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Am Beginn eines Zivilisationsbruchs

Nein, es ist kein Völkermord. Wissenschaftlich betrachtet. Sagt Omer Bartov (Öffnet in neuem Fenster), Professor für Holocaust- und Völkermordstudien an der Brown University, Massachusetts. Aber er fügt hinzu, es könnte einer werden, wenn wir nicht alles daran setzen, ihn zu verhindern. Denn alles deutet darauf hin, dass er beabsichtigt sein könnte — der Völkermord, das schlimmste aller Menschheitsverbrechen.

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Israelische Angehörige fordern (Öffnet in neuem Fenster) den Rücktritt Netanyahus. Sie demonstrieren im ganzen Land, nennen ihn Verräter und Mörder, schreien, das Blut ihrer Kinder klebe an seinen Händen. Die meisten fordern das Ende der Bombardierungen und dass die Befreiung der Geiseln endlich zur obersten Priorität erklärt wird.

Auch weltweit fordern Hunderttausende einen Waffenstillstand und Verhandlungen, um die Geiseln freizubekommen. Am Samstag, den 11.11.23 sind über 300.000 Menschen für einen Waffenstillstand und Freiheit für Palästinenser durch die Straßen Londons gezogen.

In Berlin haben am Freitag, den 10.11. — von jüdischen Künstlerinnen organisiert — rund 1.000 Menschen am Brandenburger Tor demonstriert und haben Rednerinnen und Rednern vier Stunden lang zugehört, unter ihnen Deborah Feldmann (hier ihre Rede bei Lanz (Öffnet in neuem Fenster)), die die derzeitige Situation als Beginn eines Zivilisationsbruchs bezeichnet.

Am vergangenen Samstag, den 4.11., hat die große Veranstaltung des Vereins 'Jüdische Stimme' gegen heftigen Widerstand stattgefunden (Video-Mitschnitt kommt demnächst). 300 Gäste kamen ins Berliner Kulturzentrum Oyoun, dem nun das Aus droht, weil es mit uns, den offenbar "falschen" Jüdinnen und Juden aus Deutschland, zusammengearbeitet hat. Hier kannst Du die Rede des Vorstandsvorsitzenden (Öffnet in neuem Fenster) der 'Jüdischen Stimme' vom 4.11. lesen. Das Oyoun, die Leitung und das Team haben in der gesamten Vorbereitungszeit zu uns gestanden, trotz existentieller Bedrohung. Daher meine Bitte: Unterschreibe den Offenen Brief "Oyoun muss bleiben!" (Öffnet in neuem Fenster).

Wir hatten bei der Veranstaltung im Oyoun u.a. neun Bilder des Künstlers Mohammed Al-Hawajri aus Gaza gezeigt, die verleumderischerweise bereits auf der documenta15 dem Antisemitismusvorwurf ausgesetzt waren. Den gesamten Bilderzyklus kannst Du hier (Öffnet in neuem Fenster) ansehen; ich empfehle dringend, auch das Vor- und Nachwort des Künstlers zu lesen. Wir waren wochenlang im Unklaren darüber, ob Mohammed Al-Hawajri noch lebt oder wie es ihm in Gaza geht. Zwei Tage nach der Veranstaltung erreichte uns dann diese Nachricht aus Gaza:

Vielen Dank, meine lieben Freunde. Ich bin noch am Leben, allerdings wirklich leblos hier in extremer Angst und Schrecken.
Wie jeder weiß, ist Gaza seit Beginn dieses Krieges ohne Wasser, Strom, Medikamente, Lebensmittel oder irgendetwas anderes. Die Menschen hier sterben langsam. Es gibt sehr, sehr heftige Bombardierungen von überall, vom Land, vom Meer und vom Himmel. Es hört keinen Moment auf.
Alle haben Angst, Kinder, ältere Frauen, sogar Tiere. Es gibt keine Gnade. Nur Töten. Jede Minute kommt der Tod und Menschen werden in Stücke gerissen. 
Wir können uns nicht von den Toten verabschieden oder sie zum Abschied küssen, weil der Anblick so hässlich ist. Wir können sie nicht erkennen. Unsere geliebten Verstorbenen wurden zu kleinen, entstellten Stücken.
In Gaza ist die Wahrheit immer größer als das, was von den Medien oder sozialen Medien dargestellt wird.
Es gibt dutzende Massaker und Tonnen von Sprengstoff landen auf Gaza. Hier gibt es keinen sicheren Ort. Ganz Gaza ist zerstört und vernichtet.
Ich schreibe diesen Brief, während ich mit meinen Kindern und meiner Familie in einem Raum bin. Wir alle haben keine Hoffnung, diesem schrecklichen Krieg zu entkommen. Wir verbringen den Abend damit, nicht zu wissen, ob der Morgen kommen wird. Die Nacht ist sehr schrecklich, sie brennt vor Feuer und sie wird übertönt von den Geräuschen von Explosionen, die die Häuser erschüttern. Ich habe keine Erfahrung damit, in Erdbebengebieten zu leben, aber was wir jetzt spüren spiegelt meine Vorstellungen wider... Gaza steht vor einem verheerenden Erdbeben aufgrund der Intensität der Explosionen, die Städte, Stadtteile, Dörfer, Lager und Häuser zerstören. Alles in Gaza ist ein Ziel. Es gibt keinen Sinn für das Leben oder ein Leben in solchem ​​Terror und Hass.
Hier ist Gaza.

Hier die wichtigsten Berichte und Interviews, die ich im Laufe der vergangenen Woche gesammelt habe.

Deborah Feldmann, jüdisch-amerikanische Schriftstellerin aus Berlin ("Unorthodox") im Interview mit der Frankfurter Rundschau (Öffnet in neuem Fenster)

Inside Gaza: ein 20-minütiger Video-Beitrag (Öffnet in neuem Fenster) des Britischen Senders Chanel 4

Wegen der Reaktion seiner Organisation auf den Krieg in Gaza tritt der Direktors des New Yorker Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte Craig Mokhiber zurück. Sein Rücktrittsschreiben (Öffnet in neuem Fenster) ist aufschlussreich und erschütternd.

Gideon Levy, Freund, Mitstreiter und Mit-Herausgeber der israelischen Tageszeitung Ha'aretz in der Tagesschau (Öffnet in neuem Fenster)

ntv-Interview mit dem israelischen Historiker Tom Segev (Öffnet in neuem Fenster)

Christian Meier und Quynh Tran schreiben in der FAZ über die Vertreibung von Palästinensern und Beduinen (Öffnet in neuem Fenster) im Westjordanland im Schatten des Krieges

PALÄSTINENSISCHE STIMMEN im O-Ton

Es ist selten, doch manchmal möglich, palästinensische Stimmen in Deutschland im O-Ton zu hören. Am kommenden Dienstag, den 14.11.23 um 17 Uhr läuft live auf Radio LORA eine Sendung mit drei jungen Palästinensern aus München, in dem sie aussprechen, was sie bewegt und was sie auf die Straße treibt. Nur live am 14.11., 17 h über https://lora924.de/ (Öffnet in neuem Fenster) .

Auch palästinensische Künstler wollen ihre Arbeiten zeigen. In Venedig ist dieses Anliegen abgewiesen worden. Bitte unterschreibe daher diese Petition: Forderung an die Biennale Venedig (Öffnet in neuem Fenster), palästinensische Künstler in die Biennale Arte 24 einzubeziehen

Und noch eine Ankündigung zum Schluss: Am kommenden Donnerstag, den 16. November geben meine Tochter Lili und ich ein Konzert mit Gespräch in Chemnitz — der Stadt, in der mein Vater geboren wurde und in der mein Großvater Julius ( --> JIDDISCHE WEIHNACHT (Öffnet in neuem Fenster)) sein Wohnhaus mit Tuchgeschäft am Antonplatz 15 hatte, den es heute nicht mehr gibt (heute Flurstück Nr. 783). In Gedenken an den 9. November 1938 kommen wir als Nachfahrinnen der Familie Sommerfeld und im Rahmen der Kulturhauptstadt 2025 nach Chemnitz mit unserer Musik und unseren (Familien-)Geschichten.
Chemnitz 783 - WIR SIND DA.

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