Erziehung ohne Schimpfen?
Du interessierst Dich für Dich selbst und Deine Beziehungen. Deshalb liest Du diesen Artikel bei »Aufklärung tut Not«. Schimpfen ist nicht per se schädlich, sondern kann vielmehr ein Zeichen elterlicher Authentizität sein.
Hallo, und herzlich willkommen, bei Aufklärung tut Not, zu einem weiteren Artikel meiner Artikelserie zur Erziehung,
Schimpfen wird als Mittel in der Erziehung heute kritisch gesehen. Es gibt sogar die Auffassung, dass Schimpfen extrem schädlich für die Entwicklung von Kindern ist. Doch Schimpfen ist noch längst nicht dasselbe wie Schimpfen.
Was ich damit meine und warum Schimpfen nicht grundsätzlich schädlich ist, erfährst Du in diesem 4. Artikel meiner Artikelserie zur Erziehung (Öffnet in neuem Fenster).
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Wie hoch die Verunsicherung bzgl. des Schimpfens in der Erziehung ist, zeigt die Vielzahl an Erziehungsratgebern mit dem Thema Schimpfen und wie man es vermeidet.
Doch der Duden gibt darüber Auskunft, dass Schimpfen nicht nur mehrere Bedeutungen hat, sondern dass damit auch unterschiedliche Handlungen gemeint sind.
Schimpfen im Duden
Der Duden bietet 4 Bedeutungen an, von denen 3 bezogen auf das Schimpfen (Öffnet in neuem Fenster) in der Erziehung relevant sind.
Unwillen und Ärger ausdrücken
https://www.duden.de/rechtschreibung/schimpfen (Öffnet in neuem Fenster)seinem Unwillen, Ärger mit heftigen Worten [unbeherrscht] Ausdruck geben
Wir schimpfen also bereits, wenn wir unseren Unwillen oder unserem Ärger mit Worten, mit heftigen Worten, Ausdruck verleihen.
Unwillen im Duden
https://www.duden.de/rechtschreibung/Unwille (Öffnet in neuem Fenster)lebhaftes Missfallen, das sich in Ungehaltenheit, Gereiztheit, unfreundlicher oder ablehnender Haltung äußert
Wenn uns das Verhalten eines Mitmenschen missfällt, drücken wir also unseren Unwillen aus. Erziehungsratgeber geben hier den Rat, unseren Unwillen nicht zum Ausdruck zu bringen. Andere Ratgeber raten Eltern authentisch zu sein. Was nun? Wenn du mit beiden Ratschlägen konfrontiert wurdest, hast du ein Entscheidungsproblem. Willst Du authentisch sein oder nicht?
Ärger kann ein originäres Gefühl sein. Das bedeutet, dass es zu einer Situation oder einem Handeln eines Mitmenschen passen kann, ärgerlich zu sein. Möchtest du als Mutter oder Vater dich als Person deinem Sohn oder deiner Tochter gegenüber mit deinem Gefühl Ärger erlebbar machen, ist es richtig, Deinen Ärger auszudrücken und Deinem Nachwuchs zu ermöglichen, Deinen Ärger zu merken.
Jemanden zurechtweisen
https://www.duden.de/rechtschreibung/schimpfen (Öffnet in neuem Fenster)jemanden schimpfend zurechtweisen, ausschimpfen
Zurechtweisen im Duden
https://www.duden.de/rechtschreibung/zurechtweisen (Öffnet in neuem Fenster)jemandem gegenüber wegen seiner Verhaltensweise sehr deutlich seine Missbilligung ausdrücken, ihn nachdrücklich tadeln
Zum einen bedeutet Schimpfen also, jemandem zu vermitteln, dass man mit seinem Verhalten nicht einverstanden ist. Hierbei handelt es sich um eine Grenzsetzung, wenn Du direkt vom Verhalten Deiner Tochter oder Deines Sohnes betroffen bist. Wenn Du eine Beziehung zu Deinem Sohn oder Deiner Tochter herstellen möchtest, sind derartige Grenzsetzungen Deinerseits unumgänglich. Bedenke aber, dass Kinder erst ab einem gewissen Alter verstehen können, was eigene Grenzen und somit die Grenzen anderer sind.
Tadeln im Duden
https://www.duden.de/rechtschreibung/tadeln (Öffnet in neuem Fenster)[in scharfer Weise] jemandem sein Missfallen o. Ä. über ihn selbst, sein Verhalten, Tun o. Ä. zum Ausdruck bringen
Beim Tadeln kann es also ebenfalls darum gehen, dass Du Dein Missfallen bzgl. eines Verhaltens zum Ausdruck bringst. Achte allerdings grundsätzlich darauf, nicht die komplette Person Deines Sohnes oder Deiner Tochter zu bewerten.
Dann ist auch ein Tadel als Grenzsetzung nicht schädlich für Deine Tochter oder Deinen Sohn.
Jemanden herabsetzen und/oder beleidigen
https://www.duden.de/rechtschreibung/schimpfen (Öffnet in neuem Fenster)jemanden herabsetzend, beleidigend als etwas bezeichnen
Es ist in der Tat bemerkenswert, dass mit Schimpfen auch gemeint sein kann, jemanden herabzusetzen oder zu beleidigen.
Absolute NO GO’s
Es sollte klar sein, dass das Herabsetzen und Beleidigen absolute NO GO’s im Umgang mit Kindern sind. Das gilt selbstverständlich nicht nur für Eltern, sondern auch für Fachkräfte im Bereich KITA’s, Jugendhilfe und Schule.
Schimpfen in Eurer Erziehung
Wie bereits eingangs gesagt, ist Schimpfen nicht gleich Schimpfen. Schimpfen als Ausdruck des eigenen Unwillens oder Ärgers ist legitim, wenn Du als Person authentisch sein möchtest. Darüber hinaus ist es grundsätzlich gesund, originäre Gefühle zu merken und zum Ausdruck zu bringen.
Deine Tochter oder Deinen Sohn herabzusetzen oder zu beleidigen ist kein geeignetes Erziehungsverhalten bzw. Beziehungsverhalten.
Wenn Deine Tochter oder Dein Sohn prinzipiell dazu neigt, Deinen Wünschen nicht zu entsprechen, solltest Du allerdings ein wenig genauer hinschauen und ggf. Unterstützung beim Kinderarzt oder einer Erziehungsberatung in Erwägung ziehen.
Wie steht ihr zum Schimpfen im Sinne einer Grenzsetzung? Habt ihr schon einmal geschimpft? Plagt euch ein schlechtes Gewissen, weil ihr mit Eurem Sohn oder Eurer Tochter geschimpft habt?