Wochenplannewsletter #29

Meine Lieben,
ihr dachtet womöglich, dass heute kein Wohlfühlnewsletter erscheint, weil Ostermontag ist, aber ha!, da habt ihr die Rechnung ohne den Podcaster gemacht, ich begehe nämlich keine Feste, wo historisch nur nebulös belegte Menschen einen auf Walking Dead machen.
Wobei das so formuliert schon wieder ziemlich fetzig klingt …
Aber hey, wenn ihr Christentum und Auferstehung bravourös findet, dann lasst euch von mir Heidenkind nicht stören, hier wird niemand wegen Religion, Herkunft, Hautfarbe, Sexualität, körperlichen oder mentalen Einschränkungen diskriminiert, sondern ausschließlich wegen erwiesener Intoleranz oder unbotmäßigem Arschlochtum.
So zum Beispiel jener Hörer, der sich ausgerechnet kurz vor Ostern nicht zu blöd war, mir die Forderung zu mailen, wir sollten doch gefälligst die - ich zitiere - “Unterstützung für dieses arbeitsfaule Pack” sein lassen und damit meinte, dass wir Menschen in finanziellen Schief- und Notlagen unser Programm nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen sollten.
Ich habe von einer persönlichen Antwort abgesehen und antworte stattdessen in aller Öffentlichkeit:
Nope.
Und bloß damit Kackgesicht (so heißt er in meinem zugegeben infantilen Kopfkino, denn sein tatsächlicher Name ähnelt dem eines guten Freundes, und gute Freunde und ihre Namen besudelt man nicht) sich heute richtig ärgern kann, haben wir für das - ich zitiere - “arbeitsfaule Pack” gerade 500€ an die Obdachlosenhilfe der Malteser überwiesen, die sich unter anderem auch um Menschen ohne Krankenversicherung kümmert.

Wenn du Kackgesicht mit mir zusammen ärgern willst, bist du herzlich eingeladen, unser Kostenlos-Angebot für Hörer in prekären Lebenslagen zu unterstützen, indem du deinen monatlichen Abo-Beitrag erhöhst.
Bei Steady geht das über diesen Link und anschließend einem Klick auf Paket Wechseln:
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Natürlich kannst, darfst und sollst du stattdessen oder darüber hinaus auch direkt an eine wohltätige Organisation deiner Wahl spenden, zum Beispiel die Malteser (Öffnet in neuem Fenster). Ostern ist dafür auch dann ein guter Zeitpunkt, wenn dir nebulös belegte Leute, die einen auf Walking Dead machen, ebenso suspekt sind wie mir.
Im Namen des gesamten Teams und der versammelten coolen Menschen vor dem Bildschirm schließe ich mit den unsterblichen Worten:
Danke, Kackgesicht.
P.S. Google bei Gelegenheit mal den Streisand Effekt, Kackgesicht.
1 Meldung, 5 Gedanken
Verband der deutschen Games-Branche findet Koalitionsvertrag nicht ganz scheiße
Quelle:
https://www.game.de/game-verband-begruesst-koalitionsvertrag-und-fordert-starke-verortung-von-games-in-der-neuen-bundesregierung/ (Öffnet in neuem Fenster)Erster Gedanke: Der arme game-Verband. Als einigermaßen unwichtiger Lobbyverband (eine denkbar ungünstige Kombination, aber das nur am Rande) muss er sich bei der neuen Koalition irgendwie lieb Kind machen und einen einzigen nichtssagenden Satz in 146 Seiten Koalitionsvertrag begrüßen, als handele es sich um Manna vom Himmel.
Zweiter Gedanke: Der einzige nichtssagende Satz lautet: “Games sind ein Kulturgut und Innovationstreiber, daher wollen wir den Gamestandort durch steuerliche Anreize und verlässliche Programme fördern”, was nett klingt, aber quasi die politische Version von “so jung kommen wir nicht mehr zusammen” oder “es geht den Menschen wie den Leuten” ist. Streng genommen gibt’s noch zwei, drei andere Lippenbekenntnisse zu Games, aber der hier ist schon der Gipfel des nebelverhangenen Non-Commitments.
Dritter Gedanke: Die geforderte “starke Verortung von Games in der neuen Bundesregierung” ist wahrscheinlich eh schon DOA, also dead on arrival, tot bei Ankunft. Denn momentan steht noch nicht einmal fest, in welchem Ministerium die Games demnächst keine Rolle spielen.
Vierter Gedanke: Was wird es bald wieder ein Zetern und Greinen geben, dass ausgerechnet die Wachstums- und Innovations- und Zukunftsbranche Games in Deutschland so stiefmütterlich behandelt wird, so werde das nichts mit der Digitalzukunft des Landes, yadda-yadda, und prinzipiell ist schon was dran, aber vieles davon ist Ego und Eigennutz, denn seien wir ehrlich, selbst wenn wir die Kennzahlen der deutschen Gamesbranche auf magische Weise über Nacht verdoppeln, wäre ihre nationale oder internationale Bedeutung immer noch die eines Zweitligisten, der sehnsüchtig zur Bundesliga schielt und den Europapokal nur von RTL Plus kennt.
Fünfter Gedanke: Wir sollten politisch ohnehin weniger über einzelne Industrien (noch dazu so unbedeutende, scusi) sprechen als über den Umstand, dass Standortförderung ein Instrument des letzten Jahrtausends ist, mit dem sich die Herausforderungen des aktuellen vermutlich nicht bewältigen lassen. Spiele-Entwicklung wird nicht nur von Digital Natives gemacht, der ganze Prozess ist digital native, überall auf der Welt arbeiten Studios erfolgreich remote.
Wieso zum Kuckuck sollten sie das aus Deutschland tun?
Das wird meines Erachtens eine entscheidende Frage der Zukunft sein, und wer glaubt, sie lasse sich mit ein paar Steuererleichterungen und Fördermitteln lösen, für den hätte ich eine Flasche hochwirksames Schlangenöl, das erigierter, größer und begehrenswerter macht. Kaum ein anderes Industrieland ist für die digitale Zukunft schlechter aufgestellt, und damit meine ich nicht den Glasfaserausbau, auch wenn der die Kirsche auf der tranfunzeligen Torte ist. Ich meine hohe Steuersätze, die zu früh greifen, ich meine horrende Energiekosten, ich meine gewaltige Lohnnebenkosten, ich meine ein sündhaft teures, aber katastrophal kaputt gespartes Gesundheitssystem, ich meine Mieten aus der Hölle und Lebenshaltungskosten aus ihrem Vorhof und ich könnte noch stundenlang so weitermachen. Für jemanden, der buchstäblich von überall arbeiten könnte - und die Zahl dieser Menschen wird exponentiell ansteigen - ist Deutschland wirtschaftlich betrachtet so attraktiv wie ein Bauchschuss.
Was sonst noch passiert ist
Mich nerven häufig Kleinigkeiten, bei denen andere nur mit den Schultern zucken und “das ist doch nicht so wichtig” sagen. “Doch”, rufe ich dann im Ton eines frustrierten Kindes, das definitiv noch nicht müde ist, auch wenn schon nach Schlafenszeit geschlagen hat, “das ist voll wichtig, weil es mich nervt!” Und dann machen die anderen so ein Gesicht, als hätte ich etwas Unanständiges über Feldsalat gesagt und verlassen fluchtartig den Kontinent.
Aktuell nervt mich das Formatbild vom Magazin mit Sebastian. Wir benutzen das Bild schon seit 188 Folgen, es hat sich meines Wissens noch keiner darüber beschwert, aber es nervt mich. Es ist so … bieder. Wie ein VW Passat. In braun. Als Kombi.

Also habe ich einen Entwurf gebastelt, den ich Sebastian am Dienstag zeigen werde, worauf er so ein Gesicht macht, als hätte ich etwas Unanständiges über Feldsalat gesagt und fluchtartig das Bundesland verlässt.
Aber bevor der Entwurf den Weg des Dodo geht, seht ihr ihn auch, denn wozu einen Backstage-Newsletter haben und dann keine Entwürfe teilen?

Außerdem war ich letzte Woche bei einem Foto-Shooting. Das war dringend nötig, meine letzten halbwegs professionellen Bilder sind von 2014, und es ist ein unerfreulicher, aber gut nachgewiesener Umstand des Lebens, dass Attraktivität ein zentraler Faktor beim Aufbau von Sympathie ist, und Sympathie kann man gut brauchen, wenn man von möglichst vielen Menschen gehört werden möchte.
Nun will ich damit nicht behaupten, dass ich attraktiv sei. Sondern dass es mir ohne Zuhilfenahme von auf diesem Gebiet fachmännisch geschulten Spezialisten nicht gelingt, auf Fotos einigermaßen sympathisch aus der Wäsche zu gucken. “Lächel doch mal”, sagen gutmeinende Bekannte, und ich lächele, und sie bekreuzigen sich und ihre Kinder und verlassen fluchtartig den Planeten.
Und selbst wenn sie tapfer durchhalten, finde ich das Resultat garantiert noch schlimmer als sie. Es gibt aus 46 Jahren nahezu kein Foto, auf dem ich mich nicht mehr oder weniger scheußlich und fake finde.
Aber dank des tollen und mega-freundlichen Fotostudio Hirch in Darmstadt (nein, ich kriege keine Provision, aber sie haben sich das Sonderlob redlich verdient) habe ich jetzt 20 davon. Hier ist eins:

Ich erzähle das, weil Backstage-Newsletter, ihr erinnert euch? Und weil ihr die Bilder irgendwann (spätestens im Zuge der neuen Webseite) eh zu Gesicht bekommt. Und vor allem, weil ich überrascht war, wie sehr ich mich über ein gutes Foto von mir selbst gefreut habe, eins, das ich gerne teile und auf dem ich mich ausnahmsweise nicht fake und scheußlich finde.
Wenn ihr also mal nach einem Geschenk für einen lieben Menschen sucht, der (oder die) womöglich nicht das gewaltigste Foto-Ego hat, dann habt ihr jetzt vielleicht einen heißen Tipp.
Ich wünsche euch allen frohe Ostern, den Christen wie den Heidenkindern und allen anderen Glaubensrichtungen (außer den Satanisten, die werden wohl kaum frohes Extraleben für den Endgegner gewünscht bekommen wollen, andererseits, was weiß ich schon von Satanisten?), genießt den Feiertag und verbringt schöne Stunden mit guten Menschen.
Jochen
P.S. André hatte letzte Woche Geburtstag. Und war meines Wissens bei seiner Familie. Und liest vermutlich diesen Newsletter nicht, aber ich verstecke folgenden Aufruf trotzdem am Ende, damit es eine Überraschung bleibt (falls du das doch liest, André, DANN HÖR SOFORT AUF DAMIT):
Wenn jemand von euch eine Willkommen-Zurück-Botschaft an André hat, wenn ihr ihn in seinem Urlaub auch vermisst habt und ihn das wissen lassen wollt, wenn ihr es gar nicht erwarten könnt, sein liebreizendes Stimmchen wieder zu hören, wenn ihr ihm nachträglich alles Gute wünschen wollt, wenn ihr ihm einfach mal sagen möchtet, dass er eine verdammt coole Socke ist (wegen mir sogar Han Solo, aber wehe ihr sagt ihm das, ich werde alles abstreiten!), dann schreibt mir doch bitte eine Mail an jochen@gamespodcast.de (Öffnet in neuem Fenster)
Achtung: Nicht auf diesen Newsletter antworten, das sieht er sonst.
Er wird voraussichtlich Mitte Mai wieder zurück sein und dann würde ich ihm mit eurer Hilfe gerne eine grandiose kleine Welcome-Back-Bonanza bereiten.
Danke!