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#7 Das Recht auf Leben bedingt ein Recht auf sichere Abtreibung

Dies ist ein Nachtrag zum Safe-Abortion-Day am 28.09.2024 mit einer eindringlichen Wahlempfehlung bzw. Nicht-Empfehlung für den heutigen Wahltag am 29.09.2024 in Österreich. Leider fehlt eine Audioversion, weil ich krank bin und sie nicht aufnehmen konnte . Ich werde sie so bald wie möglich nachreichen!

CN: In diesem Text geht es um Abtreibungsrechte und -regeln, daher wird über Tod, Schwangerschaften, christlich-fundamentalistische Menschen, Geiger und Vergewaltigung gesprochen (aber nicht im Detail). 

Sehr lange dachte ich, dass Abtreibungen moralisch verwerflich wären. Ich dachte, wenn man sich schon entschließt, sich fortzupflanzen und nicht ordentlich zu verhüten, müsse man Verantwortung für seine eigenen Taten übernehmen und eben mit den Konsequenzen leben. Ein unschuldiges Kind sollte nicht unter den (Fehl-)Entscheidungen seiner Mutter leiden. Ein Kind ist immer ein Geschenk und Abtreibung deshalb furchtbarer Mord. Immerhin haben Föten schon ab der 12. Woche Fingernägel!

Wie vielleicht wenig verwunderlich hatte ich damals noch nicht so viel mit Feminismus am Hut und noch weniger mit Moraltheorie. Dafür offensichtlich umso mehr mit dem christlich-fundamentalistischen Diskurs zum Thema Abtreibungen in Österreich – auch wenn mir das natürlich nicht bewusst war. Mir ging es damals nicht wirklich darum, ob diese Position gut oder schlecht begründet war, vielmehr war mir wichtig, was ich mit dieser über mich transportiere: Ich wollte als ein extrem guter, selbstloser Mensch wahrgenommen werden. Denn wenn mir das passieren würde, ich würde MEIN Kind niemals abtreiben! Wie viel Schaden diese Einstellung verursachen kann, wurde mir erst viele, viele Jahre später bewusst als ich tatsächlich einer Person begegnete, die eine Abtreibung hinter sich hatte. Mir wurde klar, dass es sehr wohl gute Gründe für eine Abtreibung gibt. Mir wurde das Klischee bewusst von welchem ich meine vormalige Position aus begründete.

(Internalisierte) Misogynie

Ich ging von einer Frau aus, die promiskuitiv, wenig vorausschauend und egoistisch war. Die keinen Wert auf ein eventuelles Leben legen würde, das in ihrem Bauch heranwachsen könnte. Durch meine Freundin wurde mir klar: Das kann nicht auf alle zutreffen. Und heute weiß ich, dass dieses Bild Frau, das ich im Kopf hatte, internalisierte Misogynie war. Frauen und solche, die fälschlicherweise so eingeordnet werden, die ein sexuell selbstbestimmtes Leben führen, werden seit jeher abgewertet. Die Sexualität dieser Menschen wird gesellschaftlich mit einem gewissen Anspruch versehen und in Abhängigkeit von einem männlich konstruierten Gegenüber gestellt. Sie gehört ihm. Die Unschuld ein Geschenk, am besten bis zur Ehe aufbewahrt, und danach nur mehr seines. Ich denke der Großteil der österreichischen Bevölkerung würde sich gar nicht mal als so christlich sehen und das so vertreten. Aber der Anspruch, dass weiblich kategorisierte Sexualität eine Sache für eine feste Beziehung ist und außerhalb davon bestenfalls nicht allzu oft ausgelebt werden sollte, ist relativ weit verbreitet und eine Kontinuität eben dieser extremen Position. Nicht umsonst wird das Schimpfwort „Schlampe“ regelmäßig in diesem Kontext verwendet.

Für männlich kategorisierte Menschen gibt es kein Pendant dafür, sondern nur das Sprichwort, dass sie sich „die Hörner abstoßen“ sollten. Nicht selten geht dies mit bioessentialistischen Vorannahmen über Geschlecht einher, also solchen, die Geschlechterunterschiede anhand von biologischen Unterschieden festmachen möchten. Das klingt dann häufig so: Männer könnten nicht anders, als viele verschiedene Sexpartner*innen zu haben, fremd zu gehen, usw. denn die haben ja so viel Testosteron im Blut. Das macht die Armen ganz Handlungsunfähig (Achtung Sarkasmus). Wenn nun aber bspw. eine Frau ihrem männlichem Partner fremdgeht, löst das Kränkungen und Entsetzen aus, die im schlimmsten Fall in Femizid münden. Der Anfang dieser Gewaltpyramide lässt sich aber schon bspw. bei der Beleidigung als „Schlampe“ oder „Stadtmatratze“ erkennen. In meinem Leben war ich schon an beiden Enden dieser Beleidigungen.

 

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