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Drei Bücher, ein Thema: Einschlafen, Teil 1

Zum Thema Einschlafen gibt es nicht drei, sondern mindestens dreihundert Bücher - und vermutlich nochmal dreihundert Ratgeber. Es ist ja auch oft mühsam: Manche Kinder können ewig nicht einschlafen, andere nicht durchschlafen, die nächsten sind spätestens um 5 Uhr wieder wach, und ganz übel wird es, wenn alles zusammenkommt. Diese drei Bücher sind keine typischen "Ich kann nicht einschlafen"-Geschichten - aber wunderbare Begleiter für die Einschlafzeit. Könnt ihr weitere empfehlen? Dann schreibt mir! Als Unterstützer*in könnt ihr meine Beiträge kommentieren und mir Nachrichten schicken.

Michael Ende / Annegert Fuchshuber: Das Traumfresserchen

Prinzessin Schlafittchen lebt mit ihren Eltern, dem König und der Königin von Schlummerland, im Traumschloss. Ihr Vater ist König geworden, weil er besonders gut schlafen kann; das ist in Schlummerland sehr wichtig. Aber Prinzessin Schlafittchen ist anders: Sie will abends nicht ins Bett, denn sie fürchtet sich vor den nächtlichen Alpträumen. Eine Schlummerländer Prinzessin, die nicht schlafen will? Kein Professor, kein Arzt kann dieses Problem lösen. So macht sich eines Tages der König selbst auf den Weg - und trifft in einer eisigen Winternacht auf das Traumfresserchen. Es ernährt sich von bösen Träumen und bietet Prinzessin Schlafittchen seine Hilfe an. Sie muss das Traumfresserchen nur rufen - mit folgendem Spruch:

Traumfresserchen, Traumfresserchen,
komm mit dem Hornmesserchen,
komm mit dem Glasgäbelchen,
sperr auf dein Schnappschnäbelchen.
Träume, die schrecken das Kind: Die lass dir schmecken geschwind.
Aber die schönen, die guten sind mein - drum lass sie sein.
Traumfresserchen, Traumfresserchen, dich lad ich ein. 

Ich weiß nicht, wie oft ich als Kind beim Einschlafen diesen beruhigenden Versen von Michael Ende gelauscht habe - oft ohne davor das ganze Buch gelesen zu haben, denn ich kannte es ja und es hat für ein Kleinkinderbuch ziemlich viel Text. Später habe ich für meine Kinder das Traumfresserchen gerufen. Mir noch einmal mit großer Freude die fantasievollen Illustrationen von Annegert Fuchshuber angeschaut. Und mich gefreut über das Buch, das die Kinder ernst und dem Einschlafen den Schrecken nimmt - seit 1978 und immer noch.

Thienemann Esslinger Verlag, ab 4 Jahren, 15 Euro.

Helme Heine: Die wunderbare Reise durch die Nacht

Helme Heine erzählt von der wundervollen Reise, auf die wir uns jede Nacht begeben, wenn wir schlafen. Es beginnt mit dem "geheimen Zeichen": "Du gähnst hinter vorgehaltener Hand." Dann kommt Schlaf mit seiner Mondlaterne und macht dir die Augen schwer. Wenn du eingeschlafen bist, führt dich Schlaf eine Zeitlang durch die Nacht. Und schließlich ruft er seine Schwester: Traum. "Sie entführt dich ins Paradies der Träume." Schlaf und Traum begleiten und beschützen dich in der Nacht - bis es Zeit ist, die Rückreise anzutreten. 

Mit kurzen, sanften und poetischen Sätzen beschreibt Helme Heine den Zauber des Schlafens und Träumens. Die Geschichte ist so kurz, dass sie problemlos vor jedem Schlafengehen Platz hat - und sie entspannt ungemein. 

bei diversen Verlagen erschienen, z.B. Beltz und Middelhauve - derzeit leider nur antiquarisch erhältlich, Angebote zwischen 2 und 12 Euro.

Wiegenlieder

Vorsingen ist wahrscheinlich immer noch das Nummer-Eins-Hilfsmittel, um Kinder in den Schlaf zu begleiten. Meine Kinder mussten sich jahrelang drei Lieder plus diverse Versionen von "Hmhmhm" anhören, weil ich zwar manche Melodien noch wusste, nicht aber den Text. Zum Glück bin ich irgendwann an dieses Buch geraten und mit dem Gesumme war Schluss. 

"Wiegenlieder" versammelt 42 Schlaflieder, bekannte und weniger bekannte. "Schlaf, Kindlein, schlaf" ist dabei, "Weißt du, wie viel Sternlein stehen" und "Der Mond ist aufgegangen", aber auch "Guter Mond, du gehst so stille", "Nun ruhen alle Wälder" und "Abendstille überall". Die Herkunftsangaben zeigen, dass viele Wiegenlieder schon sehr alt sind; entsprechend bitten sie in den Texten häufig um Gottes Schutz oder beschreiben die Natur. Heute nicht mehr verständliche Symbole, etwa die "Näglein" aus "Guten Abend, gut Nacht", werden erklärt: Gewürznelken steckte man früher an die Wiege als Schutz gegen Krankheiten und Insekten. Die Doppelseiten mit Liedern wechseln sich ab mit doppelseitigen Illustrationen von Frank Walka; großflächig, farbenfroh und durchzogen von Ornamenten, die er mit der Radiernadel in Ölfarbe gesetzt hat, passen sie wunderbar in die Zwischenwelt zwischen Wachen und Schlafen. 

Zu den Texten sind auch die Melodien sowie Angaben für Akkorde abgedruckt, zum Nachspielen und Begleiten - und auch eine CD liegt bei. Das Buch ist aus dem "Liederprojekt" entstanden, das das gemeinsame Singen mit Kindern fördern will. Neben den Wiegenliedern gibt es unter anderem Bücher mit Volksliedern, Weihnachtsliedern und Wiegenliedern aus aller Welt. 

Dieser Liederschatz ist viel mehr als ein Kinderbuch; es ist eher ein Hausbuch, ein Begleiter für die ganze Familie. Und vermutlich beruhigt das Vorsingen die Eltern ja ebenso wie die Kinder. 

Gemeinschaftsausgabe von Carus Verlag und Reclam Verlag, 29,95 Euro.

Kategorie Drei Bücher, ein Thema

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