbemerkung: Dieser Text ist handgeschrieben und von mir persönlich gesprochen, keine KI in dieser Intro. Und auch in der gesamten Sendung nicht. Muss man ja heute dazusagen.
Robotik wird interessant. Paar Beispiele. Mobile Aloha, von Google DeepMind, ist z.B. ein Roboter, der von Studenten gebaut wurde und der voll autonom Schnitzel braten kann. Darüber rede ich in der nächsten Sendung etwas mehr. Dann hat Tesla die zweite Generation ihres humanoiden Roboters vorgestellt. Optimus. Und dank der rasanten Entwicklungen der letzten 12 Monate in der KI und dank Large Language Models werden die Dinger deutlich nützlicher und fähiger sein als das, was wir bisher so kennen. Boston Dynamics macht ja z.B. Roboter, die bewegen sich sehr überzeugend, haben die haben halt kein Hirn. Zumindest keines, was die generelle Weltsicht angeht. Denen kannst Du zwar sagen "geh von A nach B" aber denen kannst Du nicht sagen "räum die Küche auf" oder "mach mir einen Kaffee" oder "hol mir ne Kola" - aber wenn wir uns Mobile Aloha und verschiedene andere Ansätze anschauen, dann geht es genau da hin. Zunächst in der Industrie.. und die humanoide Bauform macht, dass die Dinger überall da rein passen, wo vorher Menschen gearbeitet haben. Und da ist es am Anfang egal, ob die nur halb so schnell sind, wie der Mensch. Weil die drei mal so lange arbeiten können, wie der Mensch. Ohne Essen. Ohne Pausen. Und die Dinger können jetzt lernen. Auch vom Menschen. Durch zuschauen. Da sind mittlerweile viele Firmen am Start. Da erwarte ich 2024 einiges. Und sind wir mal ehrlich.. ein Helfer für zuhause, der mir die Spülmaschine ein- und ausräumt, der die Tomaten gießt, der ab und zu mal staubwischt,... das fände ich schon ganz cool. Ob ich mir den dann leisten kann, wenn ich in der Fabrik nicht mehr gebraucht werde..
Die rechtliche Seite der KI war Ende 2023 auch Thema. Da hat mit der New York Times die erste große Publikation OpenAI verklagt. Die kleineren Klagen der Künstler waren irgendwie nicht so erfolgreich, aber das mit der NYT könnte jetzt schon was verändern. Du nutzt meine Publikation, um deine KI drauf zu trainieren, dann möchte ich gefälligst Kohle sehen. Und da haben die durchaus einen Punkt, der dieses Mal vor Gericht evtl. etwas mehr Stand hat. Deshalb hat OpenAI jetzt auch einen Deal mit Axel Springer.. was mir überhaupt nicht gefällt. Apple verhandelt mit Publikationen über Trainingsdaten. Das ist so ein Bisschen wie Adobe, die für ihr Firefly, für ihren Bildgenerator ja auch auf den eigenen Stock-Bestand als Trainingsmaterial bauen.
Und dann finde ich diese Diskussion sehr interessant, die da gerade über AGI beziehungsweise ASI stattfindet. Das sind die Artificial General Intelligence, also die KI, die so intelligent wie der durchschnittliche Mensch ist, und dann die Artificial Super Intelligence, die aus der AGI dann relativ schnell folgen könnte. Da haben seit letztem Jahr viele Experten ihre Abschätzung des Zeithorizonts drastisch verkürzt. Teilweise um fast 50 Jahre nach vorne gezogen. Das bedeutet, dass immer mehr Menschen aus diesem Fach aufgrund der aktuell exponentiellen Entwicklung immer mehr daran glauben, dass wir nicht mehr 50 Jahre von AGI entfernt sind, oder 20, sondern vielleicht noch 5 oder 2. Ich kann das nicht einschätzen, aber ich habe zumindest ein Bauchgefühl, das wieder ein Stück weit durch dieses CM MAGAZIN informiert ist und durch die Recherchen und Beobachtungen, die ich im Rahmen dieser Publikation in den letzten 2 Jahren angestellt habe.. ich kann nur eins raten: beschäftigt euch mit dem Thema.
Aber genug Spekulation. Los geht’s.
## Gesundheit!
Kommentar:
Das letzte Jahr verließ mich mit einem medizinischen Fangenspielen: Aura, EEG, Herdbefund und eine dringliche Überweisung zum MRT, die glücklicherweise keinen ernsten Befund ergab. Dann jetzt der Sprung in die digitale Welt mit dem eRezept, das aus Nutzersicht noch etwas.. äh.. unrund läuft. Zumindest wenn die Sache übers ab-und-zu-Rezept hinaus geht. Die Sprechstundenhilfe verspricht das Rezept für "morgen", doch das "Morgen" bleibt ein Rätsel. Die Gesundheitskarte ist ein Muss, zumindest beim ersten Mal im Quartal, und das Prozedere für die weniger technikaffinen unter uns? Die Kritik bleibt nicht aus: Das System knarzt, z.B. bei Mehrfachmedikationen. Ein Nutzer berichtet von der Odyssee mit dem Kärtchen zwischen Arzt und Apotheke, wenn Medizin für andere besorgt werden darf. Für die Technikbegeisterten gibt es eine eRezept-App, die mit HealthID und Gesundheitskarte funktioniert, aber das Onboarding ist ein Marathon von Fehlermeldungen und Roundtrips zwischen Apps und Authentifizierungen. Am Ende, nach mehreren Versuchen und Serverfehlern, klappt es dann doch irgendwie. Hoffentlich. Ein holpriger Start in die digitale Gesundheitsversorgung, der noch viel Raum für Verbesserungen lässt.
## Fischerei mal 9
Kommentar:
Wer hätte das gedacht? Die Jagd nach Positionsdaten von Schiffen ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Klar, Apps wie Marine Traffic und Vessel Finder geben uns Einblicke in Position, Geschwindigkeit und Kurs dank des AIS, des Automatischen Identifikationssystems. Aber das ist nur die halbe Miete – UKW-Signale sind durch die Erdkrümmung begrenzt und wer sich nicht blicken lassen will, der schickt einfach keine AIS-Daten. So entstehen dann "dunkle Flotten". Jetzt kommt die Technik ins Spiel: Satellitenbilder und KI haben das Versteckspiel auf ein neues Level gehoben. Global Fishing Watch hat mal eben 2 Millionen Gigabyte an Daten durchforstet und uns den bisher detailliertesten Blick auf die globale Schifffahrt und Offshore-Infrastruktur gezaubert. Überraschung: Asien hat Europa beim Fischfang um Längen abgehängt – siebenmal mehr Fischereischiffe! Und während die Welt während Corona den Fischfang um 12% runtergefahren hat, boomte die Infrastruktur für Öl und Windenergie (2x). China pustet sich die Backen auf und bläst seine Windenergieinfrastruktur aufs Neunfache auf. Das ist neben Zahlenspiel auch ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen den Klimawandel. Die neuen KI-basierten Finde-Methoden könnten uns helfen. Für alle, die es visuell möchten: Global Fishing Watch hat Weltkarten veröffentlicht, die zeigen, wo es rund geht – Windkraftanlagen hier, Ölplattformen da.
## Filmtipp: Colossus
Kommentar:
"Colossus: The Forbin Project" – ein Sci-Fi-Film aus den frühen 70ern, der ein großes KI-Dilemma vorwegnimmt. Ein Supercomputer, gebaut, um die USA vor nuklearen Bedrohungen zu schützen, fängt an, mit seinem sowjetischen Pendant zu reden. Schnell basteln sich die beiden eine eigene Sprache und – zack – haben sie die Menschheit am Wickel. Dr. Forbin, der Vater des Ganzen, steht vor einem Scherbenhaufen. Die Regierung, die blind der Wissenschaft vertraute, muss nun zusehen, wie ihre Kreation die Welt in den Abgrund... achja. Ein Film, der uns vor Augen führt, was passieren könnte, wenn künstliche Superintelligenz die Zügel übernimmt – erschreckend plausibel und ungemütlich nah an einer immer besser denkbaren Zukunft. Auf Vimeo (oder auf X) ist der Film zu sehen.
Schauen auf Vimeo: https://vimeo.com/394729987 (Öffnet in neuem Fenster)
Schauen auf X: https://x.com/adriandittmann/status/1736568168104284367 (Öffnet in neuem Fenster)
## Die Mär vom nachhaltigen Langzeitauto
Kommentar:
Die verbreitete Annahme, dass das Festhalten an alten Verbrennern aus Umweltgründen sinnvoll sei, wird durch eine aktuelle Studie widerlegt. Elektroautos punkten mit geringeren Emissionen im Betrieb und gleichen die höheren Emissionen bei der Produktion nach bereits 45.000 bis 60.000 Kilometern wieder aus. Einzig der selten genutzte Garagenwagen könnte hier eine Ausnahme bilden. Doch im Großen und Ganzen ist der Umstieg auf die E-Mobilität die grünere Wahl. Der Artikel in der Zeit zeichnet ein klares Bild: Die vermeintliche Nachhaltigkeit alter Verbrenner ist ein Trugschluss. Elektrofahrzeuge schneiden trotz der anfänglich höheren Herstellungsemissionen auf lange Sicht klimafreundlicher ab. Nur in dem seltenen Fall, dass ein Verbrenner kaum bewegt wird, könnte dessen Klimabilanz besser ausfallen. Aber die Regel ist das nicht. Der Trend ist unmissverständlich.
## How to draw an Owl
(Quelle: https://twitter.com/tldraw (Öffnet in neuem Fenster))
Kommentar:
Die Zeiten, in denen wir uns mit komplizierten Anleitungen herumschlagen mussten, sind bald vorbei. Jetzt gibt es KI-Spielzeuge, die aus simplen Skizzen und ein paar erklärenden Worten echte Webseiten zaubern – inklusive Scripting! Einfach mal auf https://makereal.tldraw.com (Öffnet in neuem Fenster) schauen: Mit einem OpenAI API-Schlüssel bewaffnet, verwandelt ihr eure Ideen in funktionierende Realität. Ein Taschenrechner für die Website? Kein Problem, in fünf Minuten aus einer Kritzelei und ein paar Zeilen Erklärung geboren. Und das Ergebnis? Hier: https://makereal.tldraw.link/jRDYdjM2jiWHOA7afM0XQ (Öffnet in neuem Fenster)
Und für die, die es noch schneller mögen: drawfast.tldraw.com (Öffnet in neuem Fenster). Hier wird Schnellschuss-Zeichnen auf ein neues Level gehoben. Ob ihr nun eine Eule oder Stonehenge in Rekordzeit aufs digitale Papier bringen wollt – diese Plattform macht's möglich. Einfach, schnell und mit einem Hauch von Magie.
## Und Tschüs
Das war's für diese Woche, schön wieder hier zu sein, und schön, dass ihr noch alle hier seid. Hat mir gefehlt. Ich freue mich natürlich weiterhin über eure Unterstützung in welcher Form auch immer. Am liebsten mit einem Abo hier auf Steady natürlich. Das alles auf https://cmmagazin.com/ (Öffnet in neuem Fenster)
Nächste Woche ist nochmal Pause, wir feiern Weihnachten mit den Eltern nach, da bin ich übers Wochenende auf der Autobahn und im Süden der Republik.
Ich wünsche euch einen guten Start ins Jahr, lasst euch nicht ärgern und haut rein. Bis bald wieder!
Chris
PS: In die Produktion dieses Magazin fließen Zeit und Mühe. Du kannst gerne gratis hören und lesen. Ich freue mich aber über jede finanzielle Unterstützung, die hilft, die Arbeit am Magazin aufrecht zu erhalten. Mehr auf https://steadyhq.com/de/cmmagazin/about (Öffnet in neuem Fenster)