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Interview Sylvia

In der letzten Woche hast du bereits auf Social Media (Öffnet in neuem Fenster) mehr über Sylvia erfahren dürfen - das vollständige Interview findest du nun auch auf Steady.

Wer bist du, was machst du so? 

Sylvia, Hamburg, 43, Anthropologin und so vieles anderes, Organisationsentwicklerin, Kellnerin, Patchworkdompteurin, Reisende

Zum Einstieg

Wie hast du von dem Fotoprojekt erfahren?

Instagram

Was hat Dich an dem Fotoprojekt betrACHTUNGsweise angesprochen? Wozu nimmst du teil? 

Ich mag unterschiedlichste Blickwinkel auf die Welt und auf mich und ich mag es, wie du auf Dinge schaust, sie beschreibst und war gespannt, was du siehst.

Meine (Sandra Brauer) Beweggründe für betrACHTUNGsweise

In meinem persönlichen Umfeld, aber vor allem wenn ich Frauen fotografiere, höre ich so häufig Aussagen wie z.B. “Ich mag mich nicht auf Fotos”, “Ich werde nicht gern fotografiert”, “Es ist unangenehm, im Fokus zu stehen”. Zudem kenne ich so unendlich viele Menschen, die mit sich selbst hadern und entweder ihr Äußeres stark be- bzw. abwerten oder mit Persönlichkeitseigenschaften hadern, die ein fester Teil von ihnen sind. Mit betrACHTUNGSweise möchte ich mit Deiner Unterstützung einen Perspektivwechsel ermöglichen und für mehr selbstACHTUNG und selbstAKZEPTANZ werben. Daher freue ich mich nun auf Deine Antworten zu folgenden Fragen:

Blick zurück

Wie und womit bist du im Hinblick auf Deine Person, Dein Äußeres und Deine Persönlichkeit aufgewachsen? An was erinnerst du dich? 

Ich wurde nie abgewertet und habe mich selber auch nie abgewertet, empfand mich immer als normschön, hab nie viel experimentiert (ähnliche Frisur, Stil), hab da immer in mir geruht. Viel Sport. Ich wurde immer eher als besser und besonders wahrgenommen, familiär immer die schlauste, immer die Klassensprecherin, immer beliebt, erfolgreich, umkompliziert. Immer eher burschikos. 

Welche Sprüche kommen Dir aus Deiner Vergangenheit (aus Deinem Elternhaus, Deinem sozialen Umfeld) bekannt vor? 

“Dir würden selbst Fremde den roten Teppich ausrollen.” oder “Du musst lernen, dein Licht auch mal zu dimmen!” 

Gab es Vorbilder in Deiner Familie, in Deinem sozialen Umfeld? 

Erst als ich erwachsen war, habe ich erkannt, welch Vorbilder meine Großmütter waren, so unterschiedlich sie auch waren. Eine war fast schon exzentrisch, vor allem was Einrichtung, Schmuck, Kleidung und Männer anging. Ich bin nicht so, liebe es aber!

Wie ist es heute?

Wenn ich mich im Spiegel betrachte, dann sehe ich …

… ein ganzes Leben, mit unendlichen Höhen und auch Tiefen. Ich sehe Lebensfreude, ich sehe Ruhe, ich sehe Distanz, ich sehe latente Skepsis und Humor. Ich sehe mich.

Wenn ich andere Menschen anschaue, dann (sehe ich) 

… einen Menschen. Als Anthropologin bin ich immer neugierig, schaue sehr genau hin. Seit vielen Jahren suche ich bewusst schönes in Menschen, hab ein Gedankenspiel mit mir selbst: “wozu würde ich ihr/ihm gerne ein Kompliment machen” Mag ich sehr!

Ich glaube meine Augen sind sehr besonders, ein grosses Potential um mit Menschen in Kontakt zu kommen, immer auch ein Spiegel meines Inneren, sehr authentisch. Ich mag es sehr, wie toll sie blitzen können und strahlen und erkenne sofort, wenn sie das nicht tun. Ich kann Menschen sehr gut, lange und intensiv in die Augen schauen, auch mir selbst im Spiegel. Abwertung liegt mir nicht, ein Blick in den Spiegel ist daher in eher unruhigen Zeiten wie ein Ankerpunkt zurück zu mir: Ahja, da bist du, geht´s dir gut? Wir schaffen das. (ich glaube, ich rede wirklich viel mit mir selbst im Spiegel 🙂)

Bist du dir selbst eine gute Freundin? 

Ufff. Ich glaube ja. Ich wurde aber mal gefragt, ob ich mir selbst eine gute Mutter sein kann: nope. 

Was bedeutet für Dich selbstACHTUNG? 

Respekt, vor dem was da ist. Woraus es entstanden ist. Was daraus noch entstehen wird. Wohlwollen.

Was bedeutet für Dich selbstAKZEPTANZ? 

Wie kann es möglich werden, dass wir uns selbst mehr akzeptieren, ja, uns wertschätzen und lieben lernen? Wie gut gelingt es Dir? 

Ich bin bedingungslos der wichtigste Mensch in meinem Leben und richte direkt oder indirekt mein Leben darauf aus, dass es mir gut geht. Genetisch gabs ein tolles Paket mit, dafür kann ich nichts, aber es zu verschwenden, dafür könnte ich was. 

Mal angenommen, du dürftest andere hierin unterstützen, was wäre Dein Rat? Was könnte helfen, sich mehr anzunehmen? Sich selbst zu respektieren, zu achten?

Spannend, kann die Fragen kaum beantworten, weil ich mir gar nicht vorstellen kann, wie schlimm es sein muss, sich selbst nicht zu lieben oder wertzuschätzen. Ich bin doch die verlässlichste Konstante meines eigenen Lebens, niemand kann das ersetzen und damit für diese wichtigen Aufgaben zuständig sein, als ich selbst. 

Vielleicht hilft so eine tägliche Lobdusche mit sich selbst, als Trainingseffekt, überhaupt schönes wahrnehmen zu können. Vielleicht auch erst einmal auf externes fixiert wie Kleidung, Job etc und sich dann rantasten an sich selbst und Lob an sich in der reinsten Form. 

Zukunfts-Ich

Welches Symbol trägst du bei Dir?

Immer bei mir ist mein Tattoo- ursprünglich als Freundschaftszeichen mit einer Freundin gestochen, ist es ein japanische Zeichen “Tomo”, welches für, sagen wir mal “freundliche Gesinnung” steht- das Zeichen wird mit anderen Zeichen kombiniert zu “Freund” und “Freundschaft”, so hatte ich es verstanden. Ich mag die Aussagekraft dieser Bildersprache sehr. 

Welcher Anker gibt Dir Stärke? Und warum?  Welches Symbol/Bild drückt für Dich Selbstakzeptanz aus?

Musste zu Hause noch nachdenken, was ich mitgenommen hätte, wenn ich die Aufgabe vorher gestellt bekommen hätte. [Anmerkung Sandra: Verzeih, ich war zu spät mit der Info.]

Ich glaube nichts. Das war zumindest meine Antwort im Biografie-Modul in der Systemischen Ausbildung. Nichts, weil ich alles in mir habe und manches im wahrsten Sinne an mir. Die Tattoos haben alle eine Bedeutung, sind über die Jahre gewachsen, stehen für Momente, Abschnitte, Erkenntnisse und Haltung. Und sind immer bei mir. Gefallen mir noch alle in der Art und Weise, nein, würde ich etwas ändern wollen, niemals! 

Die Pistole mit den Blumen bin also auch sehr ich. Spannenderweise ist es das neueste und fasst auf unterschiedlichsten, auch sehr persönlichen Ebenen einige meiner Facetten wunderbar zusammen! 

Herzlichen Dank, liebe Sylvia, dass wir hinter Deine Kulissen blicken durften und du Dich mit Deiner Teilnahme an betrACHTUNGsweise dafür engagierst, dass wir uns und andere mehr annehmen und akzeptieren sollten, ganz gleich, ob wir einer vermeintlichen Norm entsprechen oder auch nicht. Niemand hat das Recht, uns zu bewerten oder sogar abzuwerten.

📷DU findest die Auseinandersetzung mit Dir selbst ebenso spannend? Schreibe mir bei Interesse an den Reflexionsfragen aus dem Interview, einem Shooting oder an einer Kombination aus Fotografie & Coaching gern eine Nachricht (Öffnet in neuem Fenster).


Kategorie Einfach ICH

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