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Meine Essstörung und ich

Passend zur aktuellen Podcastfolge, möchte ich darüber reden wie ich es auch aus der Essstörung geschafft habe.

Liebe Freunde,

ich möchte heute einen ganz persönlichen Newsletter mit euch teilen und über etwas sprechen, das mir sehr am Herzen liegt: meinen Weg aus der Essstörung und die wichtigen Erkenntnisse, die ich dabei gewonnen habe.

Vor einigen Jahren befand ich mich in einem dunklen und belastenden Kampf mit meiner Essstörung, ohne es wirklich zu merken. Es war eine Zeit voller Selbstzweifel, Unsicherheiten und Schamgefühle. Doch durch harte Arbeit, Unterstützung von lieben Menschen und die Bereitschaft, mich meinen innersten Ängsten zu stellen, habe ich es geschafft, mich aus diesem Teufelskreis zu befreien.

Es war kein einfacher Weg, und es gab viele Rückschläge und Momente der Verzweiflung. Aber ich habe auch gelernt, dass es möglich ist, sich von einer Essstörung zu erholen und ein gesundes und erfülltes Leben zu führen. Hier sind einige wichtige Erkenntnisse, die ich auf meinem Weg gewonnen habe:

  1. Selbstakzeptanz: Die Akzeptanz und Liebe zu mir selbst war ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zur Genesung. Es war wichtig, meine Schwächen anzunehmen und mich nicht ständig selbst zu kritisieren.

    Manchmal ist die Akzeptanz, dass man nicht akzeptieren kann der erste Schritt um Akzeptanz zu üben. Sehr lange habe ich mich und meinen Körper gehasst, aufgrund dessen was alles passiert ist. Mich im Spiegel anschauen und betrachten zu können, war damals ein großer Schritt. Wir können und dürfen völlig neu lernen, wie man seinen Körper für alles was er schon geleistet hat, annehmen und sogar lieben kann. Er hat nur ein Ziel, unseren Schutz! Auch wenn wir nicht immer nachvollziehen können warum und wieso er Wege geht, die uns manchmal nerven.

  2. Professionelle Unterstützung: Die Hilfe von Therapeuten, Ärzten und Ernährungsexperten war entscheidend für meinen Heilungsprozess. Es ist wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich nicht alleine mit der Essstörung zu isolieren. Die Essstörung gehört in meinen Augen zu einer sehr intensiven Störung, auf die man wahrscheinlich selbst nach einer Genesung, immer ein Auge haben muss. Sich das Problem einzugestehen ist der erste Schritt!

    (Folgende Punkte können darauf hinweisen, dass du an einer Essstörung leidest)

    Es gibt verschiedene Anzeichen und Symptome, die darauf hinweisen können, dass jemand eine Essstörung hat. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Anzeichen individuell variieren können und nicht jede Person alle Symptome aufweisen muss. Hier sind einige häufige Anzeichen für Essstörungen:

    • Starkes Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme: Eine drastische Veränderung des Körpergewichts kann ein Warnzeichen sein, insbesondere wenn sie durch extremes Fasten, übermäßiges Essen oder ungesunde Methoden zur Gewichtsregulierung wie Erbrechen oder exzessiven Sport verursacht wird.

    • Kontrolle über Essen und Gewicht: Ein obsessives Verhalten in Bezug auf Essen, Kalorienzählen, Diäten und Körpergewicht kann ein Zeichen für eine Essstörung sein. Betroffene können sich stark von Zahlen wie ihrem Gewicht oder BMI beeinflussen lassen.

    • Körperbildstörung: Menschen mit Essstörungen haben oft eine verzerrte Wahrnehmung ihres eigenen Körpers. Sie fühlen sich möglicherweise ständig unzufrieden mit ihrem Aussehen, auch wenn andere sie als dünn oder normalgewichtig wahrnehmen.

    • Vermeidung von sozialen Situationen: Betroffene können soziale Aktivitäten vermeiden, bei denen Essen im Mittelpunkt steht, um Kontrolle über ihr Essverhalten zu behalten oder um sich nicht unwohl zu fühlen.

    • Geheimes Essen oder Erbrechen: Verstecktes Essen, übermäßiges Essen in kurzer Zeit (Essattacken) und anschließendes Erbrechen oder die Verwendung von Abführmitteln können Anzeichen für Bulimie oder Binge-Eating-Störung sein.

    • Mangelnde Energie und Konzentration: Essstörungen können zu einem Mangel an Energie, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und anderen körperlichen Beschwerden führen, die das tägliche Leben beeinträchtigen können.

    • Stimmungsschwankungen und psychische Belastungen: Menschen mit Essstörungen können häufig unter Stimmungsschwankungen, Depressionen, Angstzuständen, Schuldgefühlen oder Zwangsstörungen leiden.

  3. Unterstützung durch Freunde und Familie: Das Verständnis und die Unterstützung meiner Freunde und Familie haben mir in den dunkelsten Zeiten Kraft gegeben. Es ist wichtig, sich mit Menschen zu umgeben , die einen unterstützen und ermutigen. Des weiteren ist Social Media eine gute Möglichkeit um sich zu informieren und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Du bist nie nie nie mit deinen Problemen alleine. Das würde ja schon rein rechnerisch nicht funktionieren. Bei so vielen Menschen auf dem Planeten, gibt es immer jemanden der fühlen kann wie es dir geht und was du durchmachst. Das schmälert dein Leid nicht, nimmt es dir auch nicht. ABER man fühlt sich nicht mehr wie ein Alien, welches von niemandem verstanden wird.

  4. Achtsamkeit und Selbstfürsorge: Die Praxis der Achtsamkeit und Selbstfürsorge hat mir geholfen, mich besser mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen zu verbinden. Es ist wichtig, auf meinen Körper zu hören und für mich selbst zu sorgen. Gefühlen ins Gesicht zu blicken und eben nicht mehr vor ihnen davon zu laufen ( und ich bin gerannt), hat so vieles in mir geheilt. Klar macht diese Vorstellung anfänglich Angst. Aber ich kann dir jetzt 5 Jahre nach meinem Zusammenbruch sagen, du kannst lernen mit jedem Gefühl umzugehen. Und dann braucht es keine Kompensation mehr übers essen. Wie es z.B. auch bei mir lange war. Zu verstehen warum man isst, liegt meist irgendwo in der eigenen Biografie verankert. Wenn wir verstehen an welche Gefühle Essen gekoppelt ist, dann können wir auch leichter damit arbeiten und irgendwann Alternativverhalten aufbauen.

  5. Geduld und Durchhaltevermögen: Die Genesung von einer Essstörung ist ein langwieriger Prozess, der Geduld und Durchhaltevermögen erfordert. Es ist wichtig, sich selbst Zeit zu geben und kleine Fortschritte zu feiern.

    So oft sind wir mit Freund*innen so sanft und großherzig, mit uns selbst aber nicht. Versuch doch mal deine Situation aus den Augen deiner Freund*innen zu sehen. Das ist eine Übungssache, natürlich hilft es dabei die Glaubenssätze zu verstehen, die dazu führen, dass du so streng mit dir bist. Aber dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund. Du bist liebenswert und wundervoll und es tut mir unfassbar leid, dass dein Umfeld dir dass nie wirklich vermitteln konnte.

Ich hoffe du hast keinen Zauberspruch erwartet, der deine Probleme von jetzt auf gleich für immer verschwinden lässt. So funktioniert das leider nicht. Gerade wenn es um ein so emotionales Verhalten wie Essen geht, was du vielleicht schon über Jahrzehnte fehlgeprägt hast. Verhalten verändern beginnt als Entscheidung, braucht ganz viel Wissen über das eigene bisherige Verhalten, Akzeptanz und ganz viiiiiiieeeelllle Wiederholungen um neues Verhalten zu festigen. Aber dieses Thema ist so individuell, da kann es sein dass die Routinen und der Sport - der mit geholfen hat ein besseres Körpergefühl zu bekommen (bzw. überhaupt erstmal ein Gefühl für meinen Körper zu bekommen) nicht der richtige Weg bzw. die falsche Reihenfolge ist.

Ich hoffe, dass meine Geschichte und meine Erkenntnisse anderen Mut machen und sie ermutigen können, sich Hilfe zu suchen und ihren eigenen Weg zur Genesung zu gehen. Wenn ihr Fragen habt oder Unterstützung braucht, stehe ich euch gerne zur Verfügung.

Mit herzlichen Grüßen und den besten Wünschen für deine Gesundheit und Wohlbefinden,

Deine Vera

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