Zum Hauptinhalt springen

Die Sache mit der KI

Im Hintergrund sieht man unscharf zerknüllte Buchseiten. Darauf positioniert die Überschrift: Die Sache mit der KI.

Vor kurzem hat die Entscheidung eines Buchpreises im Bezug auf KI (Künstliche Intelligenz) in der Buchbubble ein wenig für Aufruhr gesorgt. Auf die Details oder den Umgang der Buchpreisorganisator*innen mit der Kritik will ich gar nicht eingehen, das ist ein ganz anderes Thema. Dennoch hat der Aufschrei als auch der Umgang der Organisator*innen deutlich gezeigt, dass durch fehlendes Wissen das Verständnis zum Thema KI fehlt.

„Hast du etwa Angst gegen KI anzutreten?“

Das war eine Frage mit denen Kritisierende konfrontiert wurden. Allein das macht das Dilemma in meinen Augen sehr deutlich. Denn in keinem Beitrag der Kritiker*innen war herauszulesen, dass eine Angst herrscht gegen KI zu verlieren. Kritisiert wird in diesem Zusammenhang in der Regel schlicht und ergreifend, dass KI-generierte Werke aus einem Pool von Menschen erstellter Werke generiert werden, für dessen Verwendung durch die KI keine Einwilligung besteht. KI kopiert Bestehendes und kreiert so vermeintlich Neues und scheißt dabei gewaltig auf jegliche Urheberrechte.

Wie? Was? Urheberrecht?

Für Schaffenswerke wie Bilder, Texte, Musik gilt das Urheberrecht (Öffnet in neuem Fenster). Dieses regelt den Schutz und die Verwertung von geistigem Eigentum.

Kunst, Literatur, Musik, das alles hat sich immer wieder gegenseitig inspiriert, baut aufeinander auf. Wenn man kreative Werke, in welcher Form auch immer, konsumiert, werden sie immer in irgendeiner Form auch Teil der eigenen Werke. Es gibt aber einen großen Unterschied, ob ich von jemandem inspiriert wurde (und diese Inspirationsquelle nenne) oder ob ich jemanden kopiere (im schlechtesten Fall ohne die Quelle zu nennen). Das eine ist Teil das Schaffensprozess, das andere Urheberrechtsverletzung.

Und nichts anderes als Urheberrechtsverletzung sind KI-generierte Werke. Es wird angenommen „Ich habe das Bild generiert, darum ist es auch meins“, doch so einfach ist es leider nicht, denn eine KI braucht “Futter” um etwas generieren zu können. Quellen von denen sie “lernen” kann. Diese Quellen findet sie im Internet. Fragt allerdings nicht, ob sie diese benutzen darf, sondern tut es einfach.

(Ich empfehle dazu diesen Artikel der IT-Recht Kanzlei. (Öffnet in neuem Fenster))

Das mag mit zugedrückten Augen okay sein, wenn man die generierte Illustration nur für sich selbst nutzt, um sie an die Wand im privaten Büro zu hängen. In dem Moment in dem man diese Illustration aber verkauft oder auch nur zu Werbezwecken nutzt (in beiden Fällen versucht man schließlich Einnahmen zu generieren) ist es moralisch verwerflich und eine Ausbeutung von Kreativschaffenden, deren Stil durch die KI genutzt wird, aber die keinerlei Entlohnung dafür bekommen.

Die Kritik und der Aufschrei haben ihren Ursprung also nicht in einer Angst, sich gegen KI in einem Wettbewerb nicht durchsetzen zu können, sondern weil unerlaubt Material verwendet wird, um ein vermeintlich eigenes Werk zu „schaffen“ und mit dem Zulassen solcher Werke an entsprechenden Wettbewerben, wird vermittelt, dass diese Verhalten in Ordnung ist.

(Einen zwar schon älteren, aber lesenswerten Artikel zum Thema gibt es hier (Öffnet in neuem Fenster).
Und allen die der englischen Sprache mächtig sind, empfehle ich, dringend das KI-generierte Kapitel der Harry Potter Reihe (Öffnet in neuem Fenster) zu lesen. Es ist nicht nur sehr amüsant, es zeigt auch, warum KI mir keine Angst macht.)

Wohl kaum jemand findet es toll, wenn das eigene Werk, an dem man stundenlang gearbeitet hat, für das man jahrelang gelernt, geübt, sich weitergebildet hat, einfach für etwas benutzt wird, dem man nicht zugestimmt hat und für das man auch nicht bezahlt wird.

Unwissenheit schützt vor Schaden nicht, sagt der Volksmund

Den Schaden haben bisher aber nur die Kunstschaffenden, deren Arbeiten unerlaubt benutzt wurden. Es gibt bisher wenig bis keine rechtlichen Konsequenzen für die Nutzung von KI-generiertem Material. Ein Grund mehr darauf aufmerksam zu machen, wie verworren das Konstrukt ist und wer die Leittragenden dieser Innovation sind.

Ich war in meinem beruflichen Werdegang immer mit Innovationen und der Sorge, dass mein Job überflüssig wird konfrontiert. Ich kenne es nicht anders. Ich habe aber auch von Anfang an gelernt, dass wer Medien produziert auch eine Verantwortung dafür hat, wie diese geschaffen werden. Nur weil ein Bild, eine Schrift, ein Stück Musik vermeintlich kostenlos im Internet zu finden ist, heißt das nicht, dass ich absolute Narrenfreiheit damit habe. Ebenso ist es meiner Meinung nach mit KI-generierten Werken.
Und diese Verantwortung hört nicht auf, nur weil jemand keine Ausbildung in dem Bereich hatte und sich alles selbst beibringt. Es ist Pflicht sich zu informieren. (Ich empfehle dazu einen weiteren Text der IT-Recht Kanzlei. (Öffnet in neuem Fenster))

Alles entwickelt sich mit einem unglaublichen Tempo und oft hat man das Gefühl, nicht mehr hinterher zu kommen. Dennoch darf das nicht die Entschuldigung dafür sein, die harte Arbeit anderer Menschen auszunutzen.
So lange so viele Dinge zu diesem Thema ungeklärt sind, sollte man sich fragen, ob man Teil eines Systems sein will, das dafür sorgt, dass kreative Arbeit, die ohnehin schon immer eine der schlechtbezahltesten ist, noch weiter ausgebeutet wird und wie lange das noch gut gehen kann.

Kategorie Geschehnisse & Anliegen

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Autorin Catherine Strefford und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden