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Griechische Mythen in… Assassin’s Creed Odyssey

Ich weiß nicht, ob du, liebes Chaoskind, zockst.

Ich persönlich würde mich nicht als “Zockerin” beschreiben, aber ich habe als Jugendliche in den 2000ern eigentlich immer gerne am Computer gesessen oder auch mal Playstation gespielt. Aber nie so richtig wild, bin ja eher zart besaitet, habe zum Beispiel viel zu große Angst vor Zombies und hatte auch immer Angst zu viel Zeit mit dem Zocken zu “verlieren”. Ob Zocken in Maßen wirklich Zeitverschwendung ist und unter welchen Umständen, ist ein anderes Thema. Für mich persönlich war es phasenweise ein schöner Zeitvertreib, mit Freunden oder allein, mit dem man auch mal singen üben (Sing Star, ich habs geliebt!), sich bewegen (erinnert sich jemand an EyeToy? hach… WischiWaschi) oder seine Reflexe trainieren kann (Crazy Taxi und Crash Bandicoot waren eine ganze Zeit lang ein großer Renner im Kinderzimmer).

Mit dem Erwachsenwerden und vor allem mit dem Auszug von zuhause, ist einerseits die Playstation und andererseits auch das Interesse am Zocken verschwunden, weil die große weite Welt wartete erobert zu werden - und das war im Gegensatz zur Schulzeit spannend genug, um mich von jeglichem Gedanken ans Zocken fernzuhalten.

Und dann kam irgendwann Corona. Ich habe erst alle kostenlosen Handy-App-Spiele durchgesuchtet, bis mein persönlicher Hausmusiker (Öffnet in neuem Fenster) und ich endlich in eine gebrauchte PS4 investierten und dazu ein einziges Spiel kauften: Red Dead Redemption 2. Was für ein Spiel. Null Zeitverschwendung, auch wenn es natürlich einiges an Zeit in Anspruch genommen hat. Aber davon will ich keine Sekunde missen. Großartiges Spiel.

Als das “normale” Leben wieder losging, war wieder keine Zeit, und jetzt, vorgestern, haben mein persönlicher Hausmusiker (Öffnet in neuem Fenster) und ich seit langem mal wieder in ein Spiel investiert: Assassin’s Creed.

Foto des Spiele-Covers von Assassin's Creed Odyssey

Die Odyssey-Version. Natürlich. Chaos (Öffnet in neuem Fenster)-Ehrensache.

Wir haben es noch an diesem Wochenende installiert und drauf los gespielt und ich muss sagen: Gutes Spiel!

Seid gewarnt: Ich werde hier vielleicht etwas spoilern, aber nur den Anfang, denn in den ersten paar Stunden habe ich natürlich selbst noch nicht sooo viel gesehen. Der Verkäufer sagte, man könne gut und gerne 80 Stunden mit dem Spiel verbringen. Alles klar.

Für mich ist es mein erstes Assassin’s Creed Spiel (ich weiß, late to the Party, aber neue Spiele sind mir einfach zu teuer… ich kaufe second hand und es ist für mich wie gesagt nur eine kleine Spielerei ohne große Ambition) und je nachdem, wie mir dieses hier gefällt, werde ich mir sicher auch andere Versionen einmal näher ansehen.

Hier möchte ich mich vor allem mit der griechischen Mythologie, die man ganz zu Anfang im Spiel finden kann, auseinandersetzen.

Assassin’s Creed Odyssey beginnt im Jahr 480 v.Chr. mit dem Kampf der Spartaner gegen die Perser, der sogenannten Schlacht bei den Thermopylen (Öffnet in neuem Fenster),

ein Legendärer Krieg, der auch in der Comicverfilmung 300 von Zack Snyder zu (wie ich finde) grandiosen Szenen verarbeitet wurde (wenn man dem Splatter-Genre nicht abgeneigt ist) und popkulturelle Bekanntheit erlangt hat.

Um zu lernen wie wir die ersten drei Knöpfe am Controller bedienen, schlüpfen wir zu Beginn also in die Haut von Leonidas, Anführer der Spartaner und schlachten einige Perser ab. Ja, das Spiel ist ab 18, aus Gründen.

Über die Spartaner habe ich im Podcast (Öffnet in neuem Fenster) noch nicht gesprochen, das ist aber natürlich auf meiner Liste.

Wir erfahren, dass die Geschichte, in die wir eintauchen werden, nicht auf den Epen oder Mythen der alten Griechen beruht, sondern auf den Schriften des ersten alt-griechischen Historikers Herodot (Öffnet in neuem Fenster) und also wohl ein kleines bisschen stärker auf Fakten beruht...

Als die Szenerie wechselt, befinden wir uns auf einer Insel namens Kephallonia. Dieser Ort ist, genau wie die Schlacht bei den Thermopylen (Öffnet in neuem Fenster) keinesfalls fiktiv, sondern die Insel existiert wirklich im heutigen Griechenland: Kefalonia bzw. Kefallinia (der Regionalbezirk, zu dem die Insel Kefalonia gehört). Zumindest muss die Insel in Assassin’s Creed auf dieser griechischen Insel basieren.

Karte Griechenlands, auf der im Westen Kefalonia markiert ist (Öffnet in neuem Fenster)

Und in mir hat die erste Vogelperspektive über die grünen Hügel vom blau umspülten Kephallonia, auch sofort Sehnsucht nach einem Griechenlandurlaub ausgelöst…

Sicht über Kephallonia in Assassin's Creed Odyssey (Öffnet in neuem Fenster)

Wir dürfen uns aussuchen, ob wir in Kephallonia als Mann (Alexios) oder als Frau (Kassandra) spielen möchten und haben natürlich Kassandra gewählt, mit dem Plan, wenn wir einmal durchgespielt haben, danach noch einmal als Alexios zu spielen. Denn mit den Entscheidungen, die man als Spieler trifft, kann man den Handlungsverlauf des Spiels stark beeinflussen - wohl ein wichtiger Punkt, der die große Beliebtheit von Assassin’s Creed Odyssey mitbegründet.

Kassandra und Alexios, so lernen wir bald, sind spartanische Krieger und Kassandra ist Alexios’ große Schwester. Kassandra haben wir nicht nur wegen ihres Geschlechts gewählt, sondern auch wegen des mythischen Namens! Kassandra ist eine bekannte Figur in der griechischen Mythologie. Zu ihrer Geschichte komme ich im Podcast (Öffnet in neuem Fenster), sobald ich mich dem Thema des Trojanischen Krieges widme.

(Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Blogpost verfasse, sind wir im Podcast (Öffnet in neuem Fenster) mitten in der Reise der Argonauten - aktuelle Folge: 42 Die Argonauten (II) Im Dunkeln (Öffnet in neuem Fenster) - und unter den Argonauten sind auch die Väter der Griechen, die eine Generation später in den Trojanischen Krieg ziehen werden. )

In der Ilias ist Kassandras Vater der trojanische König. Und so ist sie auch nicht, so wie in diesem Konsolen-Spiel, Spartanerin. Und auch sonst haben die mythologische Kassandra und die Assassin’s Creed-Kassandra nicht besonders viel gemeinsam.

Die mythologische Kassandra ist eine trojanische Prinzessin, in die Apollon sich verliebt. Er unterrichtet sie in der Seherkunst, um ihre Zuneigung zu gewinnen und will mit ihr schlafen. Kassandra weist Apollon zurück, was ihn so wütend macht, dass er ihr einen Fluch aufhalst: sie soll zwar in die Zukunft blicken können, aber niemand soll ihren Weissagungen Glauben schenken.

Und als Kassandra dann vor einem gewissen hölzernen Pferd warnt, wird man ihr nicht glauben und sie kann das Ende Trojas nicht verhindern. Kassandra ist eine der wahrlich tragischen Figuren in der griechischen Mythologie und auch der Rest ihres Lebens ist ein einziges Trauerspiel: Vergewaltigung, Ermordung… Stoff für einige Opern und Gedichte. Aber auch für Konsolenspiele?

In Assassin’s Creed ist Kassandra, wie gesagt, keine Trojanerin, sondern Spartanerin. In kurzen Rückblenden erfahren wir, dass sie von ihrem Vater von Kind auf im Kampf unterrichtet wurde. Ihre Eltern sterben früh, Kassandra flieht allein als junges Mädchen in einem kleinen Boot, erleidet Schiffbruch und wird in Kephallonia an den Strand gespült. Ein Mann namens Markos nimmt sich ihrer an und lässt sie für sich arbeiten. Wir spielen Kassandra als erwachsene Frau, die unterschiedliche Aufgaben (mal blutiger, mal weniger blutiger Natur) u.a. für Markos ausführt. Sie wird von anderen häufig Misthios genannt. Misthios ist laut ChatGPT folgendes:

"Misthios" (μίσθιος) ist ein altgriechisches Wort und bedeutet auf Deutsch "Söldner" oder "Tagelöhner". Es wurde verwendet, um jemanden zu bezeichnen, der für Geld kämpft oder arbeitet, anstatt aus Loyalität oder Ehre. Besonders bekannt wurde der Begriff durch das Spiel Assassin's Creed Odyssey, wo der Hauptcharakter als Söldner oder „Misthios“ bezeichnet wird.

Ah ja, auch ChatGPT erwähnt das Spiel, was logisch ist, denn, wenn man den Begriff Misthios googlet, werden einem ausschließlich diverse Foren angezeigt, die sich mit Assassin’s Creed befassen und um die ich erst einmal einen großen Bogen machen werde, um nicht allzu sehr gespoilert zu werden.

Ich frage mich nun, nach meinen ersten Spielstunden, was an Mythologie noch so zu finden sein wird.

Ein wenig Vorfreude ist begründet: Man sieht einige Tempel auf der Insel, ich habe eine Hermes-Statue entdeckt, eine große Zeus-Statue steht imposant auf einem der Hügel der Insel. Kassandra ist stets in Begleitung eines Adlers, den Zeus ihr scheinbar geschickt hat. Der Adler heißt Ikarus, was dem schönen Vogel wohl kein gutes Ende prophezeit (Öffnet in neuem Fenster)

Doch Kassandra selbst scheint, im Gegensatz zu einigen Figuren, die wir im Spiel kennenlernen, nicht sonderlich gläubig zu sein. Wir hören immer wieder von den Zyklopen, aber die scheinen in diesem Spiel der Name eines Volkes zu sein und nichts mit den mythologischen einäugigen Riesen zu tun zu haben.

Und es wird den Spielern ja auch von Anfang an klargemacht, dass alles auf den “realistischen” Schriften von Herodot beruht… aber das kann auch eine falsche Fährte sein, mit der die Spieler absichtlich fehlgeleitet werden.

Wer weiß, wer weiß… Für mich jedenfalls bleibt es spannend! Ich kann mir vorstellen, dass ich zumindest noch einigen Anspielungen auf die griechischen Mythen begegnen werde. So heißt zum Beispiel das Pferd, das mein persönlicher Hausmusiker (Öffnet in neuem Fenster) und ich für Kassandra ausgewählt haben Phobos.

Phobos “Angst” und Deimos “Schrecken” sind zwei Begleiter von Hades, die zum Beispiel in Homer’s Ilias ihr Unwesen treiben. Markos warnt Kassandra im Spiel vor diesem Pferd, entweder kommt da noch was, oder dieses Pferd namens Phobos ist einfach nur ein großer Angsthase.

Ich freue mich jedenfalls auf meine neue kleine Spielerei und wüsste von euch nun gerne, ob euch Inhalte wie dieser Post, also zum Thema der griechischen Mythologie in der Popkultur und den neuen Medien interessieren!

Sophia

Mögen die Götter mit euch sein.

PS: Dieser Blogpost ist in keiner anderen Weise gesponsert, als durch eure Steady-Beiträge. Vielen Dank für eure Unterstützung!

Kategorie Blog-Einträge

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