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Woplanele #13

Meine Lieben,

während ich diese Zeilen sitze, fühle ich mich wie ein einsamer Forscher in einer verlassenen Forschungsstation in der Arktis, der bis zum Schmelzen des Packeises und dem Eintreffen der nächsten Crew die Maschinen kontrolliert, Kaffee schlürft und längst überfällige Wartungsarbeiten erledigt.

Ich mag das Gefühl.

Die Kollegen sind ausgeflogen in den Urlaub, es stehen keine Termine an (nun ja, einer noch, meine Wichtelwertschätzung mit Dom, der mir nachher hoffentlich erklären kann, wieso irgendjemand dachte, ich würde DAS mögen) und endlich bleibt Zeit für die ganzen “Kleinigkeiten”, für die sonst nie Zeit ist, obwohl Zeit für sie sein sollte.

Die Webseite, uff. Die ganzen Texte, bei Patreon, bei Steady, auf der Webseite. Die Bilder. Habe ich schon uff gesagt?

Wenn ihr übrigens 2025 feststellt, dass sich an alledem überhaupt nichts getan hat, dann liegt das daran, dass ich mich stattdessen doch zu einem Embyro zusammengerollt und leiste vor mich hin geweint habe.

Oder ich habe zu viel Path of Exile 2 gespielt.*

Oder ich habe doch nach diesem Alien-Raumschiff unter der Forschungsstation in der Arktis gebuddelt, obwohl man nie nach Alien-Raumschiffen unter Forschungsstationen in der Arktis buddeln sollte. **

*Path of Exile 2 ist übrigens im Early Access, auf PC und Konsole. Ich spiele auf der PS5 und habe trotz langer Ladezeiten und gelegentlicher Verbindungsabbrüche eine Menge Oldschool-Action-Rollenspiel-Spaß. Wie Diablo 3, wenn Diablo 3 mehr Diablo 2 wäre, also weniger komfortabel und hochglanzpoliert, dafür nicht so hirnzersetzend einfach, dass ein dressiertes Opossum die Kampagne durchspielen konnte.

Oder ein wildes, was das betrifft.

**Wenn du jemals ein Raumschiff unter der Erde findest, im Packeis oder wegen mir auch hinten im Garten, wo der Bambus wächst, dann ist Buddeln die schlechteste Idee, glaub mir. Aus ausgebuddelten Raumschiffen kam in der ganzen Horror- und SF-Geschichte noch nie was Gutes raus. Rumfliegende Raumschiffe sind schon schwierig, aber eingebuddelte sind Spiel mir das Lied vom Tod auf Borg.

Der Kuchen ist gelogen

Meine Aussage, dass ich aus der gesamten Computer- und Videospielgeschichte nichts hätte, was ich mir auf den Unterarm tätowieren lassen würde (zu hören im aktuellen Sonntagspodcast), schlägt hohe Wellen. Finanzmärkte kollabieren, Regierungen werden ausgetauscht, sogar im Forum schreiben einige, dass das ja geradezu unverschämt von mir sei, nichts zu haben, was ich mir auf den Unteram tätowieren lassen würde.

Chill, Dudes. Bloß weil ich nichts habe, könnt ihr ja trotzdem ganz viel haben, und das freut mich total für euch. Ehrlich. Aber ich hab halt nichts.

Oder besser gesagt: Ich hatte halt nichts.

Denn im Zuge eurer Diskussion fiel mir (und auch anderen) Portal ein. Und dann dachte ich über “the cake is a lie” ein bisschen nach. Und dann dachte ich, dass man Portal eigentlich verdammt gut als Metapher auf das Entkommen aus der Sucht interpretieren kann - und auf die Strapazen, die einem der falsche Freund in den Weg legt, um einen daran zu hindern. Und an seine falschen Versprechen. Denn es gibt nie Kuchen.

Und jetzt hab ich was.

Danke.

Die Sache mit den Keys

Da die gewohnten Rubriken der exquisiten Nele wenig Sinn ergeben, wenn fast niemand da ist, der irgendwas macht oder spielt (und 90% der Branche ohnehin im Weihnachtsurlaub sind), trifft es sich gut, dass Hörer Till mich beim Wort nahm und mir interessante Fragen zur letzten Folge Blattkritik schickte. Die über das Veilguard-Sonderheft.

(Falls ihr auch mal in einer kostbaren Nele auftauchen wollt, dann schickt mir doch Interessantes an jochen@gamespodcast.de)

(Müssen keine Fragen sein. Schlaue Thesen gehen auch. Oder dumme)

Till hat nämlich einen GameStar-Podcast vom 1. November gehört, in dem GS-Chefredakteur Heiko Klinge unter anderem den spannenden Satz sagt, dass Keys (also jene Steam- oder Konsolen-Codes, mit denen man eine Vorabversion aktiviert, um rechtzeitig Tests oder - wie in diesem Falle - ein Sonderheft zu produzieren) von den Spiele-Herstellern sowohl “intern” als auch gegenüber Microsoft oder Sony “bezahlt” werden müssten.

Und meint damit nicht etwa (wie Till nachvollziehbarerweise vermutet), dass die GameStar für die Keys bezahlt oder sich der Hersteller irgendwie selbst Geld überweist, um in der Buchhaltung ein fehlendes Exemplar auszuweisen, sondern dass man nicht einfach drei Millionen Keys generieren und an die halbe Welt verteilen kann, bloß weil man lustig und heute internationaler Barfußtag*** ist.

Denn irgendwann - mutmaßlich weit bevor man sich Dimensionen nähert, die hinten sechs Nullen haben - kommen Microsoft, Sony, Steam oder Nintendo und sagen einem, dass es ganz knuffig wäre, wenn man sein Spiel zur Abwechslung auch mal verkaufen würde.

Womöglich tun sie das weniger schnucklig und mit mehr langweiligen Begriffen, die Juristen das Blut in den Adern gefrieren lassen, aber ihr merkt, worauf ich hinaus will.

Was uns zu der spannenden Frage bringt: Was kostet so ein Key eigentlich intern? Also in harten Dollar oder härteren Euro. Butter, Fische und der ganze Kram. Also habe ich nachgefragt. Und hier ist die Antwort:

Bei Sony und Nintendo 30% des Verkaufspreises des Spiels, also der Anteil der Lizengeber, ABER:

Ein gewisses Kontingent ist kostenfrei, die Rede ist bei Sony von 1.000 Keys, Nintendo staffelt nach Region (200 für Europa, 200 USA&Kanada, weniger für Australien, Japan usw.) und gilt generell als knauserig, zur Verwunderung von genau 0 Personen

Steam generiert kostenlos mehrere tausend Keys (die von Studios zu Release auch gerne blind an mehrere tausend Streamer verschickt und nie eingelöst werden), aber gegebenenfalls muss man die Menge begründen, wenn sie Steam zu hoch erscheint

Microsoft hat wohl ein kostenloses Kontingent von mehr als 1.000, aber ob es ähnlich wie bei Sony nach oben gedeckelt ist, wussten meine Quellen nicht, weil sie noch nie so viele Keys von Microsoft wollten/brauchten

***Das Internet behauptet, dass es tatsächlich einen No Socks Day gäbe, aber ob das stimmt oder nur wieder viele abgeschrieben haben, übersteigt sowohl den Rahmen dieser vortrefflichen Nele als auch mein Interesse

Ärger mit Adolf

Folgendes ist passiert:

Der USK ist aufgefallen - wohl aufgrund von Anfragen wie z.B. durch Christian Huberts (Öffnet in neuem Fenster) - dass der aktuelle DLC zu Hearts of Iron 4 mehr oder weniger kleine Bildchen von Hitler, Göring, Goebbels usw. zeigt. Und dass das ein Problem ist, weil Bilder von Hitler als verfassungsfeindliche Symbole gelten können (vereinfacht gesprochen) und nicht einfach mal so in der Weltgeschichte herumgezeigt werden dürfen, zumindest nicht hierzulande.

Aber Wolfenstein, ruft jetzt jemand. Da gab es doch ein Grundsatzurteil. Jetzt dürfen Spiele das alles doch zeigen.

Nun … nein, das gab es nicht. Jedenfalls nicht in dieser Form. Bei Wolfenstein kam endlich die gesetzliche Ausnahme zum Tragen, die Filme schon lange genießen, nämlich die sogenannte Sozialadäquanzklausel. Wieder vereinfacht gesagt: Verfassungsfeindliche Symbole dürfen in bestimmten Bereichen, zur Aufklärung beispielsweise oder in der Kunst (sofern kritisch) gezeigt werden. Ob ein Film oder ein Spiel diese Sozialadäquanz jedoch überhaupt besitzen, muss nach wie vor im Einzelfall geprüft werden, durch FSK oder USK. Man will ja aus gutem Grund keinen Persilschein für Hakenkreuze ausstellen und allen Neonazis die Symbole als vermeintliche Kunst durchgehen lassen.

Der DLC “Götterdämmerung” für Hearts of Iron 4 wurde zunächst nicht von der USK geprüft, denn das musste er gar nicht. Für rein digitale Inhalte, seien das DLCs oder Spiele in den App-Stores, sieht der Gesetzgeber keine Prüfung durch die USK vor, sondern eine Selbsteinstufung des Herstellers, das sogenannte IARC-System.

(Wer mal wieder ein Beispiel dafür brauchte, wie scheiße IARC ist, bitteschön!)

Es war also ein DLC zu kaufen, der verfassungsfeindliche Symbole ab 12 Jahren im Gepäck hatte, und das nicht wie bei Wolfenstein (wo man als Jude die Nazis abschlachtet) in einer eindeutig kritischen Art und Weise, sondern in einem Strategiespiel, in dem man mit den Nazis die Weltherrschaft erringen kann. Und das - wir erinnern uns z.B. an die entsprechende Nele von vor ein paar Wochen - nichts Kritisches über Bohrmann, Himmler und Co. zu sagen hat.

Problem.

Natürlich machten sich die üblichen Zensurschreier nicht die Mühe, das alles aufzudröseln, bevor sie Zensur schrien. Und leider auch nicht alle meiner Kolleginnen und Kollegen, dabei ist der Sachverhalt gar nicht schwierig. Und schon haben wir insofern den Salat, dass das eigentliche Problem (nämlich IARC, das es auch den Coinmasters dieser Welt erlaubt, ihren Dreck an Kinder und Jugendliche zu verteilen) im Hintergrund und das Gar-nicht-Problem, nämlich die deutsche Gesetzgebung und Rechtssprechung am Pranger steht. Dabei ist es - zumindest meiner Ansicht nach - gut und richtig, dass in diesem Land nicht einfach jedes Hakenkreuz als Kunst durchgewunken wird. Dass wir vor dem Hintergrund unseres geschichtlichen Erbes eben nicht sagen, ach, das passt schon. Dass wir beim Jugendschutz aufpassen, in welchem Rahmen Minderjährige verfassungsfeindliche Symbole zu Gesicht bekommen und Nazis spielen.

Was bei Paradox schiefgelaufen ist, dass die im USK-12-Hauptspiel geschwärzten Nazi-Bildchen durch den DLC plötzlich auch in Deutschland in bunt und Farbe und allen Details zu sehen waren? Vermutlich hat jemand nicht aufgepasst, das ist in solchen Fällen meistens so. Und eigentlich auch gar nicht besonders wichtig, es sei denn, man wolle Paradox eine ideologische Nähe zum Nationalsozialismus unterstellen, was Unfug wäre.

Viel wichtiger ist nämlich die Feststellung, dass Jugendschutz, den man einer Selbstauskunft des Herstellers überlässt, kein Jugendschutz ist.

Geschenke?

Seht es mir bitte nach, wenn ich euch an dieser Stelle noch einmal auf unsere wundervollen Geschenkmitgliedschaften (Öffnet in neuem Fenster) hinweise. Sie sind bekömmlich und erbaulich und sehr gut.

Außerdem werden wir zu den Feiertagen ein paar Backer-Folgen für alle Free-Feed-Abonennten freischalten, in der Hoffnung, dass diese Weihnachtsgeschenke neue Unterstützer gewinnen. Bitte wundert euch also nicht über plötzlich frei verfügbare Backer-Folgen, das ist alles Teils unseres perfiden Masterplans, die Weltherrschaft an uns zu reißen.

Aber erst gibt’s Kuchen. Diesmal wirklich.

Over and out

Jochen

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